Lindenstraße: Fast vergessene TV-Momente und spannende Fakten zur Kultserie
Die Lindenstraße feiert ihren Abschied. Die Rekorde und kuriosen Fakten zur Kultserie, die mehr als 34 Jahre lang jeden Sonntag die Zuschauer begleitet hat.
- Die Lindenstraße feiert ihren Abschied vom TV-Bildschirm.
- Sie war die erste Soap, die für das deutsche Fernsehen gedreht wurde.
- Wir zeigen spannende Fakten zur Serie aus mehr als drei Jahrzehnten.
Köln - Am 29. März zeigt die ARD die Episode 1.758 und damit die definitiv letzte Folge von Deutschlands erster und kultigster Seifenopfer. Die "Lindenstraße“ läuft zum letzten Mal - und das nach 34 Jahren und 4 Monaten, nach 7032 Drehtagen und, nach 52.740 Sendeminuten. Es ist immer noch ein Schock für alle „Lindenstraße“-Fans, dass die Erfolgsserie abgesetzt wurde.
Produzent Hans W. Geißendörfer hat mit dieser Serie Fernsehgeschichte geschrieben, indem er das Alltagsleben in Deutschland widerspiegelte und den Zuschauern von Anfang an das Gefühl gab, sich mit den Figuren der Serie identifizieren zu können. Nach knapp 35 Jahren ist Schluss und es gibt spannende Fakten über die Kultserie zu entdecken. Wir haben die wichtigsten für Sie gesammelt.
Die erste „Lindenstraße“-Folge lief am 08. Dezember 1985 im TV
Als am 8. Dezember 1985 um 18:40 Uhr die erste Folge „Lindenstraße“ lief, wusste noch niemand, welcher Erfolgsgarant gerade produziert wurde und dass es die erste deutsche „Soap“ werden sollte, auf die noch viele andere folgen würden. Anfangs gab es viel Kritik, denn die nach dem britischen Vorbild "Coronation Street" entstandene Serie, musste einige Kritik hinnehmen. So wurde Anfangs zum Beispiel über vermeintliche Laienschauspieler gespottet. Das Publikum hingegen schloss aber seine "Lindenstraße" schnell ins Herz.
ARD hatte Einschaltquoten, von denen heute jeder Sender träumt
Um die 15 Millionen Zuschauer hatte die Serie in den 1980ern - die Einschaltquoten schossen schnell in die Höhe. Die Deutschen saßen sonntagabends ganz selbstverständlich vor dem Fernseher und sprachen montags auf der Arbeit darüber, was bei den Beimers, Zenkers oder Dr. Dressler gerade wieder los war.
Vor allem die Beimers mit ihren drei Kindern wurden zum Spiegelbild vieler Alltagsprobleme. Vater Hans ging bald mit Anna Ziegler fremd. Als Mutter Helga mitbekam, dass die Geliebte schwanger war, schmiss sie ihn raus. Geschichten, die das Leben schreibt, wurden hier offen und ehrlich gezeigt.
Für manche der Schauspieler war es nicht immer leicht, Teil der „Lindenstraße“ zu sein. Vor allem Moritz Sachs alias „Klausi Beimer“ empfand es in seiner Kindheit als problematisch.
Wo wurde die „Lindenstraße“ gedreht und waren die Häuser echt?
Die "Lindenstraße" spielt in München, gedreht wurde aber in den WDR-Studios in Köln-Bocklemünd. Für die Außenkulisse wurde eine 150 Meter lange Fassadenattrappe mit Cafés, Bioladen, Arztpraxis, Friseursalon, Reisebüro "Träwel und Iwends" und dem Restaurant "Akropolis" gebaut.
Wie viele Schauspieler traten in über 34 Jahren auf?
In der Besetzung der immer wiederkehrenden Rollen waren es 20 Schauspieler, insgesamt gab es über 250 Haupt- und Nebendarsteller in den vergangenen 35 Jahren. Rund 2100 Gastrollen traten vor die Kamera. Etwa 24.000 Komparsen speisten im „Akropolis“, ließen sich in der Arztpraxis behandeln oder spazierten über die „Lindenstraße“.
Von Anfang an dabei in der „Lindenstraße“
Marie-Luise Marjan als Mutter Helga Beimer ist das Aushängeschild der Serie und seit dem Start dabei. Ebenfalls von Anfang an mit von der Partie waren zum Ende der Serie noch weitere sieben Schauspieler: Andrea Spatzek (Gabi Zenker), Joachim Hermann Luger (Hans Beimer), Moritz A. Sachs (Klaus Beimer), Ludwig Haas (Dr. Ludwig Dressler), Hermes Hodolides (Vasily Sarikakis), Sybille Waury (Tanja Schildknecht) und Amorn Surangkanjanajai (Gung Pham Kein).
Til Schweiger hätte ohne „Lindenstraße“ nicht seinen Durchbruch gehabt
Til Schweiger startete seine große Karriere in der "Lindenstraße". Ohne die Kultserie hätte Til Schweiger möglicherweise nie eine große Karriere hingelegt. 1990 startete er dort seine ersten Gehversuche als Schauspieler und verkörperte rund zwei Jahre lang die Rolle des Jo Zenker.
Til Schweiger äußerte sich in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung allerdings nicht sehr wohlwollend über sein erstes TV-Engagement: "Ich war dankbar, dass ich die Rolle hatte, aber die Rolle war natürlich absolut blöd." Nichtsdestotrotz gelang Til Schweiger nach seinem Ausstieg der große Durchbruch, national und international.
Viele „Lindenstraße“-Regisseure und noch mehr Drehbuchseiten
25 RegisseurInnen inszenierten die Folgen der „Lindenstraße“. Mehr als 71.000 Drehbuchseiten füllen die Folgen. Ca. 10.000 Drehtage wurden absolviert.
Dreharbeiten der ARD-Serie „Lindenstraße“ in Zahlen und Fakten
- 85 Prozent der Dreharbeiten fanden in den Studios statt.
- 10 Prozent auf der Außenkulisse sowie 5 Prozent an Original-Drehorten.
- 150 Meter lang ist die „Lindenstraße“-Außenkulisse. Die Nordseite besteht aus massiv gemauerten Gebäuden, die Südseite entstand seinerzeit im klassischen Holzbau.
- 124 Fenster und 14 Außentüren befinden sich in den „Lindenstraße“-Häusern.
- 2500 Quadratmeter umfassten die beiden Studios der „Lindenstraße“.
- Mehr als 900 fest installierte Scheinwerfer leuchteten die Sets der „Lindenstraße“ aus.
- 14 Innendekorationen (u.a. Wohnung „Beimer“, die Arztpraxis, das „Akropolis“) waren ständig aufgebaut. Dazu kam eine Studio-Wechselfläche, auf der temporäre Sets (z.B. ein Krankenzimmer oder ein Büroraum) errichtet wurden.
- Etwa 3100 Quadratmeter messen die Wandflächen der Studios.
- Im Lauf der Jahre wurden mehr als 8.500 Quadratmeter PVC-Boden in den Studio-Sets verlegt bzw. ausgetauscht.
- Rund 580 Rollen Tapete und 120 Bilder verzierten die Studiowände.
- Mehr als 19.000 Essen wurden im „Akropolis“ serviert.
- Mehr als 100.000 Requisiten standen für die Dreharbeiten ständig zur Verfügung.
- Die Dreharbeiten fanden – unterbrochen von einer Sommerpause – jeweils von montags bis freitags statt.
- Pro Drehtag entstanden sieben bis acht Minuten sendefähiges Material.
In der „Lindenstraße“ wurde oft geheiratet - manchmal auch mehrmals
Geheiratet wurde in der „Lindenstraße“ rund einmal pro Jahr. In 34 Serienjahren gaben sich genau 37 Mal verliebte Bewohner das Ja-Wort. Davon schworen sich zwei Paare sogar gleich mehrmals die ewige Treue. Helga Beimer alias Mutter Beimer etwa ehelichte ihren zweiten Gatten, Erich Schiller, gleich zweimal: 1996 und erneut 2008.
Wer war das erste “Lindenstraße“-Baby?
21 Kinder wurden seit dem Start der Serie im Dezember 1985 in der "Lindenstraße" geboren. Das jüngste "Lindenstraße"-Baby ist Ida Zöllig, die im September 2019 das Licht der Welt erblickte. Das erste "Lindenstraße"-Baby Max wird im Jahr 1987 als Sohn von Gabi Skabowski und Phil Seegers in München geboren. Gabi ist zu diesem Zeitpunkt fest liiert mit Benno Zimmermann, der ihr die kurze Affäre mit Phil verzeiht und Max wie seinen eigenen Sohn annimmt.
Welche Kinderdarsteller sind in der „Lindenstraße“ aufgewachsen?
Julia Stark alias Sarah Ziegler und Johannes Scheit, in der Serie ihr Bruder Tom Ziegler, spielten die Figuren seit sie Babys waren. Johannes Scheit hatte seinen ersten Auftritt in der Serie, als er sieben Monate alt war, Julia Stark wurde mit einem Jahr im Casting ausgewählt. Moritz A. Sachs spielte die Rolle des Klaus Beimer, seit er sieben Jahre alt ist. Er wuchs quasi mit der Lindenstraße auf. Auch Sontje Peplow (Lisa Dagdelen) und Rebecca Siemoneit-Barum (Iffi Beimer) spielten ihre Rollen seit ihrer Kindheit.
Einige Schauspieler starben in der „Lindenstraße“ den Serientod
Während in der "Lindenstraße" 21 Kinder geboren wurden, gab es in knapp 35 Jahren seriengeschehen bisher 56 Tote zu beklagen. Der erste Todesfall ereignete sich bereits knapp ein Jahr nach Serienstart im November 1986, als der gutmütige Joschi Bennarsch nach einem Herzinfarkt verstarb. Unter anderem auch: Christian Kahrmann (Benny Beimer), Joachim H. Luger (Hans Beimer), Annemarie Wendl (Else Kling), Raimund Gensel (Franz Schildknecht), Tilli Breidenbach (Lydia Nolte), Ursula Ludwig (Nachfolgerin von Tilli Breidenbach als Lydia Nolte), Robert Zimmerling (Hubert Koch), Guido Gagliardi (Enrico Pavarotti), Inga Abel (Dr. Eva-Maria Sperling), Ute Mora (Berta Griese) und Philipp Brammer (Jan Künzel).
ARD-“Lindenstraße“: Ein Abschied auch im wahren Leben
Die grantige Hausmeisterin Else Kling gehörte für viele Fans zu den "Lindenstraßen"-Lieblingen. In Folge 1069 am 28. Mai 2006 verabschiedete sich Darstellerin Annemarie Wendl vom Publikum: Else Kling starb friedlich vor dem Fernseher während ihrer Lieblingsserie (die wie die "Lindenstraße" um 18.50 Uhr begann). Die Schauspielerin selbst starb am 3. September 2006 im Alter von 91 Jahren. Kling aber lebt in den sozialen Netzwerken der Serie weiter fort.
“Lindenstraße“ zeigte ersten TV-Kuss zwischen Männern - damals ein Skandal
Was heute ganz normal ist, wurde in den Anfangsjahren der "Lindenstraße" verurteilt. Damals war die positive Darstellung von Homosexualität im Fernsehen noch Anlass für Morddrohungen. Die Serienmacher ließen sich davon nicht beirren. Carsten Flöter feierte erst sein Coming-out als schwuler Mann und sorgte 1990 für den ersten Kuss zweier Männer im deutschen Fernsehen. Ein Foto der Szene hängt im Haus der Geschichte in Bonn. Auch Themen wie Arbeitslosigkeit, Rechtsextremismus, Flüchtlingskrise, Stalking oder Sterbehilfe wurden in der Serie immer wieder behandelt.
Prominente hatten Gastrollen in der „Lindenstraße“
1994 traten die „Tatort“-Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) mit einer UNICEF-Spendendose in der „Lindenstraße“ auf. 2006 tauchte Dallas-Star Larry Hagman alias „J.R. Ewing“ auf: Er buchte bei Mutter Beimer im Reisebüro einen Flug nach Dallas. Und 2013 schaute Didi Hallervorden in der „Lindenstraße“ vorbei.
Tagesaktuell war die Lindenstraße besonders bei Wahlen
Großereignisse sollten so schnell wie möglich auch in der "Lindenstraße" umgesetzt werden. Zur historischen Bundestagswahl 1998, bei der SPD-Spitzenkandidat Gerhard Schröder Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) nach 16 Jahren ablöste, wurden gleich vier Versionen zu möglichen Wahlergebnissen vorbereitet. Am Tag der Bundestagswahl 2009 war in der "Lindenstraße" sogar die nur 36 Minuten vor der Ausstrahlung veröffentlichte erste Hochrechnung zu sehen.
Finale der „Lindenstraße“ (ARD) trägt den Titel „Auf Wiedersehen“
"Auf Wiedersehen" - mit diesem passenden wie wehmütigen Titel fällt die letzte Klappe der "Lindenstraße" nach über 34 Jahren am Sonntag (29. März, 18:50 Uhr, Das Erste). Ein kleiner Trost für alle langjährigen Fans: Mit einer Laufzeit von 33 Minuten und 28 Sekunden fällt der Abschied von der Serie etwas länger aus als normal. Für gewöhnlich war eine Standard-Episode rund 29 Minuten lang. Was wird in der letzten Folge passieren. In "Auf Wiedersehen" macht sich Anna Ziegler (Irene Fischer, 60) große Sorgen - muss sie etwa ins Gefängnis? Und noch einen Schreck gilt es zu verkraften: Kurz vor der Party anlässlich ihres 80. Geburtstages ist Helga Beimer (Marie-Luise Marjan, 79) plötzlich verschwunden.