Talkshow "Illner": Was gegen Populisten hilft? "Ignoranz"

Mainz - "Wie wird aus Wut Politik?" - oder: Wie schaffen Populisten den Aufstieg? Das wollte Moderatorin Maybrit Illner von ihren Gästen wissen. Es ging um nichts weniger als die großen Themen Trump, Brexit und AfD.
Wenn der US-Wahlkampf in einer Sendung ebenso zentrales Thema ist wie der Austritt der Briten aus der Europäischen Union und die Flüchtlingskrise in Europa, dann ist das ganz schön viel für einen Abend - auch wenn es sich um eine Sondersendung handelt. Maybrit Illner stellte in ihrer Talkshow am Donnerstag trotzdem die Frage: "Wie wird aus Wut Politik?" und warum lassen sich so viele Menschen dieser Tage eher von ihren Gefühlen leiten als von der Realität?
Vor allem einem ihrer Gäste passte offensichtlich nicht, wie die Moderatorin ihre Fragen stellte. "Langsam verliere ich die Fassung und die Geduld", pfefferte der Grüne und Alt-68er, Daniel Cohn-Bendit, gegen Maybrit Illner los. Da wollte er gerade erzählen, wie das mit dem Brexit tatsächlich abgelaufen war. Und als Illner ihn dann später noch einmal unterbrach, giftete er: "Sie müssen mal ein bisschen stringenter fragen."
Cohn-Bendit: "Vielleicht ticke ich ja nicht richtig"
Außerdem saßen im Studio: Julia Klöckner (45, stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU), Gisela Stuart (60, Labour-Abgeordnete mit niederbayerischen Wurzeln und Brexit-Befürworterin), Christoph Schwennicke (50, Cicereo-Chef), Torben Lütjen (42, Politologe), Stefan Petzner (35, ehemaliger Berater von FPÖ-Chef Jörg Haider) und Malte Kaufmann (wechselte von der CDU zur AfD).
Cohn-Bendit unterbrach übrigens nicht nur die Moderatorin, sondern auch alle anderen Gäste. Außerdem schaffte er es, Donald Trump mit Adolf Hitler zu vergleichen: "Hitler war auch nicht langweilig." Ob das zum Thema der Sendung passte, wie aus Wut Politik wird? Wahrscheinlich war die Fragestellung etwas zu groß für eine Talkshow, die "nur" 90 Minuten dauerte. Frei nach dem Motto: Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem - und natürlich will jeder was zu jedem Thema sagen. Und so ging alles wild durcheinander.
Gisela Stuart, die niederbayerische Britin, redete über die "tiefe Krise" der europäischen Volksparteien und Julia Klöckner sagte den Satz: "Ein Volk bekommt die Politiker, die es wählt." Und dass Cicero-Chef Christoph Schwennicke über die "Freak-Show" von Donald Trump in den USA spricht, war auch nicht unbedingt eine überragende Erkenntnis. Interessanter war seine These: "Ohne Hillary Clinton wäre Trump nie so weit gekommen. Von diesem Kandidaten erholen sich die Republikaner so schnell nicht."
Moderatorin Illner hatte Schwierigkeiten, zu leiten und zu lenken
Moderatorin Illner hatte deswegen Schwierigkeiten, die Fragen und Antworten zu leiten und zu lenken. Was denn Populismus nun ist, wie man ihn bekämpft und überhaupt die Antwort auf die Frage "Wie wird aus Wut Politik?" - die blieb zumindest Sie ihren Zuschauern schuldig.
Der ehemalige Pressesprecher des FPÖ-Politikers Jörg Haider, Stefan Petzner, hingegen hatte eine Antwort auf die Frage parat, was Parteien im Umgang mit Populisten falsch machten: "Die heutige Sendung ist eines der besten Beispiele." Der Grund: Sie tut genau das was, Populisten wollen: Aufmerksamkeit erzeugen.
Fest macht er das am Beispiel Trumps. "Nach jeder Provokation wird wochenlang diskutiert. Sachlicher Diskurs wird verunmöglicht und genau das ist, was Trump will. Auch die Medien machen den Fehler, darauf anzuspringen." Sein Mittel dagegen: Ignoranz. "Wenn sie nicht reagieren, dann werden die Populisten sich immer weiter steigern und irgendwann überspannen sie den Bogen."
pak