Was macht ein Fußball-Weltmeister wie Icke Häßler im Dschungel?

München - Als Weltmeister ins Dschungelcamp: Die Teilnahme von Ex-Fußballer Thomas „Icke“ Häßler schockiert Fans und ehemalige Mitspieler.
Was macht ein Fußball-Weltmeister nach dem Ende seiner Karriere? Vermutlich bleibt er im Geschäft, wird Trainer oder Manager. Berater oder TV-Experte, auch das ist nicht unüblich. Doch nun ist zum ersten Mal ein ehemaliger deutscher Weltmeister im Dschungelcamp von RTL gelandet.
Thomas „Icke“ Häßler holte nicht nur 1990 den WM-Titel in Italien, er schoss die deutsche Nationalmannschaft erst durch das entscheidende Tor in der Qualifikation zum Turnier. Zwei Jahre später folgte bei der Europameisterschaft der nächste große Titel, dazu wurde Häßler zweimal Deutschlands Fußballer des Jahres. Seinen Spitznamen verdankt der Berliner seinem Dialekt. Als Journalisten ihn einst mit Diego Maradonna verglichen, antwortete Häßler: „Ich bin Icke.“
Und nun campiert eben dieser Icke gemeinsam mit Models und TV-Sternchen im australischen Dschungel. Seine erste und bisher einzige Dschungelprüfung brach der 50-Jährige gleich ab, als er pürierte Fischabfälle schlürfen musste. In den ersten drei Tagen ernährte sich sein Team nur von Reis und Bohnen, was den hungrigen Häßler zu dem Entschluss brachte: „Im nächsten Leben werde ich Pizzateig.“ Weitere Geistesblitze kamen Häßler im Dschungel aber noch nicht und auch sonst blieb er bisher eher unauffällig.
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Häßler ist nicht der erste, aber bei weitem der prominenteste Fußballprofi im Dschungelcamp. Vor ihm bezogen dort bereits Jimmy Hartwig (2004) und Ailton (2012) ihre Feldbetten und erst im vergangenen Jahr schaffte es Thorsten Legat immerhin ins Finale. Doch keiner der drei hat eine annähernd erfolgreiche Karriere hinter sich wie Häßler. Fußballfans tut es in der Seele weh, einen einst so erfolgreichen Spieler in einer so niveaulosen und erniedrigenden Fernsehshow zu sehen.
Häßler spielte einst für den FC Köln und den Karlsruher SC, verbrachte einige erfolgreiche Jahre in Italien und ein weniger erfolgreiches bei Borussia Dortmund. Danach startete Häßler beim TSV 1860, damals unter Kult-Trainer Werner Lorant, noch einmal durch. Im Jahr 2000 scheiterten die Sechziger sogar nur knapp an der Qualifikation zur Champions League.
Doch ähnlich wie sein ehemaliger Verein hat sich auch Häßler in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert, freilich in anderen Dimensionen. An die Erfolge seiner aktiven Karriere kam Häßler weder als Co-Trainer der nigerianischen Nationalmannschaft noch als Manager eines iranischen Vereins heran. Aktuell trainiert er einen Achtligisten in Berlin, der ihm für die Reise nach Australien zwei Wochen Urlaub gewährte. Aber viele Fußball-Fans sind sich einig: Deswegen ist Häßler noch längst kein Kandidat für das Dschungelcamp.
Mit der Teilnahme bei „Ich bin ein Star“ hat Häßler seinen persönlichen Tiefpunkt erreicht. Was treibt einen einst so erfolgreichen Fußballer dazu, zwei Wochen mit mehr oder weniger bekannten Diven und Skandalnudeln in den Dschungel zu ziehen und dort allerlei ekelige Prüfungen über sich ergehen zu lassen?
Die genaue Antwort auf diese Frage kennt freilich nur Häßler selbst, vermutlich lautet sie aber: Es geht ums Geld. Rund 100.000 Euro soll Icke für die Teilnahme am Dschungelcamp kassieren, mehr bekommt nur Gina-Lisa Lohfink. Hat ein Fußball-Weltmeister das überhaupt nötig? Ja, glaubt zumindest die Bild. Schließlich stritt sich Häßler mehrere Jahre lang mit Ex-Frau und Managerin Angela um das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder, der Prozess kostete angeblich ein Vermögen. Häßler selbst versicherte vor mehreren Monaten in einem Interview, es gehe ihm finanziell wunderbar. Damals durfte er aber vertraglich noch nichts von Dschungelcamp sagen.
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Häßlers ehemalige Trainer und Mitspieler reagieren übrigens recht gemischt auf seinen Einzug in den Dschungel. Werner Lorant glaubt nicht, dass er das Geld nötig hat, und findet: „Ist doch schön für ihn, da hat Icke mal Abwechslung.“ Klaus Augenthaler outete sich gegenüber dem Kölner Express sogar als Dschungel-Fan und gibt zu: „Ich habe schon vorher den Dschungel geschaut und jetzt natürlich noch mehr, wo der Icke da drin ist.“ Auge sieht Häßler sogar als Favorit auf die Dschungel-Krone.
Ganz anders sieht das Häßlers Nationalmannschaftskollege Jürgen Kohler. „Er ist ja schon immer ein verschlossener Typ gewesen. Mit 50 muss man aber wissen, was man mit seinem Leben tut“, wundert er sich. Und sogar ein Lothar Matthäus, der bestens weiß, wie man nach der Karriere für Schlagzeilen sorgt, sagt: „Seine Entscheidung sollte man akzeptieren. Aber trotzdem ist es schade und stimmt mich ein wenig traurig.“ Wenn selbst der Loddar so etwas sagt, sollte es Icke wirklich zu denken geben.
Wer dennoch nicht verpassen will, wie Icke sich im Dschungel macht, findet alle Ereignisse vom vierten Tag des Dschungelcamps 2017 hier in unserem Live-Ticker.
sr