Feuerwerk extrem: Bon-Betrag dieses Lidl-Kunden lässt staunen – und viele berichten von Schlangen um 6 Uhr
Feuerwerk ist zu Silvester wieder erlaubt – und das lassen sich einige nicht zweimal sagen. Bei Twitter landeten skurrile Beobachtungen, etwa von einem Lidl-Großkunden.
München – „Endlich wieder böllern!“, denken die einen. „War diese Ruhe schön“, finden die anderen. Nach zwei Corona-Jahren, in denen Feuerwerksverkauf verboten war, ist zur Silvesternacht 2022/2023 wieder Vollgas erlaubt. Doch das Thema spaltet Deutschland in zweieinhalb Lager. Das zeigt sich in den Supermärkten und auch bei Twitter. Neben den Befürwortern und den Gegnern gibt es eben noch die gemäßigten Nutzer, wie jenen, der schreibt: „Hab nach Feierabend auch 3 kleine Batterien gekauft bei uns, aber würde mich dafür nie morgens anstellen.“
Silvester 2022: Feuerwerk ja oder nein? Auch Christian Lindner äußert seine Meinung
Gegen das Böllern spricht unter anderem die Geldverschwendung, das Gesundheitsrisiko und die Rücksichtnahme auf Tiere. Mancher kann oder will es sich einfach nicht leisten. Dafür spricht, dass es halt irgendwie dazugehört und endlich wieder erlaubt ist. Viele haben auch ihre eigenen Gründe in die eine oder andere Richtung. Und am Ende ist es jedem selbst überlassen.
Sogar Finanzminister Christian Lindner (FDP) meldete sich via Twitter zu Wort: „Nach 2 Jahren Pandemie ist der Verkauf von Feuerwerk wieder erlaubt. Jeder und jede sollte verantwortungsbewusst und maßvoll mit eigenem Feuerwerk an Silvester umgehen. So sparen wir uns künftige Debatten über ein Böllerverbot. Ein solches braucht es aus meiner Sicht nicht.“ Wo beginnt und endet „maßvoll“? Der Verkaufsstart 2022 trieb auch skurrile Blüten .
Extreme Twitter-Fotos sollen bei Verkaufsstart entstanden sein
Natürlich ist die Authentizität und Aktualität der Fotos, die bei Twitter kursieren, nicht bestätigt, aber die meisten Bilder dürften dann doch echt sein. Etwa von den Schlangen vor Discountern morgens um 6 oder 7 Uhr. Ob die Leute denn alle spinnen, will ein Nutzer angesichts so eines Fotos wissen. Und wird prompt belehrt: „Wenn man ein bestimmtes Sonderangebot erwischen will, dann muss man sich anstellen. Alter Brauch montags und donnerstags.“ Ein anderer wundert sich: „Die stehen einfach vor Lidl, um Geld zu verbrennen. Glückwunsch.“
Auch vor einigen Spezial-Läden, etwa im Feuerwerk-Fachgeschäft Röder im bayerischen Schlüsselfeld, bildeten sich am Donnerstagmorgen (29. Dezember) lange Schlangen. Er habe eigentlich um 6 Uhr aufmachen wollen, aber wegen des Ansturms sei es dann noch früher geworden, sagte Geschäftsführer Heiko Röder. Nach zwei Jahren Pause seien die Leute „einfach ausgeblutet. Sie wollen Feuerwerk.“ Dass der Verkauf in manchem Supermarkt nicht so rund lief, machte manchen Fan gar stinkig.
Bei Lidl ist dem Hintergrund zufolge wohl ein anderes Foto entstanden, auf dem ein Kunde mit einem Kassenband voller Feuerwerk zu sehen ist. Er ist ziemlich sicher nicht der Deutsche, der am meisten Geld dafür ausgegeben hat. Die Bon-Rechnung ließ den Twitter-Nutzer, der hinter ihm an der Kasse stand, dennoch sehr staunen. „Morgens 7:15 Uhr vor mir an der Kasse, 382€“, schreibt er. Samt Hashtag „uns geht‘s zu gut“.
Verschiedene Baumärkte verzichten dieses Jahr auf den Verkauf von Feuerwerk. Richard Eickel, Chef des Bremerhavener Feuerwerkshändlers Comet, hält die Argumentation der Baumärkte mit Tierwohl und Umweltschutz für „scheinheilig“. Dem Weser-Kurier sagte er, warum er dies für vorgeschoben hält: „Baumärkte waren im Feuerwerksverkauf auch vor Corona nicht sonderlich stark.“ Zwischen den Feiertagen hätten die Leute offenbar etwas anderes zu tun, als im Baumarkt einzukaufen. Wichtigster Vertriebskanal für das Silvesterfeuerwerk bleiben Supermärkte und Discounter. Auch dieser Fan hat sich viel vorgenommen:
Die Tradition des Silvesterfeuerwerks ist so umstritten wie nie. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die seit Jahren aus Umweltgründen für ein Böller-Verbot einsteht, verweist in diesem Jahr auch auf die bereits stark belasteten Kliniken und Rettungsdienste. Nun drohten erneut „zehntausende Verletzte“, die Politik könne „die verheerenden Folgen von privatem Feuerwerk„ nicht länger ignorieren.
Feuerwerk und Böller: Marburger Bund ruft zur Vorsicht auf
Die Ärzteorganisation Marburger Bund hat zur Böller-Vorsicht aufgerufen. „Viele Rettungsstationen sind ohnehin am Limit, und selbstverständlich birgt ein Silvesterfeuerwerk immer ein zusätzliches Unfallrisiko“, sagte die Marburger-Bund-Vorsitzende Susanne Johna im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Das gelte nicht nur für „aktive“ Feuerwerker, sondern auch für Schaulustige, man stehe schließlich dicht beieinander. „Und ich rate dringend, nur CE-zertifiziertes Feuerwerk zu verwenden und keine illegalen Böller zu zünden.“
Neben dem Unfallrisiko entstehe durch Böller auch eine hohe Feinstaubbelastung, was gerade für Menschen mit Atemwegserkrankungen problematisch sei, gab die Ärztin zu bedenken. Hinzu komme der Stress für Umwelt und Tiere. „Es spricht daher vieles dafür, dass wir in Deutschland andere Traditionen entwickeln, um das neue Jahr zu begrüßen.“
Von einem Böllerverbot hält die Marburger-Bund-Chefin indes wenig. „Ich würde mir wünschen, dass die Menschen die Entscheidungen selbst treffen. “Spenden statt böllern‘, das finde ich total sinnvoll, aber über ein erneutes Verbot müsste man in Ruhe nachdenken, zumal sich Traditionen nicht mit der Brechstange verändern lassen.“ Aus ganz anderem Grund gab es bei Aldi in Großbritannien großen Andrang. (lin mit Material von dpa/AFP/ots)