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Meinung: Darf ich noch guten Gewissens Nena, Xavier Naidoo oder Wendler hören? Nein!

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Soll man die Musik von Nena, Xavier Naidoo oder Michael Wendler weiterhin hören, obwohl diese Künstler mehrfach durch fragwürdige Äußerungen negativ aufgefallen sind? Die Meinungen mögen auseinander gehen – dabei gäbe es für einen Boykott gute Gründe.

Trotz diverser fragwürdiger Aussagen, die Nena im Zuge der COVID-19-Pandemie von sich gab, durfte die „99 Luftballons“-Sängerin am 21. Oktober bei Florian Silbereisens „Schlagerjubiläum“ in Leipzig auftreten. Damit bot der öffentlich-rechtliche Rundfunk (in diesem Fall ARD und MDR) der 62-Jährigen zum zweiten Mal in diesem Jahr in einer Samstagabendshow eine Bühne vor Millionenpublikum. Das sorgte nicht nur für teils massive Kritik, sondern wirft auch erneut die Grundsatzdebatte auf, wie man als Zuschauer oder Hörer damit umgehen soll.

Nach umstrittenem Nena-Auftritt in Silbereisen-Show – es ist Zeit, sein Hörverhalten zu hinterfragen

In der Debatte um Nena, aber auch Xavier Naidoo, Michael Wendler und Co. wird gerne vorschnell auf die Meinungsfreiheit hingewiesen. Doch der Begriff selbst wird mittlerweile inflationär verwendet. Die grundlegende Frage ist doch: Handelt es sich beim bewussten Verdrehen von Wahrheiten, die von Experten hinlänglich mit stichhaltigen Fakten belegt wurden, tatsächlich noch um eine Meinung? Ich finde nicht.

Schlagerstar Florian Silbereisen, daneben Nena (Fotomontage)
Zwischen Kunst und Künstler wird in den Heile-Welt-Shows von Florian Silbereisen allem Anschein nach kategorisch getrennt – doch das kann, wie im aktuellen Fall von Nena, durchaus nach hinten losgehen © Star-Media/Andreas Weihs/Imago

Es ist bedenklich, wenn große Stars die ihnen dargebotene Plattform nutzen, um öffentlichkeitswirksam ihre Agenda durchzubringen. Gerade in Zeiten wie der Corona-Pandemie spendet die Musik vielen Menschen Trost in ihrem sonst so beschwerlichen Alltag. Doch das Ziel, ihre Hörer von den Sorgen abzulenken, haben zuvor genannte Personen meiner Meinung nach deutlich verfehlt. Sie tragen mit ihren Aussagen dazu bei, dass die wachsende Verunsicherung und Spaltung innerhalb der Bevölkerung zunimmt – und das nicht durch logische Argumente, sondern in Form von vor irreführenden Halbwahrheiten strotzenden Stammtischparolen.

Das ist nicht nur gefährlich, sondern stellt auch die Hörer vor eine schwierige Entscheidung: Lassen sich Künstler und Kunst wirklich voneinander trennen? Wohl kaum, zumindest für mich nicht. Denn wer weiterhin die Musik entsprechender Künstler konsumiert, muss sich bewusst sein, dass er damit unweigerlich all jene unterstützt, die das Medium zweckentfremden – indirekt oder gar direkt. Denn zu schönen Melodien schwingt dabei auch immer störender Beiklang mit, den man sich viel zu selten bewusst macht.

Grenzüberschreitungen bei Nena, Xavier Naidoo und Co. – Verzicht kann verantwortungsvoll sein

Musik darf politisch, aber sicher nicht polemisch sein. Ich halte es für problematisch, wenn diese Grenze überschritten wird. Wir neigen gerne dazu, Persönlichkeiten, mit denen wir uns identifizieren, einen Freifahrtschein auszustellen. Würden wir derart großzügig auch mit Menschen innerhalb unseres eigenen Umfeld umgehen?

Wer etwa eine Oper von Richard Wagner hört, muss sich auch immer bedenken, dass der Komponist ein bekennender Antisemit war. Nur, weil jemand etwas „Schönes“ erschafft, hat er damit nicht das Recht erwirkt, dass ihm verziehen wird – im Gegenteil: Ruhm ist auch stets mit Verantwortung verbunden. Wer sich dieser entzieht, zwingt seine Hörer damit zu einem verantwortungsvollen Verzicht.

Abschließend bleibt zu sagen: Nicht Nena oder Xavier Naidoo waren unter den Kulturschaffenden die Leidtragenden der Corona-Pandemie. Sie haben als große Superstars längst ausgesorgt. Es sind diejenigen, deren Stimmen aufgrund eines geringeren Bekanntheitsgrads ungehört blieben und trotzdem wacker durchhielten. Höchste Zeit also, alten Hörgewohnheiten Lebewohl zu sagen und sich denen zuzuwenden, die sich nicht der Musik bemächtigen, um Ideologien durchzuringen.

Meinung: Darum sind Artikel über die Ehekrise von Stefan Mross und Anna-Carina total berechtigt

Über die Ehekrise von Stefan Mross und Anna-Carina Woitschack wird derzeit ausgiebig diskutiert und berichtet. Für die beiden Schlagerstars ist das mit Sicherheit unangenehm – doch entsprechende Artikel haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, wie Jonas Erbas in seinem neuesten Meinungsstück zu Mross und Woitschack erklärt.

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