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Wird das Deutschlandticket direkt wieder abgeschafft? Anschlussfinanzierung steht noch nicht

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Seit Mai gibt es das 49-Euro-Ticket, die ersten drei Monate sind bereits um. Es herrscht Uneinigkeit darüber, wie erfolgreich das Deutschlandticket ist – auch die Anschlussfinanzierung steht noch nicht.

Frankfurt – Seit mittlerweile drei Monaten gibt es das 49-Euro-Ticket, auch als „Deutschlandticket“ bekannt. Es lässt sich eine erste Bilanz ziehen, die Frage nach der Zukunft dieses Spar-Abos bleibt jedoch offen. Viele sehen es als großen Erfolg, während andere das Ticket kritisieren. Fest steht allerdings, dass bislang noch keine Anschlussfinanzierung für das Deutschlandticket vorhanden ist, wie der Deutsche Städtetag moniert. Steht das Ticket deshalb möglicherweise vor dem Aus?

Deutschlandticket
Einführung01. Mai 2023
GültigkeitsgebietIn ganz Deutschland
ModellMonatskarten im Abonnement

Noch immer keine Anschlussfinanzierung: „Bisher ist das Deutschlandticket nur für dieses Jahr finanziell abgesichert“

Gemäß Helmut Dedy, dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, ist es erfreulich zu sehen, dass immer mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nutzen. Der Andrang zum Kauf des Tickets war sogar so groß, dass der Server bei Einführung des Deutschlandtickets überlastet war. Dedy bezeichnete den Start des Deutschlandtickets als positiv, äußerte jedoch auch eine Mahnung: „Bisher ist das Deutschlandticket nur für dieses Jahr finanziell abgesichert. Bund und Länder müssen sich dazu bekennen, die Mehrkosten für das Ticket, die über drei Milliarden Euro hinausgehen, auch weiterhin zu übernehmen.“

Darüber hinaus betonte er die Notwendigkeit, Investitionen in digitale Vernetzung, engere Taktungen, verbesserte Verbindungen und mehr Fahrzeuge sicherzustellen. Nur auf diese Weise könne der ÖPNV attraktiver werden und langfristig neue Fahrgäste halten: „Sonst steigen die neu gewonnenen Fahrgäste bald wieder aus.“

Erfolg Deutschlandticket – doch die Anschlussfinanzierung steht noch immer nicht

Das Deutschlandticket wird von FDP-Verkehrsminister Volker Wissing als „Riesenerfolg“ bezeichnet. Seit seiner Einführung am 1. Mai wurde die Anzahl der Abonnenten erhöht, die sich fest an den ÖPNV binden, was auf eine Alltagsnutzung statt nur Gelegenheitsnutzung hinweist.

Deutschlandticket startet – Frankfurt am Main
Inzwischen gibt es das Deutschlandticket seit drei Monaten, wie es weiter finanziert werden soll, steht allerdings noch nicht fest. (Symbolbild) © Sebastian Gollnow/dpa

Nun werden Verbesserungen für die Fahrgäste in Betracht gezogen. Die Nutzung der Nahverkehrszüge hat deutlich zugenommen. „Im Juni sind 25 Prozent mehr Menschen mit unseren Zügen gefahren als noch im April“, sagte die Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Sonntag (30. Juli). „Sie haben auch deutlich längere Strecken im öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt. Damit ist das Deutschlandticket jetzt bereits ein großer Erfolg.“ Eigentlich nur im Nahverkehr gültig können Bahnfahrer in manchen Fällen aber auch mit IC und ICE das Deutschlandticket nutzen.

Deutschlandticket laut Wissing „Bombastischer Erfolg“ – Doch der Fahrgastverband äußert Kritik

Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gibt es fünf Millionen neue Abo-Kunden, die zuvor den ÖPNV ohne Abo genutzt hatten. FDP-Verkehrsminister Volker Wissing äußerte ebenfalls Lob für die Abo-Lösung. Zusätzlich gibt es etwa eine Million komplett neue Abonnenten im ÖPNV. „Das allein ist ein bombastischer Erfolg.“ Ursprünglich gab es vor der Einführung des Tickets elf Millionen Abos, wovon nun fünf Millionen zum Deutschlandticket wechselten.

Allerdings äußerte der Fahrgastverband Pro Bahn Kritik. Nach ihrer Einschätzung sind die meisten der neuen Kunden bisherige Bestandskunden, die zuvor Tagestickets oder Einzelfahrscheine erworben hatten. „Dass man wirklich Menschen in großen Mengen von der Straße in den öffentlichen Personennahverkehr gelockt hat, ist nicht passiert“, sagte der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Karl-Peter Naumann, der Rheinischen Post am Montag (31. Juli).

Anschlussfinanzierung des Deutschlandtickets: „49 Euro liegen deutlich unter den bisherigen Abo-Preisen“

Bei der Einführung wurde ausdrücklich betont, dass 49 Euro als „Einführungspreis“ gelten. Spätere Preiserhöhungen aufgrund steigender Kosten sind daher nicht ausgeschlossen. „Aber vergessen wir nicht: Die 49 Euro liegen deutlich unter den bisherigen Abo-Preisen und sind damit eine deutliche finanzielle Entlastung bei ausgeweitetem Geltungsbereich“, äußerte Wissing. Und: „Je mehr Abonnenten wir haben, umso günstiger kann das Ticket dauerhaft bleiben. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass möglichst viele das Ticket auf Dauer nutzen“. Es sei wichtig, dass möglichst viele Menschen das Ticket dauerhaft in Anspruch nehmen – auch, dass der gesamte ÖPNV gut funktioniert, was sowohl das Angebot als auch die Infrastruktur betrifft. Verbraucherschützer hatten eine mehrjährige Preisgarantie gefordert, doch dies wurde von der Politik bisher nicht erfüllt.

Bundesländer fordern mehr Geld – Anschlussfinanzierung des Deutschlandtickets noch nicht geklärt

Die Bundesländer beharren hartnäckig darauf, mehr finanzielle Unterstützung aus Berlin zu erhalten – nicht nur für Sonderaktionen wie das neue Ticket, sondern auch für den regulären Betrieb mit steigenden Kosten für Personal und Energie. Dabei geht es um die Regionalisierungsmittel, die der Bund bereitstellt, damit Länder und Verbünde Leistungen bei Verkehrsunternehmen in Auftrag geben können. Volker Wissing betonte, dass der Bund bereits jetzt die für den ÖPNV zuständigen Länder mit jährlich über zehn Milliarden Euro unterstützt. Ab diesem Jahr werden die Mittel auch um drei Prozent pro Jahr erhöht, was als deutliche Steigerung betrachtet wird. Insgesamt wird der Bund allein von 2022 bis 2031 zusätzliche Regionalisierungsmittel in Höhe von 17,3 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

Die Polizei hat eine positive Nachricht in Bezug auf das Deutschlandticket: Die Einführung des 49-Euro-Tickets und die damit verbundene Zunahme der Fahrgastzahlen haben nach Einschätzung der Bundespolizei nicht zu einem signifikanten Anstieg der Kriminalität in Bussen und Bahnen geführt. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für den Bereich Bundespolizei, Andreas Roßkopf, äußerte gegenüber der Rheinischen Post am Montag (31. Juli): „Die Kriminalitätsrate und die Dinge, für die die Polizei und DB-Sicherheit gerufen werden müssen, sind nicht stark gestiegen“, sagte er. „Wir sind mit der Lage eigentlich sehr zufrieden.“ (cgsc/kiba/dpa)

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