LaBrassBanda-Tubist bei Neujahrskonzert in Berlin

Berlin - Die Leiden eines bayerischen Tubisten bei den Preißn: LaBrassBanda-Mitbegründer Andreas Hofmair vertrat das „Kultur-Bayern“ beim Neujahrskonzert der Bayerischen Staatsregierung in Berlin.
Der Tubist riss die 200 illustren Gäste im Konzerthaus am Gendarmenmarkt mit seiner schrägen Mischung aus Kabarett, Jazz und klassischer Musik zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Wie Patrick Süskind in Der Kontrabaß schildert Hofmair amüsant seine Hassliebe zu seinem unförmigen Blasinstrument, das eigentlich nur von „strafversetzten Trompetern“ gespielt werde.
In den Vorjahren bestritten Münchens Top-Dirigenten Mariss Jansons und Kirill Petrenko das von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft gesponserte Kultur-Event. Nach derartiger Hochkultur war es für das Polit-Promi-Publikum (unter anderem mit Innenminister Thomas de Maizière, CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt und dem umstrittenen Bestseller-Autor Thilo Sarrazin) schon erst mal ungewohnt, dass da einer barfuß auf die Bühne tritt, tiefstes Bairisch spricht und dann auch noch dieses seltsam-klobige Instrument auf die Bühne hievt, das er liebevoll Fanny nennt.
Aber Hofmair, der auch Professor am Salzburger Mozarteum ist, spielt seine Tuba so virtuos und spießte in seiner Moderartion so hinterfotzig-witzig bayerisch-Berliner Themen auf, dass er die Hauptstadt-Prominenz im Nu um den Finger gewickelt hatte. So philosophierte Hofmair über den „binnenorchestralen Länderfinanzausgleich“: „Ein Geiger muss bei so einer Symphonie 20 000 Töne spielen, ein Tubist nur neun – und der kriegt trotzdem exakt das gleiche Geld! Das macht beim Geiger 1,5 Cent pro Ton, beim Tubisten aber satte 18,75 Euro!“
Aber jeder Tuba-Ton ist bei Hofmair sein Geld wert, egal ob er Vivaldis Vier Jahreszeiten, das zeitgenössische Tuba-Konzert seines Freundes Jörg Duda oder Jazz mit seiner Band Lowest Level spielt.
Begleitet wurde Hofmair vom Bayerischen Landesjugendorchester, aus dem er vor 16 Jahren rausgeflogen war, weil er „aus dem renommierten ein fröhliches Landesjugendorchester gemacht“ habe, wie es im Rausschmiss-Brief an seine Mutter hieß.
Die jungen Musiker stemmten das anspruchsvolle Programm in nur dreieinhalb Tagen Proben – und sie kamen beim Konzert so in Fahrt, dass sie beim anschließenden Empfang spontan noch bayerische Märsche und Oins, zwoi, gsuffa aufspielten: Bayerische Musiker können eben beides, Hochkultur und bodenständig!
Klaus Rimpel