1. tz
  2. Stars

Nach Klage von Till Lindemann: ORF zensiert Rammstein-Artikel auf ungewöhnliche Art

Kommentare

Die Anwälte von Rammstein-Sänger Till Lindemann klagten gegen einen Bericht des ORF. Die Wiener Medienanstalt reagierte mit einer ungewöhnlichen Zensur.

Wien – Wie viele andere Medien hatte auch der Österreichische Rundfunk über Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann (60) berichtet. Gegen einen Online-Artikel gingen die Anwälte des Sängers gerichtlich vor und erzielten eine einstweilige Verfügung. Der ORF löschte den betreffenden Bericht aber nicht, sondern zensierte ihn auf originelle Art und Weise.

Klage gegen Till-Lindemann-Artikel: ORF muss Rammstein-Artikel zensieren

In den vergangenen Monaten wurde Rammstein-Star Till Lindemann immer wieder mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Das Ermittlungsverfahren der Berliner Staatsanwaltschaft wurde aber eingestellt – es konnten keine „objektiven Beweismittel“ vorgelegt werden. Im Nachgang gehen die Anwälte des Musikers nun gegen die rufschädigende Berichterstattung der vergangenen Monate vor. Auch den ORF hat es getroffen. Die Juristen erzielten laut DWDL vorm Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung gegen bestimmte Passagen des Artikels.

Die Anwälte gaben an, dass ein Bericht über die Kernvorwürfe, der im Text genannten Frau, untersagt seien – die entsprechenden Passagen seien zu entfernen. Auch der ORF selbst hat sich bereits zu Wort gemeldet und die Sachlage zusammengefasst. „Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass Zeit und Ort des geschilderten Vorfalls nicht offengelegt worden seien, wodurch Hr. Lindemann nicht die Möglichkeit erhalten habe, sich ausreichend zu verteidigen“, hieß es in einem Statement. Die Informationen seien allerdings bewusst nicht offengelegt worden, um die Anonymität der Frau zu gewährleisten, so der ORF.

Die Berichterstattung zu den Vorwürfen gegen Till Lindemann

Aufgrund des öffentlichen Interesses, das im Fall Till Lindemann besteht, berichten wir regelmäßig über die Vorwürfe. Entsprechende Artikel sind weder als Schuldzuweisung noch Verteidigung zu verstehen – im Gegenteil: Wir sind um eine neutrale Berichterstattung bemüht und versuchen, die Stimmen von Für- und Gegensprechern einzufangen, um ein ähnlich heterogenes Stimmungsbild wiederzugeben, wie es sich auch innerhalb der Gesellschaft abzeichnet.

Lindemann-Bericht nicht komplett gelöscht: ORF zensiert auf ungewöhnliche Art

Der betreffende Artikel ist nach wie vor auf der Homepage der Medienanstalt zu finden. Eindeutig ist aber zu erkennen, dass wesentliche Teile zensiert wurden. Der ORF verwendet in Headline, Vorspann und in mehreren Absätzen des Textes den Buchstaben X in Groß- und Kleinschreibung, um bestimmte Passagen unkenntlich zu machen. Offenbar bleiben Satzzeichen von der Zensur unberührt, denn Kommata und Punkte sind nach wie vor erkennbar. Auch Zitate können in den „Xxx Xxxxxxxxxxxxxxx“-Reihungen durch Anführungszeichen ausgemacht werden. Ein großes X scheint den ersten Buchstaben eines Nomens zu markieren.

Zu Beginn des Berichts, der am 24. Juli 2023 veröffentlicht wurde, weist der ORF darauf hin, warum der Artikel nur noch auf diese ungewöhnlich kreative Art zu lesen ist. „Aus rechtlichen Gründen wurden Passagen in diesem Text gelöscht. In der Originalversion des Berichts schilderte Beate H. ihre angeblichen Erfahrungen mit Rammstein-Sänger Till Lindemann“, heißt es in der Notiz unter anderem. Zwischen den zensierten Blöcken gibt es aber immer wieder Abschnitte, die von dem Gerichtsbeschluss offenbar nicht betroffen und unbearbeitet zu lesen sind.

Till Lindemann guckt böse.
Till Lindemanns Anwälte verklagten den ORF aufgrund eines Artikels. Der Text wurde nun ungewöhnlich zensiert. © Imago/ Zoonar

Trotz mehrerer gerichtlicher Erfolge wurde kürzlich bekannt, dass Till Lindemanns Plattenfirma auch nach dem Ermittlungsstopp weiterhin eine Zusammenarbeit ablehnt. Verwendete Quellen: DWDL, orf.at

Auch interessant

Kommentare