„Weder witzig noch eloquent“: Edeka verscherzt es sich mit Job-Annonce bei Facebook-Usern
Dieser Marketing-Spruch ging nach hinten los: Eine Edeka-Filiale interpretiert den Begriff „Tierschützer“ neu und zieht damit den Zorn des Internets auf sich.
München – Originelle Ideen gelten für Bewerbungen ebenso als Erfolgsbringer wie auf der anderen Seite im Marketingbereich. Um gegenüber der Konkurrenz herauszustechen, sollten Anschreiben einprägsam sein, Stellenausschreibungen versuchen dagegen mit Witz und Charme aufzutrumpfen und um die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerber zu buhlen.
Letzteres ist einer Edeka-Filiale in Nordrhein-Westfalen zumindest gelungen. Witzig, gar charmant fanden aber nur die wenigsten Nutzer im Netz die Online-Job-Annonce des Lebensmittelhändlers.
Misslungenes Marketing? Edeka-Filiale wirbt um „Tierschützer“ – die fühlen sich provoziert
Monierten Kunden zuletzt häufiger die gestiegenen Preise beim Supermarkt, sorgte nun eine Stellenanzeige für Aufregung. Bei Facebook schaltete eine Edeka-Filiale, die in den Händen eines selbstständigen Händlers liegt, eine Job-Annonce, in der Hoffnung Personal für die Fleischtheke dazuzugewinnen. Dass er sich damit auf so gefährliches Territorium begeben würde, hätte er wohl nicht gedacht. Vor allem das Wortspiel mit dem Begriff „Tierschützer“ fanden viele Nutzer alles andere als gelungen.

Mit folgender Ausschreibung wollte der Lebensmittelmarkt für die Stelle werben: „Du bist Tierschützer? Dann pass doch auf unsere Fleischtheke auf! - Zwinker-Emoji.“ Dazu ein Bild eines Frischfleisch-Fachverkäufers, der ein Stück Fleisch in Scheiben schneidet und der Aufruf, sich als „Thekenheld“ in Spe zu bewerben.
Kritik für Stellenausschreibung: Edeka-Filiale verteidigt sich – „Das ist Marketing“
Dass der Humor vieler Menschen beim Tierschutz endet, mussten schon so manch andere Unternehmen feststellen. Und dass man über Geschmäcker und kulinarische Vorlieben hervorragend streiten kann, ist auch nicht neu. Das nächste Kapitel schreibt die Facebook-Annonce der Edeka-Filiale. Die Reaktionen darauf reichen von „niveaulos“ über „unterste Schublade“ bis hin zu „zynisch“.
Eine Facebook-Nutzerin spricht den Einzelhändler in den Kommentaren direkt an und möchte wissen, „wem dieser bescheuerte Spruch eingefallen“ sei. Der scheint die Empörung nicht nachvollziehen zu können, verteidigt sich mit: „Das ist Marketing, wo ist das Problem?“, ehe ihn ein anderer Nutzer schachmatt setzt: „Ich dachte, man sollte beim Marketing auch mit der Zeit gehen?“. Darauf kam vom Einzelhändler keine Antwort mehr.
Die bekam die Filiale dafür wohl von etlichen Interessenten. Auf Anfrage von TZ.de von IPPEN.MEDIA sagte ein Sprecher des Unternehmens, dass man mit der „ungewöhnlichen Stellenanzeige“ neue Mitarbeiter finden wollte. „Das ist gelungen, die Anzahl der Bewerbungen ist deutlich höher als bei Standardtexten“, so der Edeka-Sprecher. Das Ziel des Einzelhändlers sei gewesen, „mit einem Augenzwinkern“ Aufmerksamkeit zu erregen. Verärgern wollte man damit aber laut Unternehmenssprecher niemanden.
Bewusst provokante Annonce? Facebook-Nutzerin wittert Marketing mit System von Edeka-Filiale
Eine andere Kritikerin wittert hinter der gewagten Stellenausschreibung eine Strategie mit fragwürdigem System: „Dieser Spruch ist weder witzig noch eloquent. Influencer zeigen, wie man durch Kontroverse und negative Kritik die Reichweite erhöhen kann, der Einzelhändler macht es nach. Sehr schade!“. Dass bewusst provokante und polarisierende Aussagen in der Unternehmenswerbung eingesetzt würde, hoffe sie, sei nur eine Ausnahme.
Tatsächlich wirbt die Handelskette vorrangig mit Nachhaltigkeit, gesteigertem Tierschutz und veganen Alternativen. In einem anderen Fall stieß Edeka jüngst schon einmal mit einem kulinarischen Fehlgriff übel bei Tierschützern auf. Dagegen hatte auf diesen Kunden die große Liebe zwischen den Edeka-Regalen gewartet. (rku)