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Neue CD! EAV-Sänger Eberhartinger im tz-Interview

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Erst redet der Eberhartinger (r.) so schnell, dass man kaum zum Luftholen kommt – und zur Belohnung würgt er tz-Redakteur Matthias Bieber auch noch …
Erst redet der Eberhartinger (r.) so schnell, dass man kaum zum Luftholen kommt – und zur Belohnung würgt er tz-Redakteur Matthias Bieber auch noch … © Götzfried

München - Nächsten Freitag erscheint die neue EAV-CD. Politisch wird's und gesellschaftskritisch, aber oft EAV-humorig verpackt: das tz-Interview mit Klaus Eberhartinger.

"Haben Ihnen die Spiegeleier geschm

EAV-Sänger Eberhartinger beim tz-Interview im Café Jasmin (Maxvorstadt).
EAV-Sänger Eberhartinger beim tz-Interview im Café Jasmin (Maxvorstadt). © Götzfried

eckt?“, fragt die freundlichen Bedienung im Café Jasmin den Klaus Eberhartinger. Seine Antwort: „Sehr gut! Gruß an die Biohühner!“ Zuvor hat er relativ düster über die Zukunft gesprochen, die Gefahren der Globalisierung, Dschihadisten – und dann das blitzschnelle Umschalten zu den Biohuhn-Grüßen. Die zwei Seiten der Ersten Allgemeinen Verunsicherung. In den 80ern gehörten der Banküberfall oder Märchenprinz zu den Untiefen jeder (bier-)seligen Party. Am Freitag erscheint das neue Album Werwolf-Attacke. Politisch wird’s und gesellschaftskritisch, aber oft EAV-humorig verpackt. Wir trafen den 64-jährigen Sänger im Café Jasmin („Schön, dös is ja wie in einem Wiener Kaffeehaus!“) zum Interview.

Herr Eberhartinger, das Titellied klingt ganz schön nach Rammstein …

Klaus Eberhartinger: Komisch, in Österreich sagt das keiner, in Deutschland jeder. Aber einen Werwolf kann man ja nicht wirklich in Dur und ohne harte Gitarre machen. Die Platte ist insgesamt düsterer.

Weil die EAV älter wird?

Eberhartinger: Natürlich! Du wirst auch älter. Das Schlusslied steht dafür exemplarisch. Das sind Thomas’ (Thomas Spitzer, Texter, Komponist, Sänger, Gitarrist von EAV, d. Red.) emotionale Plätze. Als wir beide als junge Leute in Stuttgart arbeiteten, fuhr ich Pakete aus, und er machte eine Erfindung. Weil er eine faule Sau war. Er erfindet, und ich muss die Pakete ausfahren. So ist das auch bei EAV …

Vor fünf Jahren war ja fast Schluss mit der Band …

Eberhartinger: Für Thomas schon. Er wollte nicht mehr und andere Sachen machen. Urlaub, Ausstellungen. Er ist ja Grafiker. Ich bin mit der Combo allein rumgetourt, was erst sehr seltsam war. Im vergangenen Jahr war auch für mich Schluss nach dem Kitesurf-Unfall in Afrika.

Was war passiert?

Eberhartinger: Mich hat’s ziemlich hi­gricht, als der Kite aufgestiegen ist und mich aus vier Metern aufs Meer owelassn hat. Ich hab sieben Rippen gebrochen, den Halswirbel angebrochen und mehr. Mich hat’s ja schon immer gebrezelt. Beim Fußball hat mir mal einer so einen Hackl neighaut. Seit meinem 29. Lebensjahr nennen mich die Amis Everhurtinger statt Eberhartinger …

Und trotzdem ging’s weiter?

Eberhartinger: Ja, mir geht’s wieder gut. Und der Thomas hat auch wieder Lust. Ende August 2014 haben wir uns richtig hingesetzt und am neuen Album gearbeitet.

Und die alten Hits gibt’s live auch, oder?

Eberhartinger: 60 bis 70 Prozent sind neue Sachen, da müssens durch im Publikum. Die alten Songs müssen dramaturgisch ins Programm passen, dann kommen sie. Und bei den Zugaben musst du natürlich schon die alten Sachen spielen, klar.

Je älter die EAV wird, desto politischer scheint sie zu werden …

Eberhartinger: Ich bin in Braunau aufgewachsen und habe früh beschlossen, dass das nicht meine politische Heimat wird. Wobei Braunau nicht brauner ist als anderswo. Bei uns ist der Hitler geboren, aber bei euch hat er Karriere gemacht. Ich war als Teenager stark links politisiert. Wir sind ja keine richtigen Musiker, den Thomas kenne ich seit 40 Jahren, seit der Zeit auf der Kunstgewerbeschule – und ­seine Schwester, in die ich unheimlich verliebt war. Schwarze Locken, tolle Oberweite, gescheit – aber auch nervig.

Und der Thomas?

Eberhartinger: Den schätze ich wegen seiner großen Kreativität. Vor 35 Jahren fragte er mich: Was is? Wir brauchen einen Neuen in unserer Band! Wir haben uns drei Tage niedergsoffn und dann angefangen zu proben. Das war eine wilde Zeit … In Österreich kannte uns keine Sau, aber in Deutschland zogen wir durch alle Clubs. Nach uns sind ein gewisser Otto Waalkes oder Udo Lindenberg aufgetreten. Und ich erinnere mich ans Quartier Latin in Berlin, da haben so Mittelschichten-Buam gespielt, die Die Ärzte geheißen haben. Aber aus jetzt: Das neue Album ist fertig, und wir nagen ganz gut am Puls der Zeit.

Einige Themen?

Eberhartinger: Früher haben wir unsere Kreuzritter nach Osten geschickt, jetzt schicken sie ihre. Wir sind jetzt die Ernste Allgemeine Verunsicherung. Die Zeit ist böser geworden. Der türkische Präsident will das Kalifat wieder einführen, China hat sich dem Kapitalismus mit Haut und Haaren verschrieben, es gibt Religionskriege wie seit dem Mittelalter nicht mehr. Es ist richtig, vor den Dschihadisten Angst zu haben, die habe ich auch. Aber dass Pegida diese Angst instrumentalisiert, verursacht einen Flächenbrand. Islamfeindlichkeit führt zu Ausländerfeindlichkeit – und dann sind wir genau da, wo wir nicht hinwollen.

Gehört der Islam zu uns?

Eberhartinger: Natürlich! Wir haben ihn ja schon. Natürlich haben Muslime das Recht, hier zu sein. Natürlich haben wir Unglaubliches versäumt bei der Integration – aber das ist kein Freifahrtschein, sich nicht an unsere Werte zu halten.

Interview: Matthias Bieber

Werwolf-Attacke von der EAV ist ab­ kommenden Freitag im Handel. Am 27.2. gastiert die Band im Deutschen Theater (ausverkauft).

Aus dem Lied „Pfeif drauf“:

Null IQ, blinde Kuh,

Trululu, Senf dazu.

Wer nichts weiß,

der redet viel –

Wurstsalat, du bist mein Ziel!

(…)

Vatikan, Taliban –

Politik geht mich nichts an,

dafür bin ich taub und blind,

solang’ ich zum Kühlschrank find.

Pfeif drauf, pfeif drauf.

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