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Paris Hilton kämpft gegen Bohrtürme vor Mallorca

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Paris Hilton
Die Hotelerbin Paris Hilton kämpft gegen Öl-Bohrtürme vor den beliebten Urlauber-Inseln Mallorca und Ibiza. © dpa

Madrid/Palma  - Paris Hilton ist für aufsehenerregende Aktionen bekannt - jetzt tritt das Glamourgirl als Umweltschützerin auf und kämpft gegen Öl-Bohrtürme  vor den beliebten Urlauber-Inseln Mallorca und Ibiza.

Bohrtürme am Ballermann? Ölpestgefahr vor Ibiza? In den Gewässern um die spanischen Mittelmeerinseln und auch vor den Kanaren soll nach Öl gesucht werden. Die Pläne wecken zunehmend Sorgen und Proteste. Auch bei Paris Hilton. Am Samstag wollen Tausende ihrem Unmut Luft machen.

Wenn das Glamourgirl und der urige Fischer an einem Strang ziehen

Sie haben eigentlich rein gar nichts gemein, aber Glamourgirl Paris Hilton und der urige Fischer Joan Cànaves machen dieser Tage gemeinsame Sache. Unterstützt werden sie von einem so bunten wie ungewöhnlichen Zusammenschluss aus Umweltschützern, Promis, Unternehmern und Hoteliers - aber auch aus Politikern, die sonst miteinander eher um die Wette streiten. Sie alle wollen zusammen mehrere Projekte zur Ölsuche kippen, die schon bald in den Gewässern rund um die spanischen Urlaubs- und Partyinseln Ibiza und Mallorca aufgenommen werden sollen. Auch die Kanaren sind betroffen.

Cànaves schnauft vor Wut, spricht von einer „totalen und absoluten Ablehnung“ der von der konservativen Regierung in Madrid bereits abgesegneten Pläne. „Vor allem bei den Menschen, die hier täglich hinaus aufs Meer müssen, ist die Sorge sehr groß“, sagte der 54-jährige Präsident der Fischergewerkschaft der Balearen vor ein paar Tagen vor Journalisten in Palma de Mallorca. Die Fischer befürchten, dass die vorgesehenen seismischen Tests zur Erforschung von Öl- und Gasquellen zu einem Rückgang der Fischfänge um bis zu 70 Prozent führen und somit die Existenz unzähliger Familien bedrohen könnten.

Der Schall der bei der Suche eingesetzten Druckluftkanonen - mit rund 250 Dezibel fast doppelt so laut wie ein Düsenflugzeug - könnte unter anderem auch Wale, Pottwale und seltene Streifen-Delphine in große Gefahr bringen, befürchten Experten. „Wirbellose Tiere wie Tintenfische werden stärker in Mitleidenschaft gezogen. Meeressäugetiere sind schnellere Schwimmer und können sich besser schützen, aber immun sind sie deshalb nicht“, sagte der katalanische Bioakustik-Experte Michel André. „Der Lärm kann ihre Fähigkeit zur Kommunikation und zur Nahrungssuche reduzieren und sie auch zur tödlichen Strandung treiben.“

Druckwelle tötet Tiere

Ganz schlimm wird es, wenn etwa ein Wal weniger als 500 Meter von der Lärmquelle entfernt ist. „Dann ist es so, als ob das Tier von der Druckwelle einer Bombe getroffen wird, es kann sofort tot sein“, sagt André. Die in den verschiedenen Projekten verwickelten Unternehmen, wie Cairn Energy oder das spanische Repsol, das vor der Kanaren-Insel Fuerteventura nach Regierungsangaben schon im Sommer unter anderem mit dem deutschen Energiekonzern RWE nach Öl forschen soll, beteuern derweil: Wir haben Mittel, um auf die Meeresfauna aufzupassen.

Kanaren leiden unter Arbeitslosenrate

Energieminister  José Manuel Soria  fährt unterdessen Argumente auf, die er in Krisenzeiten für gewichtiger hält: Die Kanaren hätten selbst nach einem guten touristischen Sommer eine auch für spanische Verhältnisse sehr hohe Arbeitslosenrate von 35 Prozent. In Madrid hofft man, allein vor den Kanaren 20 Jahre lang 140 000 Barrel Öl pro Tag fördern zu können. „Ein wirkliches Drama“ für die Inselgruppe im Atlantik etwa 100 bis 500 Kilometer westlich des südlichen Marokko wäre es, so der Minister, „nur dann, wenn die Ölsuche negativ verlaufen sollte.“ Einen Vorschlag der Regionalregierung der Kanaren, ein Referendum über die Ölprojekte abhalten zu lassen, wies Soria energisch ab. Die genehmigten Suchvorhaben würden stattfinden.

Die Ölsuche soll auf einer Meeresfläche von Zehntausenden Quadratkilometern nur 48 Kilometer vor Ibiza und 60 Kilometer vor der kanarischen Küste über die Bühne gehen. Das wollen die Gegner jedoch nicht so einfach hinnehmen. Paris Hilton, als DJ Dauergast auf Ibiza, rief ihre 14 Millionen Follower auf Twitter und Instagram auf, Maßnahmen gegen das drohende „Unheil“ zu ergreifen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie (die Insel) zerstören“, fügte die 33-Jährige an. Auch viele andere Promis wie DJ-Star David Guetta, Supermodel Kate Moss, Sänger James Blunt oder Mick-Jagger-Tochter Jade stiegen in den Sozialen Netzwerken auf die Barrikaden. Beliebt dabei: Selfies und Plakate mit Aufschriften wie „No Oil in Ibiza“.

Paris Hilton: Ihre besten Sprüche

Die Bewegung „Save Canarias“ hatte bis Freitag mehr als 50 000 Unterschriften von Unterstützern gesammelt. Auf den Balearen, wo die Projekte etwas hinterherhinken, brachte es die Initiative „Aliança Mar Blava“ vorerst auf über 33 000. Für Samstag rief sie auf Ibiza und Formentera zu einer großen Protestdemo auf. Mitmachen werden dann auch viele Touristen. Der 24-jährige Günther aus Bern will dazu extra aus Palma anreisen. „Die machen unsere Inseln nicht kaputt“, tönt er.

Die Gäste seiner Inseln hat Balearen-Premier José Ramón Bauzá denn auch fest im Blick, wenn er sich wegen der Projekte mit seinen Freunden der in Madrid regierenden Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy anlegt. Es gehe nicht nur um Ökologie, sagt er. „Wir brauchen kein Erdöl zu suchen. Unser Erdöl ist der Tourismus“, verkündete er auf einer Protestveranstaltung Seite an Seite auch mit linksgerichteten Politikern. Echauffiert hat sich deshalb kein einziger seiner Wähler. Wie schrieb doch die „Diario de Mallorca“? „Wenn bei uns der Tourismus gefährdet wird, zittern alle.“

dpa

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