Sie brachte Markus Lanz in die Mongolei

München - Markus Lanz ist für das ZDF in die Mongolei gereist. In ein Land, das fünfmal größer ist als Deutschland und doch weniger Einwohner hat als Berlin. Eine Münchnerin organisierte die Reise.

Er war unterwegs in Grönland, reiste als Reporter nach Indien und machte mit beim Wettlauf zum Südpol – Markus Lanz zieht es immer wieder in die Ferne. Er mag das Extreme, das Abenteuer und die Abwechslung von seinem sonst ja auch nicht gerade langweiligen Alltag als Moderator. Seine neueste Tour ist nun aber sicher das Exotischste, was er bisher erlebt hat: Lanz ist für das ZDF in die Mongolei gereist. In ein Land, das fünfmal größer ist als Deutschland und doch weniger Einwohner hat als Berlin.
Was der 43-jährige Südtiroler in dieser fremden Welt erlebt hat, ist zweifelsohne spannend: stundenlange Fahrten über holprige Pfade, ohne auch nur einem einzigen Menschen zu begegnen. Schier endlos scheinende Landschaften, das totale Nichts. Lanz trifft Nomadenfamilien und lebt mit ihnen unter geradezu urzeitlichen Bedingungen. Er lernt einen Pferdezüchter kennen, der mit seiner Familie wie seine Vorfahren durch die Steppe zieht, und trifft einen der wichtigsten buddhistischen Lehrer des Landes.
Soweit, so gut. Fast noch spannender als dieser Film ist die Geschichte der Frau, die Markus Lanz und das ZDF überhaupt erst in die Mongolei gebracht und die Reise vor Ort organisiert hat: Es ist die Geschichte der Münchner Fotografin Sarah Fischer.
Wenn es jemanden gibt, auf den die Bezeichnung Weltreisende zutrifft, dann auf die 39-Jährige. Fast alle Länder der Erde hat sie erkundet: 160 an der Zahl. Bereits mit 16 Jahren reiste sie per Interrail quer durch Nordafrika, später fuhr sie mit dem Segelschiff von Italien nach Sri Lanka. Sie heuerte auf einem Fischkutter in Alaska an, und einen Winter lang arbeitete sie als Erntehelferin in den Weinbergen von Kapstadt. Im Iran war sie natürlich auch schon. Als Frau. Alleine.

Woher kommt dieses Fernweh? Sarah Fischer lacht. „Ich wollte wissen, aus welchem Land ich bin“, sagt sie im Gespräch mit der tz. Ihre wahren Wurzeln kennt sie nämlich nicht. Kurz nach ihrer Geburt wurde sie 1972 zur Adoption freigegeben, ihre leiblichen Eltern hat sie nie mehr gesehen. Sie kam zu einem deutschen Ehepaar, wuchs in Freiburg und München auf. „Irgendwann fing ich selbstverständlich an, mich für meine Herkunft zu interessieren“, erinnert sie sich. Es war klar, dass es „etwas Asiatisches“ sein musste. Also machte sie sich auf in die Welt. „Ich hatte die Hoffnung, dass ich in einem Land nicht als Ausländerin erkannt werde. Dann hätte ich gewusst: Von hier bin ich.“ Genau das passierte ihr in der Mongolei. „Alle Menschen dort dachten, ich sei Mongolin. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Da war mir klar: Zumindest ein Teil von mir ist hier zu Hause.“
Seitdem reist sie jedes Jahr in das ferne Land. Meistens sogar für drei Monate. Sie hat dort eine „Wahlfamilie“ gefunden, wie sie es nennt, „Herzensmenschen“, viele gute Freunde.
Sarah Fischer hat ihre Leidenschaft inzwischen zum Beruf gemacht, arbeitet als Reisejournalistin, hält Vorträge, schreibt Bücher (Heimatroulette, Sarah Fischers neueste Werk, ist ein wunderbares Weihnachtsgeschenk – für alle, die noch etwas in letzter Minute brauchen …) und organisiert Reisen für Reiseveranstalter und eben auch für Film- und Fernsehteams in die Mongolei, die sie inzwischen so gut kennt wie wahrscheinlich kein zweiter Europäer.
So wurde auch Markus Lanz bzw. dessen Produktionsfirma auf Fischer aufmerksam. Nach einem ersten Kennenlernen auf der Reisemesse in Berlin war man sich einig: Die 39-Jährige organisiert den ZDF-Trip in die Mongolei und die „Termine“ vor Ort – von der Nomadenfamilie über einen Mönch bis hin zu 120 Schamanen, die dank Fischers Verhandlungen erstmals überhaupt zugelassen haben, dass sie bei einem ihrer Treffen gefilmt werden.
Im Juli und Dezember 2011 war sie mit Lanz und dem Rest des Teams (Redakteurin, Kameramann, Übersetzer, Fahrer usw.) dann unterwegs, jeweils für zwei Wochen. „Ich würde sagen, dass die Mongolei das härteste Land ist, was es überhaupt gibt“, sagt Sarah Fischer, die vor wenigen Tagen ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat. „Allein die Temperaturunterschiede von minus 50 bis 50 Grad plus sind der Wahnsinn. Und es gibt keinerlei Infrastruktur. Für einen Westeuropäer fast unvorstellbar.“
Ein „durchschnittlicher“ Typ würde sich in der Mongolei nicht zurechtfinden, weiß Sarah Fischer. Markus Lanz habe sich aber sehr wacker geschlagen. „Das kann ich nur bestätigen“, sagt die sympathische Münchnerin und lacht. „Das war alles sehr professionell und angenehm. Und seine körperliche Fitness kommt ihm natürlich zugute.“
Stefanie Thyssen
„Sehnsucht Mongolei“, Donnerstag, 22.15 Uhr, ZDF