1. tz
  2. Stars

Jan spricht über seinen Bruder Götz George

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
Götz und Jan George bei der ­Premiere von "George" kürzlich in Berlin. © dpa

München - Götz George wird am Dienstag 75. Die tz sprach mit Jan George, dem älteren Bruder von Götz, über die beiden großen Künstler in seiner Familie.

Götz George wird am Dienstag 75 – und die ARD schenkt ihm einen Film, der zugleich seine größte Herausforderung ist. In dem Doku-Drama George (Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD) spielt der Jubilar seinen Vater Heinrich George, den Jahrhundertschauspieler, der wegen seiner Nähe zu den Nazis immer auch umstritten war. Die tz sprach mit Jan George, dem älteren Bruder von Götz, über die beiden großen Künstler in seiner Familie. Der 81-Jährige, der seinen Vater etwas distanziert „George“ nennt, lebt als Fotograf in Berlin, hat die ­Recherchen zum Film unterstützt und weiß, wie schwer es Götz fiel, diese Rolle zu spielen.

Herr George, Sie haben den Film bereits angeschaut. Wen sehen Sie in den Spielszenen – Götz oder Ihren Vater?

Jan George: Das ist schwer zu sagen. Götz spielt George fantastisch. Er bleibt dabei aber natürlich immer Götz.

Für Götz war es eine ungeheuere physische und psychische Belastung, Ihren Vater zu spielen. Hat er sich mit Ihnen darüber ausgetauscht?

George: Ausgetauscht weniger, ich war während der Dreharbeiten nur ein paarmal am Set. Aber ich weiß, dass es für ihn fürchterlich schwer gewesen sein muss.

Der Vater war für ihn immer eine Überfigur. Das zieht sich durch sein ganzes Leben. Haben Sie sich als großer Bruder da manchmal gesorgt?

George: Nein, das ist sein Problem. Wir als Familie waren immer sehr stolz auf ihn. Schon als er ein kleiner Junge war und Theater gespielt hat, haben die Leute „Bravo“ gerufen. Götz hatte immer Erfolg, und wir haben uns darüber gefreut. Manchmal vielleicht mehr als er selbst (lacht).

Hätten Sie sich jemanden anderes in der Rolle Ihres Vaters vorstellen können?

George: Nein, wir haben immer gedacht, Götz muss ihn spielen. Das war übrigens auch eine Voraussetzung des Senders. Und ich bin dem Intendanten des SWR wirklich dankbar, dass er diesen Film gegen viele Widerstände durchgesetzt hat.

Wer wollte den Film verhindern?

George: Es gibt immer Redakteure, die sagen: So einen Film können wir nicht machen. Der George war doch ein Nazi! Mit solchen Vorhaltungen leben wir als seine Söhne ein Leben lang.

Es gibt auch jetzt Vorwürfe. Einer lautet: Der Film glorifiziere Ihren Vater.

George: Ja, mit solchen Reaktionen haben wir gerechnet. Mir ist das inzwischen egal. George war kein Parteigenosse, er war kein Opportunist, hatte keinen Posten unter Hitler.

Götz sagt, Ihr Vater wurde benutzt und ließ sich benutzen. Ein Mitläufer.

George: Mitgelaufen sind wir doch alle. Ein ganzes Volk ist mitgelaufen. Es regt mich aber auf, dass im Zusammenhang mit George immer nur die Nazi-Filme Jud Süß, Hitlerjunge Quex und Kolberg genannt werden. Als wäre das sein Lebenswerk! Er hat über 60 Filme gedreht. Abgesehen davon war doch in der Zeit, wie man weiß, der Wille, etwas zu tun oder zu lassen, nicht frei! Oder? Und waren nicht auch noch ein paar andere Menschen zur Realisierung von Filmen nötig? George wollte spielen. Das war ihm das Wichtigste.

Sie waren 15, als Ihr Vater starb, 1946 in sow­jetischer Lagerhaft, Götz war acht …

George: … Ja, aber unser Vater blieb nach seinem Tod immer ein zentrales Thema in der Familie.

Sie leben beide in Berlin, Götz auch noch auf Sardinien. Sehen Sie sich oft?

George: Götz arbeitet ja die ganze Zeit (lacht). Und wenn er frei hat, düst er auf die Insel. Wir sehen uns also nicht so viel, auch jetzt nicht, an seinem Geburtstag. Aber ich werde mit meiner Frau auf ihn anstoßen – und auf diesen schönen Film.

Wenn Sie auf die Karriere von Götz blicken – in welcher Rolle fanden Sie ihn am besten?

George: Als Totmacher war er wahnsinnig gut, als Mengele in Nichts als die Wahrheit. Das sind Kultfilme.

Schimanski?

George: Das ist sowieso mein Lieblingsprojekt. Gerade die frühen Filme haben viel Stil.

Welchen Stellenwert hat Schimanski für Ihren Bruder?

George: Götz liebt den Schimanski. Ich glaube, das macht ihm richtig Spaß. Die anderen Filme sind dagegen richtig harte Arbeit.

Was wünschen Sie ihm zum 75.?

George: Ich wünsche ihm, dass er gesund bleibt und noch viele gute Filme drehen kann. Das ist seine Passion. Die Schauspielerei ist sein Leben – so, wie sie auch das Leben unseres Vaters war. Es geht ums Spielen. Spielen, spielen, spielen.

Interview: St. Thyssen

Sind Sie ein Kino-Kenner? Die besten Filmzitate

Auch interessant

Kommentare