Neue Führerscheinklasse B+ und SUV-Tabu: Millionen Menschen von Führerschein-Plänen der EU betroffen
Neben Senioren hat der neue Führerschein-Entwurf Fahranfänger besonders im Visier. Eine weitere Führerscheinklasse und selbst SUV-Regeln könnten sie besonders betreffen.
München – Rat und Parlament auf EU-Ebene haben eine neue Führerscheinklasse vorgeschlagen – die Klasse B+. Es handelt sich dabei um eine Änderung der EU-Richtlinie 2022/2561 über die Grundqualifikation und Weiterbildung von Autofahrern. Das Fahren von SUVs und anderen Fahrzeugen mit einem Gewicht von über 1,8 Tonnen soll laut aktuellem Berichtsentwurf des EU-Parlaments stärker reglementiert werden. Die beiden Hauptziele dabei:
- Sicherheit erhöhen
- Emissionen senken
Upgrade für SUV-Fahrer: Darum möchte die EU eine neue Führerscheinklasse einführen
Derzeit arbeitet das Europäische Parlament an einer Novellierung einiger Führerscheinrichtlinien. Neben der neuen Führerscheinklasse, die insbesondere auf Fahranfänger abzielt, sind auch strengere Regeln für Senioren vorgesehen. Beide Maßnahmen haben eines gemeinsam: Gefährder im Straßenverkehr stärker reglementieren und so die allgemeine Sicherheit erhöhen – entsprechend dem Ziel, „die Zahl der Verkehrstoten bis 2050 auf null zu bringen“, wie in der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität von 2020 festgeschrieben.
Schwere Personenkraftwagen und Geländewagen (SUV) (...) sind im Hinblick auf die Straßenverkehrssicherheit mit größerer Wahrscheinlichkeit in Zusammenstöße verwickelt, die weitaus schwerwiegendere Folgen haben.
Neben diesem Sicherheitsaspekt geht der Entwurf auch bezüglich einer Emissionsreduzierung ins Detail. Schwere Personenkraftwagen seien sperriger, weniger energieeffizient und verbrauchen dadurch mehr Kraftstoff. Das Umweltbundesamt fordert schon länger Verteuerungen für Fahrer derartiger Emissionsschleuder – der erschwerte Zugang beschriebt eine weitere Alternative zur Minimierung von SUVs und Co. im Straßenverkehr.
Wer ist von der neuen Führerscheinklasse betroffen?
Die Änderung der Richtlinie soll nicht vorrangig langjährige Autofahrer betreffen, wie es zuletzt bei der Umtauschfrist im Januar der Fall war. Gegenteilig sind junge Erwachsene besonders betroffen. Vor Vollendung des 21. Lebensjahres könnte das Fahren von schweren Fahrzeugen komplett untersagt werden. Und auch für ältere Fahrer könnte die SUV-Fahrerlaubnis erschwert werden. Denn: Der Berichtsentwurf sieht neben einer Anpassung der „erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen“ unter anderem auch eine „Mindestanforderungen an die körperliche und geistige Tauglichkeit“ für den Führerschein B+ vor.

Neben den meisten SUVs wiegen auch einige Mittel- und Oberklassenautos mehr als 1,8 Tonnen. Im Rahmen des Änderungsvorhabens auch den Zugang zu grüneren Autoalternativen zu erschweren, heben Kritiker der Führerschein-Änderungsvorschläge als Absurdität hervor. „Der Vorschlag verkennt die Tatsache, dass moderne Fahrzeuge, insbesondere Elektroautos aufgrund der Ausstattung und dem Gewicht der Batterien immer schwerer werden, die modernen Sicherheitseinrichtungen dem Fahrzeuggewicht jedoch entsprechend angepasst sind“, so die Euopean Automobile Clubs (EAC) in eigener Pressemitteilung. Auch die allgemeine Grundannahme, dass „schwere“ Autos gefährlicher seien, lasse sich statistisch nicht belegen.
In der EU leben 448,4 Millionen Menschen. Die überwiegende Anzahl der Menschen ist von den Plänen betroffen. Die Führerschein-Novellierung dürfte noch für viele Diskussionen sorgen. Über die Entwürfe der einzelnen Richtlinien wird im Parlament und später in den Mitgliedstaaten beraten. Anschließend müssen sie in ein nationales Recht transferiert werden.