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Moritz Sachs alias Klausi Beimer gesteht: „Für meine Kindheit war die Lindenstraße problematisch“

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Am Sonntag läuft die letzte Folge der Lindenstraße: Moritz A. Sachs, alias Klaus Beimer, erinnert an die Anfänge, erzählt von Freundschaften und wie es für ihn weitergeht.

München - Im November 2018 wurde das Ende der Lindenstraße durch ­eine Pressemitteilung der ARD besiegelt – am Sonntag ist es nun so weit: Die letzte Folge der Kult­serie läuft um 18.50 Uhr im Ersten

Wir nehmen den Abschied zum ­Anlass für eine tz-Serie. Im vierten Teil erinnert sich Moritz A. Sachs (41), der als Klaus Beimer seit seinem fünften Lebensjahr vor der Kamera stand, an die Anfänge, erzählt von Freundschaften und wie es für ihn weitergeht. 

Lindenstraße: Moritz Sachs (Klausi Beimer) und seine Erinnerungen von A bis Z

Anfang: „Die Lindenstraße war meine erste Rolle. Ich war damals erst fünf Jahre alt und entsprechend verschwommen sind meine Erinnerungen. “ 

Benni: „Christian (Karmann, Anm. d. Red.) und ich haben uns gut verstanden, aber so eine richtige Freundschaft ist nie entstanden.“ 

Corona: „Nachdrehen konnten wir zum Thema Coronavirus nichts mehr. Wir hatten unseren letzten Drehtag im Dezember. Aktuelle Ereignisse wurden aber immer gern als Radionachricht in der Lindenstraße verpackt. Diesmal auch.“ 

Drehbuch: „Ich habe im Laufe der Jahre insgesamt 1758 Drehbücher durchgeackert.“ 

Ensemble: „Die Lindenstraße war immer ein Arbeitsplatz, wenn auch ein familiärer.“ 

Finale: „Die letzte Folge wollten wir uns eigentlich zusammen am Abend vor der Ausstrahlung ansehen. Daraus wird nun nichts. Ich werde mit meiner Frau allein schauen.“ 

Lindenstraße: Klausi Beimer über seine Liebe und seinen ersten Kuss mit Iffi

Geißendörfer: „Das Verhältnis zu Hans W. Geißendörfer war anfangs ziemlich eng, weil er da noch selbst Regie führte. Später war er vor allem Produzent.“ 

Hochzeiten: „Klausi war ja insgesamt dreimal verheiratet. Nie vergessen werde ich die zweite mit Jugendliebe Iffi im Akropolis: Das war die 25 Jahre-Jubiläumsfolge der Lindenstraße und Hans Geißendörfer hat die Traurede gehalten.“ 

Iffi: „Von Iffi hat Klausi den ersten Kuss bekommen. Da war ich zehn Jahre alt, ziemlich aufgeregt und albern.“ 

Jura: „Ich habe für drei Semester Rechtswissenschaften studiert und wollte das auch durchziehen. Doch als ich zwischendrin auf Weltreise war, habe ich gemerkt, wie sehr mir das Filmset fehlt. Parallel zur Lindenstraße habe ich dann eine Weiterbildung zum Regieassistenten gemacht.“ 

Lindenstraße: Klausi und sein Leben als TV-Kind und Mutter Beimer

Kindheit: „Für meine Kindheit war die Lindenstraße problematisch: Einfach, weil Kinder oft das ablehnen, was anders ist. Ich wurde gehänselt, als Teenager verprügelt. Auch Lehrer haben kritisch auf mein Engagement geblickt.“ 

Lieblingskneipe: „Klar, das Akropolis! Die Kneipe war Dreh- und Angelpunkt der Lindenstraße.“ 

Mutter Beimer:Sie war so viele Jahre meine Fernsehmutter, da entstand ein inniges Verhältnis.“ 

Nazis: „Klaus ist Anfang der 90er zum Neonazi geworden und ich musste in der Rolle einen gruseligen Treueschwur leisten. Das war ein Gänsehautmoment, weil wir diesen Erzählstrang lange vorgeplant haben und dann von den rassistischen Übergriffen in Hoyerswerda, Rostock und Solingen eingeholt wurden.“ 

Otto Normalverbraucher: „Das Leben von Otto Normalverbrauchern glaubwürdig darzustellen und dabei gesellschaftlich Relevantes einzuarbeiten war harte Arbeit: Dramaturgen, Autoren, Producer und Redakteure haben sich da lange im Voraus die Köpfe zerbrochen.“ 

Pannen: „Oh, da gab’s eine Menge in all den Jahren. Wir haben viel gelacht am Set.“ 

Quote: „Es gab Zeiten, da hatten wir 70 Prozent Marktanteil (lacht)!“ 

Regieassistenz: „Früher hatte ich das Gefühl, dass mir die Lindenstraße in den Schoß gefallen ist. Deshalb war es wichtig für mich, mir einen Beruf selbst zu erarbeiten. Seit meiner Weiterbildung in der Regieassistenz arbeite ich mit Spaß am Set, auf Events, am Theater.“ 

Lindenstraße: Sachs über Liebschaften am Set

Skandale: „Bis in die Mitte der 90er hatte die Lindenstraße Straßenfegerniveau: Egal, wo man montags hinkam, war die aktuelle Folge Thema.“ 

Trauer: „Besonders nah ging mir der Tod von zwei Teammitgliedern, die sehr jung gestorben sind. Aber auch als Martin Rickelt (Onkel Franz) gestorben ist, war ich sehr traurig.“ 

Unterirdisch: „Es gab Szenen, in denen ich dachte: Oh, nein! Zum Beispiel manche dieser Massenaufläufe, in denen demonstriert und die Botschaft mit dem Holzhammer vermittelt wurde.“ 

Verliebt: „Ich habe es immer vermieden, am Set Beziehungen anzufangen. Aber natürlich gab es im Laufe der Jahre Schwärmereien.“ 

Wendl: „Else Kling war eine echte Kultfigur. Ich habe 20 Jahre mit Annemarie Wendl gedreht, und wir hatten ein besonderes Verhältnis: Weil sie die Älteste und ich der Jüngste beim Start der Serie war. Die Fürsorge, die sie mir entgegengebracht hat, hat sich dann irgendwann umgedreht. Das war schön.“ 

XY-Geschlechterfrage: „Seit das Thema mehr diskutiert wird und Hana Geißendörfer Produzentin ist, hat sich da noch mal etwas geändert.“ 

Zukunft: „Bis vor Kurzem habe ich an meinem Buch Ich war Klaus Beimer – mein Leben in der Lindenstraße gearbeitet, das am 27. März erscheint und auf das ich sehr stolz bin. Langfristig freue ich mich auf die Arbeit als Schauspieler, Moderator und hinter der Kamera.“ 

aki

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