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Besuch bei Kerners Köchen: Wir waren bei der Aufzeichnung dabei

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Kerner kocht
V.l.n.r.: Johann Lafer, Johannes B. Kerner, Horst Lichter, Alfons Schuhbeck und Andreas Studer. © ZDF und Wolfgang Lehmann

Mainz - Johannes B. Kerner (52) kocht wieder. Das ZDF hatte Appetit auf eine Neuauflage der Show, die bereits von 2005 bis 2008 mit großem Erfolg lief. Wir waren bei der Aufzeichnung dabei.

Es ist noch knapp eine Stunde bis zum Beginn der Aufzeichnung, und Johann Lafer wird nervös. Der Teig geht nicht von der Rolle. Er klebt. Mist! „Was mach ich jetzt?“, fragt der Sternekoch und fasst sich an die Stirn. Er ist heute für die Vorspeise zuständig. Frühlingsrolle gefüllt mit asiatischem Tatar. Der Witz an der Geschichte: Lafer (59) will erst die Röllchen „hohl backen“, dann den Inhalt einfüllen. Und nun – klebt der Frühlingsrollen-Teig an dem kleinen Metallrohr und geht nicht runter. „Papier. Ich brauch Papier, dann dürfte der Teig nicht mehr festkleben“, murmelt Lafer vor sich hin. Und dann, etwas lauter: „Hat mal jemand etwas Papier bitte?“ Papier kommt. Lafer ist happy, die Sache mit der Frühlingsrolle läuft.

Für den Sternekoch ist das alles hier nicht nur ein großer Spaß. „Es ist so“, sagt er. „Ich habe mir dieses Gericht theoretisch ausgedacht. Und jetzt will ich auf Nummer sicher gehen.“ Oft stecke der Teufel ja im Detail. Und: „Stellen Sie sich vor, in der Sendung klebt der Teig am Röllchen und geht nicht runter! Ich möchte mich hier nicht zum Affen machen.“

Wir sind bei der Aufzeichnung einer Folge von Kerners Köche im Studio Hamburg. Ja, genau. Kerner (52) kocht wieder. Das ZDF hatte Appetit auf eine Neuauflage der Show, die bereits von 2005 bis 2008 mit großem Erfolg lief. Dann wechselte Kerner zu Sat.1, Markus Lanz übernahm die Kochsause und machte aus ihr das, was er aus allen Sendungen macht, die einmal lustig waren (Wetten, dass..?): eine stinklangweilige Rumdödelei. 2012 war Schluss.

Ab diesem Samstag (16.15 Uhr) wird nun wieder vor laufenden Kameras gebrutzelt, probiert, gestritten und gelacht. „Ich bin immer wieder auf die Sendung angesprochen worden“, erzählt Alfons Schuhbeck, der – Ehrensache – auch wieder mit von der Partie ist. „Den Leuten hat sie immer Spaß gemacht und uns Köchen sowieso. Es gibt in Deutschland nichts Vergleichbares, wo so viele gute Köche nebeneinanderstehen und neue Ideen einbringen. Ich bin froh, dass es die Sendung wieder gibt.“

Schuhbeck (67) macht heute den zweiten Gang: Saibling. Bei ihm läuft alles wie geschmiert. Zutaten? „Schaun gut aus.“ Der Fisch? „Wunderbar.“ Hier noch eine Prise Salz, da noch ein bisschen Ingwer. Hat er seine Sachen selbst mitgebracht? „Na na“, lacht er. „In Hamburg gibt es schon auch gute Märkte.“ Und wie sieht es aus mit dem Wettbewerb unter den Spitzenköchen? Schuhbeck schmunzelt. „Kennen wir nicht.“ Es sei zwar schon „Druck drauf“, wenn die roten Lämpchen der Kameras leuchten. Man koche schließlich in Echtzeit. Vor Publikum. Aber Konkurrenz? Kein Thema für den Münchner. „Ganz im ­Gegenteil. Ich kann immer noch was lernen, wenn ich den Johann beobachte. Das sehe ich total ­entspannt“, sagt er und schäkert mit den Kolleginnen aus dem Team.

Die Augen von Johann Lafer sind nur auf den Herd gerichtet. Er ist der Meinung, dass es durchaus einen Wettbewerb unter den Köchen gibt. Aber: „Am Ende machen wir die Show für das Publikum“, sagt er. „Wir wollen unsere Zuschauer motivieren, daheim besser zu kochen.“ Das ist ­Lafers Anspruch, seine Mission, wenn man so will.

Sind die Leute denn im Lauf der Jahre schlauer geworden durch die Flut an Kochshows, die es gibt im Fernsehen? Lafer: „Ich habe kürzlich eine Studie vom Bundeslandwirtschaftsministerium gelesen. Demnach haben sich die Deutschen beim Thema Kochen nicht weiterentwickelt.“ Für die meisten sei Essen nicht mehr als Nahrungsaufnahme. Allerdings, weiß Lafer, die 28 Prozent der Deutschen, die kochen, seien wesentlich besser geworden. „Die Begeisterten entwickeln sich weiter, auch durch Sendungen wie diese.“

Das habe seine Arbeit fürs Fernsehen übrigens auch verändert. „Vor zehn Jahren haben wir den Leuten noch erklärt, was eine Passionsfrucht und was eine Mango ist. Darüber muss man heute nicht mehr reden.“

Heute gibt es, wie gesagt, hohl gebackene Frühlingsrollen mit Tatar. Und, die tz durfte probieren, sie haben vorzüglich geschmeckt. Genau wie der Saibling. Und die Nachspeise von Ralf Zacherl (Mandel-Pancakes mit Ananas). Keinen so guten Tag hatte Roland Reuss, junger Küchenchef aus Marburg. Seine Sauce ist missglückt, schmeckte vor allem nach Wein. So etwas würde Lafer und Schuhbeck nie passieren. Aber denen macht ohnehin keiner etwas vor. Im Fernsehen schon gleich gar nicht. 

Stefanie Thyssen

Herr Kerner, können Sie immer noch nicht gescheit kochen oder warum ­machen Sie die Sendung wieder?

Johannes B. Kerner (lacht): Letztlich haben die Köche den Impuls gegeben, die Sendung wieder aufleben zu lassen. Die wurden in ­ihren Restaurants so oft auf sie angesprochen, die Leute haben sich erinnert, wie schön das damals war. Und ich erlebe das in meinem Umfeld auch: Die Show hat vielen Menschen sehr gut gefallen.

Was macht den besonderen Charme aus?

Kerner: Das Besondere an dieser Sendung ist, dass ­Köche kochen.

Wie bitte?

Kerner: Ja, schauen Sie sich doch die anderen Sendungen an: Da treten Köche als Moderatoren auf wie bei der Küchenschlacht im ZDF. Oder sie sind Juroren und Coaches wie bei The Taste. Oder sie müssen um die ganze Welt reisen, um ein exotisches Gericht einer vietnamesischen Straßenküche nachzumachen wie bei Kitchen Impossible. Ich finde das alles durchaus ­unterhaltsam. Aber bei uns kochen die Köche. Und das wollten sie unbedingt wieder machen. In Realzeit. 45 Minuten. Sozusagen wie zu Hause.

Stimmt es eigentlich, dass 2005 die allererste Ausgabe nur zustande kam, weil George Clooney kurzfristig abgesagt hatte?

Kerner: Ja, das stimmt. Clooney, Brad Pitt, Matt Damon und Julia Roberts sollten kommen – Werbung machen für Oceans 12. Dann hat erst Brad Pitt abgesagt wegen Rücken. Matt Damon hatte Dreharbeiten zu Bourne Identity. Mit ­Julia Roberts war auch ­irgendwas, und dann sagte auch noch Clooney ab.

Wie kamen die Köche ins Spiel?

Kerner: Die waren am selben Tag für eine andere Aufzeichnung eingeladen, als ganz normale Talkgäste, die uns erklären sollten, wie man Weihnachten übersteht, ohne dass es in der Familie Streit ums Kochen gibt. In der Not habe ich sie dann gebeten, noch einen Tag dranzuhängen und all das, was wir in der Theorie besprochen hatten, in einem Küchen-Studio praktisch umzusetzen. Dann haben wir gekocht – und die Reaktionen der Zuschauer waren überwältigend.

Es gab Zuschriften?

Kerner: 24 000! Die meisten Zuschauer wollten die Rezepte haben, andere einfach mitteilen, dass sie die Sendung toll fanden. Wir haben dann an Ostern nochmal gekocht, wieder mit großem Erfolg und dann haben wir gesagt: Das machen wir jetzt jeden ­Freitag.

Der Freitagabend war der beste Sendeplatz, den man sich für eine Show dieser Art vorstellen kann. Nun ist es der Samstagnachmittag. Blöd?

Kerner: Mir hat der Freitag auch sehr gut gefallen. Aber – in der Mediathek wird die Sendung bereits am Freitag ab 20 Uhr zu sehen sein (kernerskoeche.zdf.de). So kann jeder entscheiden, wann er am liebsten schaut.

Gibt es etwas, das Sie von den Köchen gelernt haben und heute noch anwenden?

Kerner: Eine ganze Menge. Wenn eine Pfanne zum Beispiel nicht mehr ganz in Ordnung ist, weil man zu viel drin rumgekratzt hat, bleibt oft was hängen – Fleisch, Fisch, sogar das Rührei. Die Lösung: Man kann Backpapier in die Pfanne legen und dann alles wie gewohnt zubereiten. ­Super easy. Und die leicht kaputte Pfanne ist gerettet.

Kochen Sie eigentlich auch privat gerne?

Kerner: Ich koche gerne, ja. Ich habe schon als Kind meinen ersten Kochkurs gemacht. Das war in einer kirchlichen Einrichtung, die solche Kurse angeboten hat – übrigens in Anlehnung an eine ZDF-Kindersendung, die es damals in den 70ern gab: Lirum larum Löffelstiel. Als die Eltern zum ­Abholen kamen, haben wir zusammen gegessen. Das war richtig schön. Und ich habe dort gelernt, strukturiert zu kochen. Das mache ich bis heute.

Was bedeutet strukturiert ­kochen?

Kerner: Einkaufsliste ­schreiben. Zutatencheck zu Hause. Einkaufen. Ordentlich im Kühlschrank lagern. Fein schnibbeln. Kochen. Und nebenbei die Küche aufräumen.

Die Küche ist bei Ihnen sauber, wenn das Essen auf den Tisch kommt?

Kerner: Ja. Das ist vielleicht meine weibliche Seite (lacht).

Welches Gericht schmeckt für Sie heute noch nach Kindheit?

Kerner: Bienenstich. Brot mit einer dicken Scheibe Käse. Und meine Mutter konnte sehr gut Steaks ­machen.

Wie viele Folgen von „Kerners Köche“ wird es geben?

Kerner: Ich denke, so lange die Deutschen bereit sind, 35 Euro für einen Liter Motoröl auszugeben, aber keine 15 Euro für ein Olivenöl, müssen wir die Sendung machen (lacht). Fest ausgemacht haben wir jetzt erst mal 16 Ausgaben.

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