Spieß umgedreht: 101-jährige Oma spielt Enkeltrick mit und lotst Betrüger direkt in die Arme der Polizei
Ältere Menschen sind besonders begehrte Opfer von Telefon-Betrügern. Doch eine 101 Jahre alte Frau konterte den Enkeltrick mit einem viel bessern.
Augsburg – Für ihre detektivische Leistung hat die 101-Jährige am 11. September die Courage-Medaille erhalten – im Vorjahr brachte sie einen Telefon-Betrüger hinter Gitter. „Wir ehren mit dieser Auszeichnung außergewöhnliche Menschen, die sich in besonderer Weise für die Sicherheit und den Schutz unserer Gesellschaft eingesetzt haben“, sagte Innenminister Joachim Herrmann bei der Medaillen-Verleihung. Die Seniorin aus Augsburg selbst reagiert bescheiden, doch das öffentliche Echo macht deutlich: Margareta Fischer ist definitiv eine Wunder-Omi.
So brachte die 101-Jährige einen Enkeltrick-Betrüger hinter Gitter
Die Augsburgerin kannte das Betrugs-Prinzip, mit sogenannten „Schockanrufen“ reiche Beute zu machen und konnte deshalb eine weinende Frau, die sich am Telefon als ihre Enkelin ausgab, schnell enttarnen. Wie das Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (StMI) schildert, habe eine Anruferin Margareta Fischer um finanzielle Unterstützung gebeten und ihr berichtet, einen Unfall verursacht zu haben. Jetzt müsse die 101-Jährige 80.000 Euro Kaution auftreiben.
Auch eine vermeintliche Polizistin habe das Anliegen ohne jeglichem Mitgefühl bestätigt. Nicht reagieren und auflegen ist ein häufiger Ratschlag, um sich vor Schockanrufen zu schützen. Aus dem StMI-Bericht geht jedoch hervor: Margareta Fischer reagierte noch cleverer.

Die Rentnerin brach den Anruf unter dem Vorwand ab, nach Geld und Wertsachen suchen zu wollen. Anschließend weihte sie ihre Nachbarn in ihr Vorhaben ein, die Täter aufzuspüren und auszuliefern. Bei einem erneuten Telefonat mit den Betrügern verhandelte die 101-Jährige einen Übergabe-Termin. In der Zwischenzeit informierte Fischer die Polizei. Doch statt Schmuck und Geld füllte sie eine Tasche mit Klopapierrollen.
„Sie hat so überzeugend Lügen aufgetischt, dass sie Schmuck oder Bargeld da hat“, schwärmt die Nachbarin gegenüber dem Bayrischen Rundfunk. Ihr Geschick für das bedachte Telefon-Gespräch könnte auf ihren Erfahrungen als Telefon-Seelsorgerin stammen. Der ausgeklügelte Plan ging auf: Der Übergabeort wurde zum Einsatzort, dort konnte die Polizei den 33-jährigen Täter schnappen.
Medaille für „Verdienste um die Innere Sicherheit“ – weitere Alltagshelden aus Bayern ausgezeichnet
Die Aufmerksamkeit um ihre Person habe Margareta Fischer nicht gewollt. Es gebe Menschen, „die viel mehr getan haben“, sagt sie im BR-Gespräch. Dennoch war es ihr ein Anliegen, mit ihrer Geschichte zu helfen: „Andere sollen wissen, dass sie das abwenden können, dass sie nicht Freiwild sind und ihnen der Geldbeutel total leer gemacht wird oder das Konto.“
Seit 1994 werden Bürger ausgezeichnet, die sich durch mutiges und beherztes Einschreiten in besonderer Weise um die innere Sicherheit in Bayern verdient gemacht haben. In den meisten Fällen handelt es sich um das mutige Eingreifen in diverse Gewaltsituationen – neben der Enkeltrick-Detektivin wurden in diesem Jahr 30 weitere Alltagshelden ausgezeichnet.