1. tz
  2. Verbraucher

„Heute bei Edeka“: Erdbeerbauer kann über Preis im Supermarkt nur den Kopf schütteln

Erstellt:

Von: Armin T. Linder

Kommentare

Ein Erdbeerbauer aus Ostwestfalen macht seine Edeka-Entdeckung öffentlich: Er kann beim Blick auf den Preis der Früchte nur den Kopf schütteln.

Delbrück - Erdbeeren im Dezember! Man muss nun wirklich kein Experte für Obstanbau sein, um zu wissen: Das passt nicht so ganz zusammen. Saison ist das nicht. Diese dauert im Kern von Juni bis Juli in Deutschland, beginnt auch mal einen Tacken früher oder endet etwas später. Aber der Dezember ist weit weg davon. Nun sei allen Fans der Frucht diese natürlich auch mitten im Winter gegönnt, wenn sie wirklich nicht auf die Erdbeertorte verzichten wollen. Doch es ist etwas anderes als die bloße Existenz der Schälchen im Frischebereich, was einen Erdbeerbauern beim Edeka-Besuch stutzig macht und worüber er bei Twitter den Kopf schüttelt: Der Preis irritiert ihn! 1,49 Euro für 250 Gramm.

Edeka bietet Erdbeeren für sechs Euro das Kilo an - lokaler Bauer schüttelt den Kopf

Auf seinem Twitter-Profil beschreibt sich der Mann als „Alt-Bauer auf Erdbeerhof, machen wir die Welt ein wenig besser“ - und auch wenn das natürlich nicht bestätigt ist, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den Betreiber mehrerer Erdbeerplantagen rund um Delbrück (Ostwestfalen) mit laut Homepage immerhin acht Standorten.

Er schreibt am 29. Dezember: „Heute bei Edeka, Erdbeeren aus Ägypten. Knapp 6,- € das kg. Für den Preis können wir in der Ernte keine gepflückte Ware anbieten.“ In den ersten rund 24 Stunden kassiert er dafür etwa 120 „Gefällt mir“-Angaben und einige Antworten. „Geschmacklich wahrscheinlich auch nicht preisverdächtig“, unkt ein Nutzer. Nun dürfte der Erdbeerbauer das Obst aus Ägypten wohl kaum gekauft haben, traut sich aber eine Prognose zu: „Nee, schmecken tun die auch nicht.“

Edeka: Billig-Erdbeeren bereiten Anbauer Sorgen

Er verbindet das mit einem bangen Blick auf die nächsten Monate: „Wo wir uns Sorgen machen, ist eher wg. Pfingsten, das ist in 2023 recht früh, bei einer frühen Ernte haben wir dann reichlich, und wenn dann biĺligst aus aller Herren Länder geliefert wird, dann werden heimische Früchte nicht gekauft.“

Im Gespräch mit den Kollegen von BW24 hatten schon vor gut einem halben Jahr Kathrin Walter vom Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg (LVEO) und LVEO-Präsident Franz Josef Müller auf die schwierige Situation der Branche aufmerksam gemacht. Vorangegangen waren Meldungen über zerstörte Abwehrfelder in Folge desaströser Preise.

Ein weiterer Nutzer stärkt nun bei Twitter dem heimischen Erbeerbauern und seinen Kollegen den Rücken. „Das ist ein großer Mist. Am liebsten kauf ich die Erdbeeren im Sommer in den Erdbeerständen, die aussehen wie Erdbeeren. Da weiß ich wenigstens, dass sie von um die Eck her kommen.“ Daumen hoch gibt‘s dafür vom Plantagenbetreiber: „So ab Anfang Juni haben wir die Nase vorn. Dann ist die Ernte im Süden zu Ende.“ Die Kaufentscheidung darf natürlich jeder selbst treffen. Doch immerhin hat es der Bauer mit dem Edeka-Foto geschafft, den Fokus auf die heimische Branche zu lenken. Und auch ein bisschen auf seine Plantagen. Wenig glücklich wurde eine Kaufland-Kundin mit ihren „frischen“ Einkäufen. (lin)

Auch interessant

Kommentare