Sein erster Weg führte Yuri, einst ein leitender Ingenieur, zum Arbeitsamt. Doch dort bekam er den Rat: „Lassen sie die Jungen arbeiten. Sie sind zu alt.“ Damit musste sich der Techniker, der ein Leben lang für sich und seine Familie gesorgt hat, abfinden. Zumindest die Sprache lernte er aber. Denn „nur wer die Sprache kann, gehört dazu.“
Ohne Hilfe hätte es das Ehepaar nicht geschafft, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. „Es war ein Segen, dass wir bei der Münchner Tafel Lebensmittel holen durften.“ Immer wieder betont der 87-Jährige: „Ich bin so dankbar, dort Gast sein zu dürfen.“ Dass ihm gerade die Worte fehlen, liegt nicht an seinen fehlenden Sprachkenntnissen. Er und seine Frau sind gerührt von all der Hilfe, die sie bekommen. „Ich weiß nicht, was wir ohne die Münchner Tafel machen würden.“ Denn Rente aus der Ukraine bekommen sie nicht – trotz der über 40 Jahre, die der Ingenieur und die Bibliothekarin gearbeitet haben.
Einmal in der Woche ist Yuri berechtigt, bei der Tafel Lebensmittel zu holen. „Jedes Jahr werden wir mehr Menschen, die darauf angewiesen sind.“ Auch eine andere Tatsache hat der 87-Jährige beobachtet: „Früher kamen die meisten Hilfsbedürftigen aus fremden Ländern, jetzt sind es immer mehr Deutsche, die zur Tafel kommen. Vor allem Rentner.“
Die Mittel der Tafel sind begrenzt. Das bekommt auch das Ehepaar zu spüren: „Ich kann nicht sagen, dass wir Hunger leiden, doch früher waren die Zuteilungen größer.“ Es wird von Jahr zu Jahr weniger. Geld, um essen zu kaufen, haben die beiden Rentner kaum. Die meiste finanzielle Zuwendung gehe für die Medizin drauf, sagt der 87-Jährige.
Dem gebürtigen Ukrainer war es immer wichtig, dass er sich nicht nur von der Tafel versorgen lässt, sondern auch selbst aktiv mit anpackt: 20 Jahre half er da, wo es nötig war. Er war Dolmetscher und Aufsicht. Seinen Einsatz hat er erst mit Ausbruch der Pandemie beendet.
Gastfreundschaft heißt für den Wahl-Münchner auch, Besuchern etwas mit auf den Weg zu gebeben. So auch diesmal in Form eines Glases aus eingemachtem Gemüse. Es wäre unhöflich, dies abzulehnen, das macht Yuri zum Abschied unmissverständlich klar: „Wir haben so viel bekommen, wir wollen auch etwas zurückgeben.“
Dann sagt er einfach nur noch einmal Danke. Danke, dass er hier mit seiner Familie ein neues Leben beginnen durfte. (Stephanie Ebner)
Die Ukrainer essen viel Fleisch, vor allem Schweinefleisch, aber auch Rind und Lamm. Reichhaltige Suppen und Eintöpfe sind ein Muss. Besonders zu Festtagen. Neben Fleisch spielen Gemüse eine wichtige Rolle in der ukrainischen Küche. Kartoffeln, Fleisch, Früchte, Pilze, Beeren oder Kräuter sind in vielen Rezepten zu finden.
Hlechyk – Eintopf im Tontopf gegart
(für 4 Personen)
600 g Fleisch
450 g Kartoffeln
200 g Pilze
150 g Karotten
1 große Zwiebel
2 Knoblauchzehen
400 ml Brühe
Salz und Pfeffer
eventuell Koriander (nach Geschmack)
Zubereitung:
1. Fleisch, Kartoffeln, Karotten und Pilze in Würfel schneiden.
2. Alle Zutaten nacheinander in der Pfanne mit Pflanzenöl anbraten. Die Zutaten anschließend in die Töpfchen schichten und würzen. Das heißt, es werden alle Zutaten zusammen in dem Topf gegart. Zutaten, die länger brauchen wie z.B. Fleisch, kommen dabei nach unten und Kartoffeln und Gemüse werden darüber geschichtet.
3. Mit Brühe aufgießen und mit dem Deckel verschließen, im Backofen bei 190 Grad fertiggaren.
4. Wer will, bestreut das Gericht zum Schluss mit Korianderblättern.
Tipps:
- Die Töpfchen aus Ton muss man mindestens 30 Minuten vor Verwendung gut wässern.
- Wer keinen ukrainischen Tontopf hat, kann stattdessen einen Römertopf (im Backofen) oder unglasierte Tajine mit tiefem Unterteil benutzen.
- Den Abschluss bildet oft eine Schicht Tomaten, was für eine leckere tomatige Soße sorgt.
- Das Rezept kann man beliebig variieren, je nach Jahreszeit und abhängig davon, was man bekommt.
Gemüseauflauf
½ Blumenkohl
½ Brokkoli
1 Zwiebel
1 Paprika
1 Tomate
3 Eier
3 EL Mehl
100 g Milch
3 EL Sonnenblumenöl
Salz und Pfeffer
etwas Reibekäse zum Bestreuen
Zubereitung:
1. Gemüse waschen und zerkleinern. Vom Brokkoli und dem Blumenkohl Röschen abbrechen. Den Rest in Würfel schneiden.
2. Eier, Mehl, Milch und Öl zusammen verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen.
3. Eine Auflaufform mit etwas Öl einfetten. Das Gemüse und die Flüssigkeit miteinander vermengen und alles zusammen in die Auflaufform geben. Mit dem Käse vermischen.
4. Den Gemüseauflauf bei 180 Grad circa 45 Minuten stocken lassen.
Wichtig: Der Gemüseauflauf lässt sich beliebig variieren. Je nachdem, was gerade erhältlich ist.
Haben Sie noch Fragen oder möchten selbst aktiv werden, beispielsweise eine eigene Spendensammlung oder Versteigerung organisieren? Dann rufen Sie an oder schreiben eine E-Mail. tz-Redakteurin Dorit Caspary hat sich sowohl bei den Projekten der Münchner Tafel als auch bei Unicef ein Bild gemacht. Sie können sich sicher sein: Jeder Spenden-Euro wird dringend gebraucht. Unsere Reporterin erreichen Sie unter Tel. 089/5306 512 oder per E-Mail unter dorit.caspary@merkurtz.de.