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Promis und Profis prüfen ihre Pfeilfertigkeit

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Düsseldorf - Als erste Samstagabendshow des neuen Jahres wählt ProSieben den Publikumsmagneten Darts - mit der bewährten Mischung aus Promis und Profis. Doch aus Expertensicht ist diesmal etwas anders.

Keine Woche nach dem Finale der Darts-WM stehen Weltmeister Michael van Gerwen und sein Vize Gary Anderson wieder an den Scheiben: ProSieben lädt am Samstag zur ersten „Promi-Darts-WM“. Bei der Liveübertragung ab 20.15 Uhr aus dem ausverkauften Maritim-Hotel in Düsseldorf ist das Wort „Promi“ dabei doppeldeutig.

Sie sind dabei

Gemeint sind unter anderem die Star-Köche Tim Mälzer und Steffen Henssler, Fußballer Lothar Matthäus, Volksmusikerin Stefanie Hertel und Wrestler Tim Wiese. Ihnen zur Seite stellt der Sender Profis - genau genommen das Who-is-who der internationalen Darts-Szene - die nicht erst seit der offiziellen Weltmeisterschaft über den Jahreswechsel auch jenseits ihres Sports Rang und Namen haben. In den acht Promi-Profi-Paarungen ist auch Deutschlands Nummer eins, Max Hopp, der in London den Sprung ins Achtelfinale verpasst hatte. Er wird die Pfeile im Team mit Fußball-Manager Reiner Calmund werfen.

Im Grunde ist es bloß ein Turnier im klassischen Modus: Jedes Duo muss schnellstmöglich von 501 Punkten auf 0 kommen. Doch für ProSieben geht es um deutlich mehr: Nach wie vor ist der Privatsender auf der Suche nach Showformaten, die vor allem samstagabends an die Erfolge von Stefan Raab anknüpfen. Mit Darts könnte das gelingen. 

Der Eventfaktor der Randsportart ist längst kein Geheimnis mehr. „Darts ist ja an sich keine bierernste Veranstaltung. Die Zuschauer gehen ab“, sagt Medienforscher Thomas Schierl von der Deutschen Sporthochschule Köln. „Da passt das vielleicht ganz gut.“

„Kein Kindergeburtstag“

Während Joko Winterscheidt die „Promi-Darts-WM“ moderiert, wird Elmar Paulke das Ganze kommentieren, der auch für Konkurrent Sport1 die WM begleitete. „Darts bekommt mit der „Promi-Darts-WM“ eine neue, große Bühne, das ist klasse für den Sport“, sagt der Experte. Und auch wenn Calmund, Matthäus und Co. ihre Pfeilfertigkeiten noch unter Beweis stellen müssen, ist sich Paulke sicher: „Die Profis werden schon dafür sorgen, dass das kein Kindergeburtstag wird!“

Mit der WM-Übertragung erzielte Sport1 Marktanteile von über zwei Prozent - klingt wenig, ist für den Spartensender aber beachtlich. Das Sendevolumen steigt stetig. Und auch die Öffentlich-Rechtlichen berichteten in den Hauptnachrichten über die Meisterschaft im „Ally Pally“. Mit 15 Prozent stellt Deutschland in London die zweitgrößte Gruppe der Zuschauer. Für ProSieben ist das Thema auch kein unbekanntes, bot der Sender doch einst mit um die deutschen TV-Rechte für die WM.

ProSieben springt auf den Darts-Trend auf

Schon vor einem Jahr hatte ProSieben angefangen, die Werbetrommel für die Promi-WM zu rühren. Holger Ihle, der an der Düsseldorfer Universität zum Thema Sport und Medien forscht, spricht von einem „Versuch, auf den Trend aufzuspringen“. Da die Promi-Ausgabe zeitnah auf die echte WM folgt, könnte das nach seiner Einschätzung gelingen.

Die Trends an sich sind nicht neu: Tanzen, Biathlon, Boxen und Minigolf sind nur einige Beispiele für Sportarten, bei den Prominente Fernsehzuschauer locken sollten. Mal wie bei „Let's Dance“ (RTL) ebenfalls mit Unterstützung eines Leistungssportlers, mal wie beim Turmspringen unter Stefan Raab im Alleingang. Ihle sieht diesmal aber einen Unterschied: „Da kommen echte Hochkaräter aus der Darts-Liga.“

Gerade ProSieben probiere viel auf dem Gebiet, sagt Schierl. Es gebe immer mehr Anbieter, aber nicht mehr Programm - da gelte: „Content is king“. Wenn etwas erfolgreich ist, werde das ausgewalzt. „Das changiert zwischen Klamauk und ernsthaftem Sport.“ Wenn Sender Sport mit Showelementen verbinden, könnten sie neue Zielgruppen gewinnen: „So guckt vielleicht auch die Ehefrau des Dartsfans zu.“

Was bringt‘s dem Sport?

Ob auch der Sport davon profitieren kann? Ihle glaubt, allenfalls könnten die professionellen Darts-Spieler prominenter werden oder der Sport mehr Sendezeit bekommen. „Die Sozialisation von Sportarten funktioniert aber anders“, erklärt der Wissenschaftler. „Das hat wenig mit Medienpräsenz zu tun.“ Vielmehr komme es drauf an, was vor Ort passiert, zu welchem Sport etwa Eltern ihre Kinder animieren.

Der Präsident des Deutschen Dart Verbands (DDV), Johann Peltzer, sieht das naturgemäß etwas anders: „Es ist schon eine leicht steigende Tendenz erkennbar. Alle hängen an der Glotze und machen zu Hause Partys. Ich vermute schon, dass viele dann auch selbst die Pfeile in die Hand nehmen und hobbymäßig spielen“, sagte Peltzer vor der WM. Mehr als 10 000 Mitglieder hat der DDV bereits.

dpa

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