Moderatorin Sonja Zietlow: "Ich fühle mich schon fast als Bayerin“

München - Es ist diese freche, spontane Art, die alle Zuschauer an Sonja Zietlow so lieben. Ja, die gebürtige Rheinländerin ist die vielleicht beliebteste Moderatorinnen im deutschen Fernsehen.
Was viele nicht wissen: Die 47-Jährige lebt schon seit über zwölf Jahren in Bayern, ganz in der Nähe von München. Unser tz-Redakteur Armin Geier traf sich mit der einzig wahren Dschungelkönigin und sprach mit ihr über Spaß, Superstars und schlechte Schauspieler:
Hallo Frau Zietlow, sagen Sie mal was, damit unser Gespräch zu den besten 25 Interviews aller Zeiten zählt.
Sonja Zietlow (lacht): Oh Gott, jetzt bin ich unter Druck.
Jeder fragt sich immer, ob Sie privat genauso lustig und schlagfertig sind wie vor der Kamera.
Sonja Zietlow: Tatsache ist: Beim Dschungel-Camp beispielsweise habe ich natürlich großartige Autoren. Ich verstelle mich aber nicht vor der Kamera. Manches kommt schon spontan. Soll es auch.
Wie zum Beispiel?
Sonja Zietlow: Naja, Helena Fürst als Kandidatin hat mich heuer echt zur Weißglut gebracht. Sie war teils so unkollegial, dass ich mich einfach über sie aufregen musste. Das war nicht geplant. Auch bei den Dschungelprüfungen ist nichts vorgeschrieben.
Dürfen Sie eigentlich immer sagen, was sie wollen?
Sonja Zietlow: Meistens. Ich bin schon lange dabei. Das ist von Vorteil. Aber dieses Mal durften wir nichts gegen Dieter Bohlen oder Sylvie Meis sagen.
Echt? Warum das denn?
Sonja Zietlow: Genau steige ich da nicht hinter. Wir haben die doch immer etwas auf den Arm genommen. Aber irgendwie war das ein sensibles Thema.
Ärgert Sie das?
Sonja Zietlow: Naja, Ärgern ist vielleicht übertrieben. Ich verstehe es nicht. Wir machen ja auch nicht davor Halt, uns selbst durch den Kakao zu ziehen. Wir sind sozusagen immer frech, aber auch immer ehrlich.
Ich glaube, genau das merkt der Zuschauer. Und sie sind daher so beliebt.
Sonja Zietlow: Glauben Sie? Das klingt gut.
Sind Sie nun privat auch so lustig?
Sonja Zietlow: Naja, irgendwie manchmal schon. Aber ich bin auch kein Dauer-Clown. Eigentlich würde ich mich sogar als ein bisschen spießig bezeichnen.
Spießig?
Sonja Zietlow: Ja, ich geh gerne mit meinen Hunden spazieren. Wenn ich frei habe, lieg auch lange im Bett und lese, surfe im Internet. Mein Mann werkelt zeitgleich ein bisschen im Garten rum. Alles stinknormal. Ich gebe auch selten Interviews, oder gehe auf den roten Teppich. Ich nehme mich da nicht so wichtig.
Sie wohnen seit zwölf Jahren in Bayern.
Sonja Zietlow: Ja, südlich von München. Ich liebe es hier. Würde nie weg wollen. Ich bin ein Naturmensch. Die Berge gleich in der Nähe, die Seen. Perfekt. Ich liebe Bayern.
Und das als gebürtige Rheinländerin? Sind wir Bayern Ihnen nicht zu grantig?
Sonja Zietlow: Nein, ganz im Gegenteil. Der Bayer sagt immer, was er denkt. Das mag ich. Da läuft nix hintenrum. Nix Falsches. Er sagt sowas wie: ‚Frau Zietlow, i mog sie ja eigentlich ned, aber…‘ Das ist doch herrlich. Da weißt du gleich, an was du bist. Und ich muss dann immer schmunzeln.
Klingt, als ob Sie gerne Bayerin wären?
Sonja Zietlow: Klar. Daran arbeite ich jeden Tag (lacht). Ich fühl mich auch schon so. Auch, wenn ich eine Zuagroaste bin. Das hier ist meine Heimat – längst nicht mehr Bonn, wo ich geboren oder Bergisch Gladbach, wo ich aufgewachsen bin. Auch wenn das meine Mutter das eine ganze Zeit nicht verstehen konnte.
Wenn man im Internet Ihre Biografie anschaut – egal wo – kommt immer als Besonderheit, dass Sie ausgebildete Pilotin sind.
Sonja Zietlow: Komisch, oder? Wie wenn das als Frau nun so besonders wäre. Dabei saß ich nur im Cockpit, hab Knöpfe gedrückt. Jedenfalls war mir schnell klar, dass das nicht alles gewesen sein kann.
Also ab zum Fernsehen…
Sonja Zietlow: Eigentlich wollte ich immer Schauspielerin werden. Aber meine Mutter hat mir das ausgeredet.
Warum das?

Sonja Zietlow: Sie sagte, Schauspielerei sei brotlose Kunst. Viele würden unter der Brücke leben. Ich war ein kleines Mädchen, dachte: ‚Ohje, dann ist das Nix für mich...unter der Brücke...“
Also Moderatorin.
Sonja Zietlow: Ja. Und jetzt gehöre ich schon zu den Alten – und mach mir Sorgen um den Nachwuchs.
Inwiefern?
Sonja Zietlow: Na, da kommt nicht wirklich was nach, oder? Wo sind die jungen Gottschalks oder Jauchs oder Zietlows (zwinkert mit den Augen). Spontan, frech und eloquent. Besonders bei den weiblichen Kollegen scheint sich alles nur ums Aussehen zu drehen. Hübsch muss sie sein. Oder die Frau oder Ex von XY. Der Rest ist egal.
Schauen Sie deutsche Unterhaltungsshows?
Sonja Zietlow: Ehrlich? Da muss ich jetzt vorsichtig sein (lacht). Ich schau sie eher selten. Ich bin begeisterter Serienfan: Game of Thrones zum Beispiel. Oder gerade etwas ganz kitschiges: Heartland- ein Paradies für Pferde. Da sitze ich bis tief in die Nacht hinein vorm Fernseher. Und weil ich nah am Wasser gebaut bin, heul ich bei allen traurigen oder rührseligen Szenen dann immer mit. Bei diesen Serien begeistern mich schon allein die großartigen Schauspieler.
Aber wir Deutschen haben doch Veronika Ferres.
Sonja Zietlow: Ja! Und Maria Furtwängler. Womit wir wieder beim Punkt wären (grinst).
Was viele nicht wissen: Sie haben auch einen Verein rund um Hunde ins Leben gerufen.

Sonja Zietlow: Richtig. Wir fördern zum Beispiel die Tiergestützte Therapie mit Hund. Um traumatisierten oder chronisch kranken Kindern eine bessere Lebensqualität zu geben.
Also wie Delfin-Therapien?
Sonja Zietlow: Das könnte man vergleichen. Nur, dass ein Hund günstiger ist, man nicht ans Meer reisen muss. Schön ist, dass man den Kindern damit eine riesige Freude machen kann, weil es die Tiere halt nicht interessiert, ob jemand im Rollstuhl sitzt oder schwerkrank ist. Sie wollen nur spielen. Ich selbst betreue mit meiner ausgebildeten Besuchshündin Lila ein Kind im SOS Kinderdorf in Dießen.
Sie machen auch Mantrailing – haben die schonmal jemand gefunden?
Sonja Zietlow: Klar. Im Training ständig. In den Einsatz gehe ich allerdings nur, um verschwundene Tiere zu suchen.
Wie geht das?
Sonja Zietlow: Der Hund bekommt einen Geruchsartikel des vermissten Tieres und nimmt so seine Spur auf. Natürlich sind wir ein ganzes Team, ein Hund alleine schafft das nicht. So konnten wir Elmar Wepper helfen, seinen vermissten Hund zu finden.
Zurück in den Dschungel. Die Show haben teils acht Millionen Leute angeschaut. Stolz?
Sonja Zietlow: Nein. Das ist ja der Verdienst eines riesigen Teams. Man freut sich darüber, aber stolz bin ich auf anderes.
Auf was?
Sonja Zietlow: Dass eine Figur von mir im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in Berlin steht. Und es gibt weltweit nur 2000 Menschen, von denen Ebenbilder angefertigt wurden. Dass die mich ausgewählt haben, hat mich echt gefreut. Und das Beste
ist: Da alterst du nicht (lacht).
Interview von Armin Geier
Sonja Zietlows Lebenslauf
Sonja Zietlow hatte schon immer Unterhaltung im Blut: Gleich nach dem Abitur arbeitete sie unter anderem als Animateurin im Club Med. Ihre ersten TV-Sendungen waren das Kinderprogramm Bim Bam Bino, die Gameshow Hugo und die Sendung Hotzpotz, in der sie skurrile Werbespots aus aller Welt vorstellte. Später bekam sie dann ihre eigene Talkshow Sonja. Seit 2002 ist Sonja Zietlow mit dem TV-Autor Jens Oliver Haas verheiratet. Er schreibt den Großteil ihrer Moderationstexte.