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Karl Lagerfeld: Sein Leben und Wirken in der Modebranche

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Karl Lagerfeld ist am 19. Februar gestorben. Seine Karriere in der Modebranche war einmalig.
Karl Lagerfeld ist am 19. Februar gestorben. Seine Karriere in der Modebranche war einmalig. © picture alliance/dpa / Soeren Stache

Karl Lagerfeld (✝ 85) war einer der ganz Großen in der Modebranche. In seiner 60-jährigen Karriere durchlebte er viele Stationen. Ein Rückblick.

Karl Otto Lagerfeld galt als „Modezar“ und wurde als „Kaiser Karl“ gehandelt. Die 60-jährige Karriere des deutschen Modeschöpfers war einmalig. Er designte für zahlreiche Unternehmen, gründete seine eigenen Modemarken, war als Kostümbildner und Fotograf tätig. Er revolutionierte die Modewelt. Am 19. Februar 2019 starb der Modekönig im Alter von 85 Jahren.

Karl Lagerfeld: Seine Kindheit in Deutschland

Karl Lagerfeld wurde am 10. September 1933 in Hamburg geboren. Das Datum war lange Zeit nicht bestätigt. Der Modezar verstand es, sich zu inszenieren und spielte auch gerne mit seinem Alter. 2008 ließ er sich zum Beispiel zu seinem 70. Geburtstag gratulieren und wäre dementsprechend heute erst 81 Jahre alt, wie stern.de berichtete. Allerdings belegten Geburtsurkunden, die 2013 abgedruckt wurden, das Jahr 1933 als Lagerfelds Geburtsjahr, so welt.de.

Als Sohn des deutschen Unternehmers Otto Lagerfeld und dessen Frau Elisabeth wuchs Karl Lagerfeld in einem wohlhabenden Umfeld in einem Vorort von Hamburg auf. In den 30er-Jahren zog die Familie für einige Zeit auf das Landgut Bissenmoor, um das Ende des Krieges abzuwarten. Der Vater arbeitete währenddessen hart an seinem Dosenmilch-Imperium („Glücksklee“).

Die Mutter beschreibt der Designer gegenüber vogue.de als sehr dominant: „Die war ’ne Nummer! Gegen sie bin ich ganz bescheiden.“ So verbrachte der Modedesigner seine Kindheit häufig alleine und begann sich früh für Mode zu interessieren. Mit 19 Jahren zog Karl Lagerfeld nach Paris, um dort auf das Lycée Montaigne zu gehen, wie Lefigaro berichtet. Paris blieb für immer seine Heimat.

Über die Kindheit des Modezaren lesen Sie auch: Karl Lagerfeld verlangte bereits mit vier Jahren einen Diener.

Karl Lagerfeld: Beginn der Modekarriere in Paris

Bereits in jungen Jahren durchblätterte der junge Karl zahlreiche Modezeitschriften auf dem Dachboden des Landguts, wie er gegenüber der Zeitschrift Vogue erzählte. In Paris angekommen, begann Karl Lagerfeld anschließend als Illustrator im Modebereich zu arbeiten. Die Schule brach er ab, berichtet Spiegel Online

In den 1950er Jahren nahm er am Modewettbewerb „International Woolmark Prize“ teil und gewann in der Kategorie „Mantel“ mit einem selbst designten Exemplar. Ein weiterer Jungdesigner konnte sich beim Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats IWS ebenfalls beweisen. Yves Saint Laurent erhielt den Preis für das beste Abendkleid. Zwischen den beiden aufstrebenden Modeschöpfern, die die Modebranche revolutionierten, entwickelte sich zunächst eine innige Freundschaft. Doch Rivalität und Erfolgsdruck entzweiten sie immer mehr. Ihr Leben lang sollten sie Rivalen bleiben, wie der Spiegel berichtet.

Den „International Woolmark Prize“ gibt es auch 2019 noch:

Karl Lagerfeld: Erste Anstellung bei Pierre Balmain

Nach seiner gewinnbringenden Teilnahme an dem Wettbewerb startete Karl Lagerfeld seine erfolgreiche Modekarriere. Der Designer erhielt die Möglichkeit, bei Pierre Balmain einzusteigen. Karl Lagerfeld arbeitete als Assistent des Modeschöpfers und absolvierte während dieser Zeit eine Ausbildung zum Schneider. Innerhalb der dreieinhalb Jahre der Zusammenarbeit, ging unter anderem sein preisgekrönter Mantel in Produktion.

Karl Lagerfeld als künstlerischer Direktor bei Jean Patou

Die Arbeit als Assistent reichte dem ehrgeizigen Designer nicht lange. 1958 wechselte er daher zu Jean Patou und arbeitete als künstlerischer Direktor. Während dieser Zeit entwickelte er seine erste komplette Kollektion. Nach fünf Jahren endete sein Vertrag und Karl Lagerfeld begann freiberuflich für verschiedene Unternehmen zu designen. Außerdem begann er ein Kunststudium, das er nach drei Jahren abbrach.

Karl Lagerfeld bei der Modefirma Chloé

1963 wurde Karl Lagerfeld künstlerischer Direktor bei dem Modeunternehmen Chloé. Der Designer entwickelte dort einige Kollektionen und erfuhr zum ersten Mal weltweite Anerkennung. Während er in seiner Zeit bei Chloé besonders mit der Stilrichtung Art Déco experimentierte, entwickelte er eine Kollektion aus gekonnt eingesetzten, asymmetrischen Schnitten. In Kombination mit Schwarz-Weiß-Drucken erfreuten sich die Werke weltweiter Begeisterung und Karl Lagerfeld wurde als "Jahrhunderttalent" gefeiert.

Karl Lagerfeld: Seine ersten eigenen Unternehmen

Nebenbei entwarf Karl Lagerfeld außerdem eine Kollektion für das Unternehmen Fendi, das für seine Pelz- und Lederwaren bekannt ist. Er kreierte Designs für andere Modelabels und gründete 1974 sein erstes eigenes Unternehmen: „Karl Lagerfeld Impression“. Der Modeschöpfer entwickelte sein eigenes Parfüm und wurde zur Kunstfigur der Modewelt.

Karl Lagerfeld: Laufbahn bei Chanel

Im Alter von 50 Jahren wurde der künstlerische Direktor Teil des Chanel-Teams. Er wanderte von der Haute-Couture zur Prêt-à-Porter-Sparte und wurde 1984 Chefdesigner der Kollektion. Mit seinen modernen Ideen brachte er die Modelinie von Coco Chanel zurück zu altem Glanz. „Er war seiner Zeit voraus“, beschreibt ihn Alain Wertheimer, der CEO von Chanel.

Der einzigartige Modeschöpfer revolutionierte das „Kleine Schwarze“, Jacken und Anzüge von Chanel und die gesteppten Handtaschen. Seine unkonventionelle Art führte dazu, dass die Marke heute bei der jüngeren Bevölkerung ebenfalls angesehen ist. Während seiner langen Karriere bei der Luxus-Marke veranstaltete der Modeschöpfer riesige Fashion-Shows und beeindruckte weltweit mit seinen kreativen Ideen. Selbst Eisberge oder eine lebensgroße Eiffelturm-Darstellung organisierte der Künstler für seine Shows.

Karl Lagerfeld: Lagerfeld Gallery

Der Modeschöpfer hatte anfängliche Startschwierigkeiten mit seinem eigenen Label Erfolg zu haben. Sein erstes Unternehmen wurde häufig verkauft und ging durch viele Hände, brachte aber nie wirklich Gewinn ein. 1998 wagte der Modezar einen Neustart und gründete seine Modelinie „Lagerfeld Gallery“. Aus einer kleinen Damenkollektion entwickelte sich ein Unternehmen mit Boutiquen in Paris und Monaco. Darüber hinaus wurden die Designerstücke mehrmals auf Modeschauen in Paris präsentiert und auf Männermode ausgeweitet.

Karl Lagerfeld als Kunstfigur

Karl Lagerfeld schaffte es, während seiner langen Laufbahn als Modeschöpfer eine Kunstfigur zu werden. Eine „Karikatur“, wie der Designer es gegenüber Vogue selbst nannte. „Das ist einfach so passiert“, meinte er. Karl Lagerfeld fand sein Aussehen „stinknormal“ und natürlich, war sich jedoch bewusst, dass sich seine Vorstellung von Natürlichkeit von der anderer Menschen unterschied. Aber „Langeweile ist ein Verbrechen“, erklärte der Modedesigner.

Seit den 1970er Jahren trat Karl Lagerfeld mit weiß gepudertem Pferdeschwanz, schwarzer Sonnenbrille und hohem Stehkragen auf. Bis zu den 2000ern zierte sein Aussehen außerdem ein Handfächer. Nur einmal sah man den Modeschöpfer in letzter Zeit ohne sein Markenzeichen, die schwarze Sonnenbrille. 

Als Kunstfigur hielt Karl Lagerfeld sein Privatleben bewusst aus der Öffentlichkeit heraus.

Karl Lagerfeld: Wenige Informationen über sein Privatleben

Über das Privatleben des Modeschöpfers ist wenig bekannt. Karl Lagerfeld war ein Workaholic und arbeitete hart an seinen Designs und an sich selbst. Er wollte immer die Kontrolle behalten. „Ich bin gegen Gehenlassen, vor allem was mich betrifft“, sagte er der Vogue. So ließ er auch aus seinem Privatleben wenig durchblicken. Als Kunstfigur standen vor allem seine Werke im Vordergrund. 

Doch einige, wenige Details sind dennoch bekannt. In den 70er und 80er Jahren gab es im Leben des Karl Lagerfeld eine große und vermutlich einzige Liebe: Jacques de Bascher de Beaumarchais. Der charmante Franzose war 18 Jahre lang der dauerhafte Begleiter des Designers. "Er war der eleganteste Franzose, den ich je gekannt habe", erzählte Karl Lagerfeld laut dem I-D Magazin in dem Buch „Beautiful People“ von Alicia Drake. Den Designer faszinierte das Auftreten seines Begleiters. Bascher kleidete sich anders als der Rest der Bevölkerung. „Er war allen um Welten voraus“, so Lagerfeld.

Jacques de Bascher, der einstige Begleiter Lagerfelds, starb 1989 an Aids, berichtete das wmagazine. Zu Lebzeiten sorgte der Franzose für viel Aufruhr. „Das war ein Teufel mit dem Gesicht von Garbo“, schilderte sein Begleiter. „Er hat schreckliche Eifersuchtsdramen ausgelöst.“ Bascher verführte unter anderem Yves Saint Laurent und trieb den Keil der Rivalität noch tiefer zwischen die aufstrebenden Modedesigner. Auch andere Konflikte in der Modewelt waren dem jungen Franzosen geschuldet.

Karl Lagerfeld: Nicht nur Modeschöpfer

Doch Karl Lagerfeld, der mittlerweile auch eine Wachsfigur hat, hatte noch mehr zu bieten als Modedesign und Schlagzeilen. „Karl Lagerfeld entdeckte viele künstlerische Horizonte“, berichtet Chanel über den einstigen Modezaren. Der Designer entwarf Kostüme für Bühnenauftritte bekannter Sänger, fotografierte und entdeckte weltbekannte Models. „Ich habe Instinkt“, meinte der Modezar einst gegenüber Vogue. So entdeckte er unter anderem das Model Claudia Schiffer, die sich ebenfalls zu seinem Tod äußerte

Obwohl der Designer nie eine Schullaufbahn abschloss, hatte der preisgekrönte Lagerfeld eine gute Allgemeinbildung. „Ich liebe Bücher, ich liebe Zeitungen, ich liebe Papier“, so der Stardesigner einst. Knappe 300.000 Bücher zählten zum Besitz des Modezaren. Es ging ihm nicht darum alles zu lesen. Für ihn ging „eine Kraft von ihnen aus.“

Doch hätte der intellektuelle Designer jemals mit einer solchen Karriere gerechnet? 60 Jahre im Business, preisgekrönte Designs, atemberaubende Modeschauen und Einfluss in weiteren Branchen. Nein, das hätte sich der Modekönig wohl nicht erträumt. „Ich hätte nie gedacht, dass es so kommen würde“, erklärte Lagerfeld der Vogue. Mit ihm ist eine Modeikone gestorben.

Auch interessant: Karl Lagerfeld sorgte bereits vor seinem Tod für Sorge - er fehlte bei einer Chanel-Show.

chd

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