Moderator Ulrich Wickert kritisiert ZDF und ARD

Hamburg - Ulrich Wickert geht mit ARD und ZDF hart ins Gericht. In einem Artikel für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ rügt er seine ehemaligen Arbeitgeber aufs Schärfste.
Schelte von prominenter Stelle: Ex-“Tagesthemen“- Moderator Ulrich Wickert hat ARD und ZDF in scharfer Form gerügt, weil sie in seinen Augen nicht genug auf Nachrichten, sondern zu stark auf Unterhaltung setzen. In einem Beitrag für die “Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb der 66-Jährige am Donnerstag, dass - angefangen bei der Sprache - viele Redakteure von “Tagesschau“, “Tagesthemen“, “heute“ und “heute-journal“ nicht einmal den Satzbau beherrschten und Substantive wie “grobes Meersalz zwischen kurze Sätze“ streuten.
Wirklich geärgert habe er sich, dass in keiner Nachrichtensendung das neue Bundeskabinett vollständig vorgestellt worden sei. “Eine Sondersendung, einen “Brennpunkt“ etwa, hob niemand in das Programm. Das kann heute wohl keiner mehr verlangen. Freitag und Samstag gehören der Unterhaltung!“ Am Sonntag danach habe die FDP auf einem Parteitag den Koalitionsvertrag mit einem merkwürdig jubilierenden Guido Westerwelle verabschiedet - ARD aktuell habe seine Nachrichten mit einem Attentat im Irak aufgemacht. “Solche Attentate ereignen sich alle paar Tage“, schrieb Wickert. Einen Tag nach der Bundestagswahl habe die ARD keinen “Brennpunkt“ senden wollen. Dies sei eine Intendantenentscheidung gewesen. Dass es dann doch einen gegeben habe, sei der Intervention des Hauptstadtstudios und des ARD-Chefredakteurs zu verdanken gewesen.
Fehlendes Verständnis für Politik
“Es fehlt offenbar an einem Verständnis für die politische Grundversorgung“, so Wickert. Das habe man auch am 20. Jahrestag des Mauerfalls erleben können. Das französische Fernsehen France 2 habe das Ereignis gebührend gefeiert. Während Kanzlerin Angela Merkel an der Bornholmer Straße auftrat, seien in der ARD “Sturm der Liebe“ gelaufen, später “Verbotene Liebe“ und “Marienhof“, während die Feierlichkeiten in Berlin fortgesetzt wurden. “Es fehlt nicht nur an einem Sinn für die Verbreitung wichtiger, aktueller politischer Inhalte“, meinte Wickert. “Erst recht habe ich den Eindruck, es fehlt auch an der Einordnung.“
dpa