Hier spricht er auch über Privates: Wir trafen Günther Jauch zum Interview

„Tue Gutes und sprich nicht darüber“, so könnte das Motto von Günther Jauch lauten. Der 61-Jährige gibt große Teile seines Einkommens für wohltätige Zwecke aus – wiegelt aber, darauf angesprochen, immer ab.
München - Vielleicht ist das der Grund, warum er auch nach mehr als 30 Jahren beim Fernsehen einer der beliebtesten Moderatoren ist. Ab Donnerstag ist Jauch als Erzähler in dem Kino-Dokumentarfilm Unsere Erde 2 zu erleben, in der uns die Regisseure Peter Webber und Richard Dale die Welt auf spektakuläre Weise zeigen.
Späte Rache?
In seiner RTL-Quizshow machte sich Jauch jüngst über einen Mathelehrer lustig.
Herr Jauch, der Film führt uns vor Augen, wie fantastisch unser Planet ist. Was ist für Sie der faszinierendste Platz der Erde?
Günther Jauch: Jeder Ort, der mich zum Staunen bringt. Vor zwei Jahren war ich beispielsweise das erste Mal in meinem Leben in Botswana, im Okavango-Delta. Dort bin ich so nah an für mich exotische Tiere herangekommen, wie ich das nie für möglich gehalten hätte. Ein ähnliches Gefühl wie in diesem Film. Man glaubt im Kino, selbst ein Teil der Natur zu sein. Mir ist immer noch schleierhaft, wie diese spektakulären Aufnahmen technisch entstanden sind. Das Filmteam hat wirklich alles detailversessen dokumentiert. Mit der Eintagsfliege haben sie 18 Tage gedreht, mit einer Springmaus 31 Tage. Ich glaube, ein Tatort wird in 18 Tagen gedreht.
Haben Sie sich deshalb bereit erklärt, den Erzähler zu geben?
Jauch: Na ja, ich kannte den ersten Film. Das spricht ja auch für die Qualität, dass die sich zehn Jahre Zeit gelassen haben, eine Fortsetzung herauszubringen. Ich habe Teil zwei gesehen, war begeistert – und als ich dann noch hörte, dass in Amerika Robert Redford der Erzähler ist, konnte ich natürlich nicht mehr Nein sagen.
„Mein ökologischer Fußabdruck reicht nicht für eine Vorbildfunktion“
Als Zuschauer denkt man über den Sinn des Lebens nach. Jedes Tier hat eine Funktion. Und welche haben wir Menschen?
Jauch: Tja, wahrscheinlich in Wirklichkeit die des größten Feindes und des größten Raubtiers von allen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Ich meine, wenn wir etwa die Panda-Bilder sehen, dann finden wir das putzig und niedlich, aber dass wir unter Umständen das Gleichgewicht der Welt völlig durcheinanderbringen und aufpassen müssen, dass wir die Pandas nicht irgendwann nur noch aus alten Videoaufnahmen kennen, das sollten wir uns schon klarmachen.

Haben Sie diesbezüglich Ihr eigenes Leben überdacht?
Jauch: Als braver Mülltrenner kommt man da wahrscheinlich nicht viel weiter. Mein ökologischer Fußabdruck reicht insgesamt leider nicht für eine Vorbildfunktion. Das muss ich mir schon eingestehen.
Sie unterstützen Umweltprojekte, sind Vorbild für viele. Woher meinen Sie, kommt es, dass Sie nach all den Jahren noch immer so erfolgreich im Geschäft sind?
Jauch: Schwierige Frage. Wenn ich zurückschaue und die Jahre addiere, wie lange bestimmte Sendungen gelaufen sind, dann habe ich auch den Eindruck, dass das methusalemische Dimensionen annimmt – zumindest für Fernsehverhältnisse, wo es ja tatsächlich immer schnelllebiger wird und die Dinge manchmal nach der zweiten Sendung wieder erledigt sind. Ich weiß nicht, ob die Leute sich an mich gewöhnt haben oder ob vielleicht auch insgesamt die Dosierung gestimmt hat. Und es ist wichtig, sich auch rechtzeitig wieder von Sendungen zu trennen. Da habe ich, rückblickend gesehen, vielleicht ein nicht ganz unglückliches Händchen gehabt
Handschlagvertrag mit RTL
Stichwort trennen: Könnten Sie sich ein Leben ohne „Wer wird Millionär?“ noch vorstellen?
Jauch: Ein Leben ohne Fernsehen ist tatsächlich lebbar. Außerdem sind die Friedhöfe voll von angeblich unersetzlichen Menschen. Aber im Moment gibt es gar keinen Anlass, über das Ende von Wer wird Millionär? nachzudenken. Ich habe ja auch diesen Handschlagvertrag mit RTL. Der hält jetzt schon 19 Jahre und ich glaube, die 20 schaffen wir auch.
Kommen wir noch mal zurück zum Film: Er begleitet Tiere von Sonnenaufgang bis zum nächsten Morgen…
Jauch: Eine wunderbare Idee, die uns die Faszination und Vielfalt eines ganzen Tages auf unserem Planeten ganz nahebringt. Der Film kommt völlig ohne moralischen Zeigefinger aus. Gleichzeitig macht er uns klar, dass der Mensch eigentlich das einzige Geschöpf ist, das diese wunderbare Balance der Natur auf unserer Erde durcheinanderbringen kann. Trotzdem verlässt man das Kino geradezu beschwingt und ist sich sicher, dass es nirgendwo im Universum schöner ist als auf unserer Erde.
Günther Jauch privat: So sieht sein perfekter Tag aus
Und wie sähe Ihr perfekter Tag aus?
Jauch: So lange schlafen, wie ich möchte. Keinerlei Aufgaben haben, im Grunde schon morgens aufzustehen und zu sagen: Heute gibt es keine Termine, ich kann machen, was ich will. Entweder etwas zu unternehmen oder die Freiheit zu haben, sinnfrei aus dem Fenster zu schauen.
Also einfach mal wie das Faultier sein?
Jauch: (lacht) Ja, zwischendurch mal ohne schlechtes Gewissen Faultier sein. Warum nicht??
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