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"Starfighter" auf RTL: So dramatisch waren die Dreharbeiten

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Starfighter Film RTL
Die Hauptdarsteller in „Starfighter – Sie wollten den Himmel erobern“: Harry (Steve Windolf) und Betti (Picco von Groote) heiraten und sind auf dem besten Weg, eine Familie zu gründen. © RTL/ Wolfgang Ennenbach

Köln. RTL zeigt am Donnerstag den Event-Film „Starfighter – Sie wollten den Himmel erobern“. Hier finden Sie Interviews mit den Hauptdarstellern und eine TV-Kritik.

Picco von Groote und Steve Windolf stehen als Parfümverkäuferin Betti und Flieger-Ass Harry im Mittelpunkt des RTL-Films "Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern". In den Interviews sprechen Sie über die Starfighter-Affäre und die dramatischen Dreharbeiten. 

Im tz-Interview spricht

die Witwe eines Starfighter-Piloten

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"Starfighter" auf RTL: Interview mit Steve Windolf

War Ihnen die Starfighter-Affäre ein Begriff?

Ja, aber nur auf der politischen Ebene. Der ganze Wirbel um Verteidigungsminister Franz Josef Strauß und die Beschaffung der Starfighter durch Bestechungsgelder etc. Die menschliche Tragödie dahinter, die Geschichte der Piloten und ihre Schicksale waren mir nicht bekannt. Genau darauf konzentriert sich „Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“. Und so wurde beim Lesen des Drehbuchs die politische Affäre, die ich noch schwammig im Hinterkopf aus dem Geschichtsunterricht hatte, eine zutiefst berührende und spannend erzählte Geschichte. Ein wahrer Film.

Wie haben Sie sich auf Geschichte und Rolle vorbereitet? Wie weit taucht man ins Ausmaß des Skandals ein?

Ich hab mich vor allem auf das Zwischenmenschliche konzentriert. Auf das, für was Harry steht, für was er kämpft. Die Freundschaft zu seinen Kameraden, die Leidenschaft für das Fliegen und vor allem die große Liebe zu Betti. Der Skandal ist Harry gar nicht bewusst. Der entsteht ohnehin erst in dem Moment, in dem alle Puzzleteile zusammengefügt werden konnten und der Blick aufs große Ganze möglich war.

Die Flugzeug-Szenen wirken sehr realistisch. Wurden Sie speziell auf die Rolle des Starfighter-Piloten vorbereitet?

Wir hatten einen ganz wunderbaren Berater an unserer Seite: Herrn Pöppelmann. Der ist der wirkliche Harry Schäfer. Er war einer der ersten Starfighter-Piloten, ein echtes Ass und ein Held seiner Einheit. Heute trägt er weißen Bart, und um ihn weht eine Aura der Weisheit. Stellt man ihm eine Frage, fangen seine kleinen Augen hinter der Brille an zu funkeln, und ein paar Minuten später hängt das ganze Set an den Lippen von Herrn Pöppelmann. Fantastisch. Ich glaube, für ihn waren diese Dreharbeiten wie ein zweiter Abschied von seiner F-104.

Sie saßen bei den Dreharbeiten in echten Starfightern. Was ist das für ein Gefühl?

Eng, mit unfassbar wenig Komfort. Alles ist hart und kalt. Aber sobald man einmal Platz genommen hat, verschmilzt man tatsächlich irgendwie mit der Maschine. Irre!

Kann man die Faszination dieser Flieger für junge Piloten nachvollziehen?

Total. Sie haben Hunderte von Knöpfen und Reglern vor sich, und sie möchten jeden einzelnen drücken, schieben, was auch immer. Es ist eine einzige Freude, und man wünscht sich geradezu, dass man endlich die Starterlaubnis bekommt und mit Mach 2 in den Sessel gedrückt wird. In Florida kann man das übrigens noch erleben, da gibt es Rundflüge mit der F-104.

Wie haben Sie sich persönlich den 60er-Jahren, dem Lifestyle und Ihre Rolle vor diesem historischen Hintergrund angenähert?

Das brauchte gar nicht so viel Aufwand. Das Set, die Kostüme, die ganze im Buch beschriebene Szenerie erweckten schon das ganze Flair der Sechziger. Als Schauspieler reichte es, anwesend zu sein. (lacht)

"Starfighter" auf RTL: Interview mit Picco von Groote

„Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“ handelt von einem der größten Skandale der deutschen Nachkriegszeit. Wie haben Sie sich auf die Brisanz der Geschichte und speziell auf Ihre Rolle vorbereitet?

Starfighter war mir natürlich ein Begriff. Ich wusste, dass es sich um ein Kampfflugzeug handelt, aber darüber hinaus hatte ich keine genaue Vorstellung. Von den politischen Verstrickungen wusste ich nichts. Beim Lesen des Drehbuchs ist mir klar geworden, wie brisant das ganze Thema ist. Es hat mich sehr interessiert und motiviert, mich konkret mit unserer Vergangenheit zu beschäftigen. Natürlich war mir bei meiner Recherche das Internet eine große Hilfe. Bei der Vorbereitung für meine Rolle war mir am wichtigsten, die Rolle der Frau in der damaligen Zeit zu begreifen. Betti eckt ja an, und das hat damit zu tun, dass sie in dieses Bild der Frau von damals nicht reinpasst. Ich habe zu dem Thema Bücher gelesen und mir auch Filme aus der Zeit angeschaut.

Das Rollenverständnis war zu dieser Zeit noch ein völlig anderes. Fiel es Ihnen schwer, sich in die Lage einer Frau aus den 60ern hineinzuversetzen?

Ja, das Bild der schwachen, unselbstständigen Frau ist mir schwerer gefallen, als ich dachte. Mich hat allerdings nicht das Klischee der 60er-Jahre „Kinder, Küche, Kirche“ an der Figur gereizt, sondern der einfache Umstand, dass es für diese Frauen keine Wahl gab. Das hat sich glücklicherweise in den letzten 50 Jahren für uns Frauen grundsätzlich geändert.

Anfangs wirkt Betti wie ein Stereotyp dieser Zeit, aber mit zunehmender Dauer emanzipiert sie sich. War die Entwicklung des Charakters eine Herausforderung für Sie?

Ich fand die Entwicklung von Betti – vom unbeschwerten Leben zur Kämpferin – extrem interessant. Harry, ihre große Liebe, wird beschuldigt, einen Fehler begangen zu haben, den er nicht gemacht hat. Viele Frauen würden sich vielleicht in ihrem Schmerz zurückziehen. Aber Betti kämpft für ihren Mann und ihr ungeborenes Kind. Das ist ihre Art, damit umzugehen. Das fand ich sehr beeindruckend und sympathisch an ihr. Und sie will verständlicherweise nicht einsehen, dass sie kein Recht auf die Wahrheit hat.

RTL-Film "Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“: Die TV-Kritik

Wie berauscht starrt ein Trupp blutjunger Männer samt seinen bunt gekleideten Freundinnen in den stahlblauen Junihimmel 1962 über dem Militärflugplatz Nörvenich bei Köln. Vier extrem schnittige Kampfmaschinen donnern dort in kühnen Kunstflug-Formationen. Und produzieren nicht nur eindrucksvolle Kondensstreifen, sondern auch Sehnsucht beim lässig-launigen Luftwaffen-Nachwuchs. Der kann spätere eigene Einsätze kaum erwarten. Knapp darauf stürzen alle vier Flieger vom Typ F-104 ab, gehen auf in Rauch und Flammen. Spektakulärer Einstieg in den RTL-Eventmovie „Starfighter - Sie wollten den Himmel erobern“, der an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr an den Start geht.

Den Film, der ein desaströses Stück deutscher Nachkriegsgeschichte in eine attraktive Liebes- und Abenteuergeschichte verpackt, wollte der Privatsender ursprünglich am Gründonnerstag (2. April) zeigen. Doch nach dem Absturz der Germanwings-Maschine am 23. März in den Französischen Alpen entschieden die RTL-Verantwortlichen, den Ausstrahlungstermin aus Respekt vor den Gefühlen vieler Menschen zu verschieben. Jetzt, zur dunkleren Jahreszeit, scheint er also zu passen. Die DVD ist allerdings bereits seit 27. März auf dem Markt.

Nach dem Buch von Kit Hopkins und Thilo Röscheisen hat Regisseur Miguel Alexandre („Der Mann mit dem Fagott“) den auf politisch-militärischen Tatsachen beruhenden, aber zugleich fiktiven Stoff mit vielen unverbrauchten, empathischen Akteuren umgesetzt. Forsch und emotional packend, in kinoartig computerisierten Bildern und mit jeder Menge aerodynamischer Action.

Im Mittelpunkt der Produktion der Kölner Firma Zeitsprung Pictures steht die Beziehung zwischen der couragierten Parfümverkäuferin Betti (Picco von Groote) und dem Flieger-Ass Harry (Steve Windolf), die am Ende, 1975, in einen gigantischen Prozess gegen den Flugzeughersteller Lockheed münden wird. Tatsächlich war es deutschen Pilotenwitwen in einem fulminanten Rechtsstreit in Los Angeles gelungen, dem US-Unternehmen Schmerzensgelder in Höhe von drei Millionen Mark abzuzwingen.

262 Starfighter stürzten ab, 116 Piloten starben

Denn zur düsteren Wahrheit gehört: Von den 916 von der Luftwaffe im Auftrag von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß gekauften Starfighters stürzten 262 ab, 116 Piloten starben. Darunter auch 1970 der einzige Sohn des Strauß-Amtsnachfolgers, Kai-Uwe von Hassel. Der Spielfilm erhebt allgemein im Sinne des damaligen „Lockheed-Skandals“ Anklage gegen Verantwortliche, die sich im Rahmen von Wiederaufbau, „Wir sind wieder wer“-Haltung und NATO-Neumitgliedschaft im Kalten Krieg in einem Milliardengeschäft für Abfangjäger entschieden hätten, die als die modernsten der Welt galten. Deren Technik schien jedoch unausgereift, die Maschinen für unser Klima nicht geeignet. Überdies seien die Abstürze offiziell dann auch noch als „Pilotenfehler“ dargestellt worden.

Wer mehr über die nie ganz geklärten Realitäten der Starfighter-Affäre und die Folgen für die Pilotenfamilien erfahren möchte, für den hält RTL im Anschluss um 22.45 Uhr die Dokumentation „Mein Mann war Nummer 57“ parat. RTL-Anchorman Peter Kloeppel widmet sich darin dem Schicksal der Opfer mit Fokus auf der Witwe Elke von Hassel. Abgeschafft wurden die Maschinen bei uns erst 1991. Der Spielfilm erklärt die lang anhaltende Faszination der als „Witwenmacher“ und „Erdnagel“ bespöttelten Flieger auf ihre jungen Steuermänner nicht zuletzt mit der Coolness des Starfighter-Milieus. Seinen Unterhaltungswert verschafft sich der Eventmovie dabei auch mit dem Bemühen um das detailgetreue Setting jener politischen Aufbruchzeit mit Mode, Autos sowie den jeweils aktuellen Pop-Songs eines Jahres.

„Wir wollten diesen Film gemeinsam mit RTL vor allem machen, weil wir bei Recherche zur Starfighter-Affäre auf die Geschichte dieser mutigen Witwen gestoßen sind“, erklärte Produzent Dominik Frankowski der Deutschen Presse-Agentur. „Die wurden nach dem Tod ihrer Männer nicht einmal richtig über die Unfallursachen informiert. Doch irgendwann haben sie sich das nicht mehr bieten lassen und zogen gegen alle Widerstände bis nach Amerika vor Gericht. Das muss man sich für die damalige Zeit mal vorstellen.“ Der Film sei deshalb auch eine Hommage an die Frauenemanzipation und an den Gedanken, dass man sich nicht unterkriegen lassen soll.

rtl/dpa

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