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Lady Dianas Machtkampf mit der Queen

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Todestag Prinzessin Diana
Prinzessin Diana mit der ganzen royalen Familie. © dpa

Königin Elizabeth II. dachte, dass Diana Spencer die perfekte Frau für ihren Sohn Charles sei. Doch sie sollte sich täuschen. Denn die Prinzessin machte eine Metamorphose durch und brachte sogar die Monarchie mächtig ins Wanken.

Ein Land trauert, ein Volk trauert. Es ist der 1. September 1997, der Tag nach dem tragischen Unfall von Prinzessin Diana in Paris. Vor dem Buckingham-Palast in London versammeln sich Hunderttausende, sie liegen sich in den Armen, sie weinen, sie lassen ihren Gefühlen freien Lauf. Nur eine schweigt: Königin Elizabeth II. Sie ist in Balmoral, wie jedes Jahr, und verbringt dort den Sommer. Es soll fünf Tage dauern, bis sie sich zu einer Reaktion hinreißen lässt und zurück nach London reist. Fünf Tage, die ihre Regentschaft gefährlich ins Wanken bringen. Fünf Tage, die die eisige Beziehung zwischen Diana und der Königin in aller Kürze zusammenfassen.

Ende der 1970er-Jahre nahm diese Beziehung ihren Anfang. Elizabeth suchte verzweifelt nach einer Lösung, die Thronfolge zu festigen. Sohn Charles war mit fast 30 Jahren noch immer Junggeselle, seine Lieblei mit der verheirateten Camilla Parker-Bowles schmeckte der Königin überhaupt nicht. Eine geeignete Ehefrau sollte her und Diana war die perfekte Kandidatin. Sie, aus dem Hause Spencer, einer der angesehensten Adelsfamilien Großbritanninens, die die Etikette der hohen Gesellschaft beherrschte, wurde auserkoren, die Thronfolge der Windsors zu sichern. Die schöne Prinzessin, die hübsch genug war, um den Kronprinzen Charles zu schmücken, und die schüchtern genug war, um sich ohne Widerworte den starren, royalen Maßstäben zu unterwerfen. Die Königin dachte, mit Diana die perfekte Wahl getroffen zu haben. Wie sehr sie sich doch täuschen sollte.

Diana wurde ein Symbol

In den Anfangsjahren strahlte das junge Glück, der Plan der Königin schien aufzugehen. Die Hochzeit (1981) wurde zum Medien-ereignis, die Geburt der Kinder William (1982) und Harry (1984) machten das Familienglück perfekt. In der Öffentlichkeit präsentierte sich die Familie lächelnd, liebkosend, so, wie das Volk es erwartet hatte. Doch im Hintergrund begann es zu brodeln. Diana wurde immer mehr zum Medienstar – kein anderes Mitglied der Königsfamilie war so beliebt wie sie. Mit ihrer offenen und herzlichen Art war sie das Symbol einer neuen Monarchie, die die Distanziertheit des Köngshauses zu seinem Volk durchbrechen sollte. Ein völliges Gegenbild zu Königin Elizabeth. Ein Schwelbrand entflammte, ein Kampf zwischen Tradition auf der einen und Moderne auf der anderen Seite.

Emotionales Gefängnis

Und aus dem Schwelbrand entwickelte sich mit der Zeit ein unkontrolliertes Feuer, das bald in alle Richtungen ausschlagen sollte und kaum mehr zu kontrollieren war. Die Ehe mit Charles war bereits Ende der 80er-Jahre am Zerbrechen. „Es gab drei in unserer Ehe, es war also ein bisschen eng“, sagte Diana zwei Jahre vor ihrem Tod im November 1995 in einem BBC-Interview – gemeint war Charles Affäre mit Camilla Parker-Bowles. Zwar versuchte man, nach außen hin noch eine perfekte Fassade zu bewahren, doch die Klatschblätter zerrissen sich bereits die Mäuler über ein mögliches Eheaus zwischen Diana und Charles. Und die Königin? Sie erwartete von der Kronprinzessin nicht mehr als eiserne Disziplin und sturen Pragmatismus. Diana wurde in ein emotionales Gefängnis gesperrt, kontrolliert von Mächten, die über sie und ihr Leben entschieden. Es sollte schließlich Diana selbst sein, die sich aus diesem Gefängnis befreite. Und Königin Elizabeth in ihre tiefste Krise stürzte.

Diana hatte keine Lust mehr auf die Rolle als immer lächelnde Prinzessin, die nur nach einem Drehbuch lebt. Sie beschloss, das Drehbuch selbst zu schreiben. Immer öfter trat sie alleine in der Öffentlichkeit auf. Nachdem ihr die Königin die Unterstützung für eine Kampagne zur Unterstützung der Bekämpfung von AIDS untersagte, schüttelte sie wenig später vor laufenden Kameras die Hände HIV-infizierter Patienten. Diana verstand die Macht der Bilder – die Königin der Herzen war geboren. Und sie ließ die eigentliche Königin wie eine gefühlskalte Monarchin dastehen.

Dieser subtile Kleinkrieg nahm seinen Höhepunkt, als Diana die Hintergründe ihrer gescheiterten Ehe aus den Palastmauern hinaus trug und an die Öffentlichkeit ging. Sie arbeitete an einem Buch, und als erste Ausschnitte davon im Juni 1992 veröffentlicht wurden, war der Skandal perfekt, die Monarchie erschüttert. 1995 war es Elizabeth, die die Scheidung quasi per königlicher Anordnung befahl. Sie schrieb Diana und Charles jeweils einen Brief gleichen Wortlautes, in dem sie die offzielle Scheidung forderte. Es war der einzige Brief, den die Queen jemals handschriftlich an Diana richtete. Am 28. August 1996 wurde die Ehe geschieden. Ein Jahr später war Diana tot.

Und während das Volk trauerte, schwieg die Königin. Erst am 5. September traf Elizabeth in London ein, einen Tag vor Dianas Beerdigung. Als der Sarg am Buckingham-Palast vorbeifuhr, neigte die Königin ihr Haupt. Diana verlor ihr Leben, doch den Machtkampf mit der Queen gewann sie, denn Elizabeth merkte vermutlich gerade in jenen Tagen, dass eines unabdingbar für eine funktionierende Monarchie ist: die Nähe zum Volk. Das war es, was Diana in Perfektion beherschte und was bis heute noch im Buckingham Palace nachklingt. Das ist Dianas Vermächtnis und – die Queen mag es nie zugeben – hat die britische Monarchie so beliebt gemacht, wie sie heute ist.

Elizabeths schwerste Rede

Nach dem Tod Dianas hielt Königin Elizabeth II. ihre schwerste Rede überhaupt, in der sie Diana posthum über alle Maße würdigte. Hier einige Auszüge: „Es ist nicht einfach, dieses Gefühl des Verlustes auszudrücken, weil auf den anfänglichen Schock eine Mischung unterschiedlichster Gefühle folgen: Fassungslosigkeit, Unverständnis, Wut und Sorge für die Hinterbliebenen.(…) Was ich Ihnen nun sage, als Ihre Königin und als Großmutter, spricht aus meinem Herzen. Zunächst möchte ich Diana selbst meine Hochachtung erweisen. Sie war ein außergewöhnlicher und begabter Mensch. Niemals, in guten wie in schlechten Zeiten, verlor sie ihre Fähigkeit, zu lachen, und ihre Gabe, andere Menschen mit ihrer Wärme und ihrer Freundlichkeit zu inspirieren. Ich hoffe, dass wir morgen, wo immer wir auch sind, unseren Kummer über den Verlust von Diana und unsere Dankbarkeit für ihr viel zu kurzes Leben teilen werden.“

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