Fall ins Bodenlose: „Gestern waren wir noch Kinder“

Die Klettmanns erscheinen als Vorzeigefamilie. Doch dann ersticht Vater Peter seine Frau in der Küche. Die Familie zerfällt. Tochter Vivi muss sich nun um ihre Geschwister kümmern. Ein Drama im ZDF.
Berlin - Villa, schicke Autos, Kinder auf der Privatschule, eine liebevolle Beziehung: Nach außen erscheint das Leben von Familie Klettmann wie der Traum von Millionen. Doch der schöne Schein der Münchner Oberschicht trügt. Als Vater Peter (Torben Liebrecht) seine Frau an ihrem Geburtstag ersticht, bricht die heile Welt zusammen.
Der Dreiteiler „Gestern waren wir noch Kinder“ läuft am Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils um 20.15 im ZDF und zeigt in ehrlicher und beklemmender Weise, was passiert, wenn ein Mensch die Kontrolle über seine Psyche verliert. Das Drehbuch hat Natalie Scharf („Frühling“) geschrieben. Sie versucht, die Zuschauer in Rückblicken einzufangen, um die Gedankenwelt eines Mörders kennenzulernen.
Dabei greift die Autorin als Tochter eines Psychiaters auf eigene Erfahrungen aus ihrer Kindheit zurück. Aufgewachsen sei sie in einer Dienstwohnung auf dem Gelände einer Nervenheilanstalt. „Und so wurden beim Abendessen auch immer Fälle besprochen“, erzählte dem ZDF. Diese Erinnerungen beziehe sie nun als Autorin mit ein.
Start mit einem großen Knall
Wichtig war es Scharf demnach, aus den Köpfen der Hauptfiguren zu erzählen. So werden die Zuschauer in der siebenteiligen Serie auch mit der ausweglosen Situation der ältesten Tochter Vivi (Julia Beautx) konfrontiert. Ohne die unerklärliche Tat ihres Vaters zu realisieren, muss sie sich nun um ihre beiden jüngeren Geschwister kümmern und ist mit Bürokratie für Erwachsene konfrontiert. Dabei wird die 18-Jährige von Polizist Tim (Julius Nitschkoff) unterstützt, der aber mit dunkler Vergangenheit seine eigenen, abstrusen Ziele verfolgt. Nach und nach kommen immer mehr Wahrheiten ans Licht.
Der Mehrteiler startet mit einem großen Knall, nach der ersten Folge scheint die Spannung kaum abzuflachen. Leider verflüchtigt sie sich aber mit jeder Folge mehr. Statt in komplexem Storytelling läuft der Mehrteiler in einfachen, offensichtlichen Handlungssträngen aus.
Jung-Schauspielerin Julia Beautx ist im wahren Leben zugleich eine Social-Media-Größe. Die 23-Jährige hat bei Youtube 2,41 Millionen Abonnenten, bei Tiktok 3,8 Millionen Follower und bei Instagram 3,4 Millionen Follower. In „Gestern waren wir noch Kinder“ muss sie gegen Schauspielgrößen wie Karoline Eichhorn, Ulrich Tukur und Maria Simon antreten. Sie setzte dabei auf persönliche Erfahrung: „Ich kann mich gut hineinversetzen, in was für ein Loch man fällt, wie betrogen und alleingelassen man sich von seinem Vater fühlt, von dem man gestern noch dachte, er wäre der beste Papa der Welt“, erzählte sie dem ZDF. dpa