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EU-Pläne zum Führerschein im Rentenalter: ADAC schaltet sich ein

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Von: Maximilian Kettenbach

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Heikles Thema: Wenn das Autofahren im Alter riskant wird
Sollen Senioren zu Fahrtests verpflichtet werden? Die Frage erhitzt die Gemüter.(Symbolfoto) © Wolfram Kastl/dpa

Europas Straßen sollen sicherer werden, doch zu welchem Preis? Ein Entwurf der EU zum Führerschein trifft vor allem Rentner. Viele schimpfen – auch der ADAC.

Hamburg – Künftig soll die Verkehrstauglichkeit von Autofahrern über 70 Jahren EU-weit alle fünf Jahre überprüft werden und zudem die Altersgrenze für mehr ärztliche Untersuchungen von 50 auf 70 Jahre angehoben werden. Das geht aus einem Vorschlag der EU-Kommission hervor und würde Millionen Rentner in Europa betreffen.

Die neuen Regelungen sollen mit zahlreichen weiteren Neuerungen im Bereich des Führerscheins dafür sorgen, dass es bis 2050 in der EU keine Verkehrstote mehr gibt, und sich bereits bis 2030 die Zahl halbiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 kamen 20.600 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Mehr als in den Pandemiejahren 2020 und 2021. Über die neuen Pläne müssen die EU-Staaten und das Europaparlament nun verhandeln. Für Aufruhr sorgt die Ankündigung allemal.

Führerschein in der Rente – und weitere Pläne der EU:

ADAC kritisiert EU-Pläne zum Renten-Führerschein: „Nicht verhältnismäßig“

Thomas Lutze von den Linken schimpft lautWelt: „Das ist nichts anderes als Altersdiskriminierung.“ Er schlägt dagegen vor, dass „sich alle Verkehrsteilnehmer mit Führerschein ab 50 Jahren regelmäßig von ihrem Hausarzt auf Fahrtüchtigkeit untersuchen und beraten lassen“. Die Union setzt weiter auf „die Eigenverantwortlichkeit der Autofahrer“. Und die Grünen finden „gut, dass die EU-Kommission in Richtung Verkehrssicherheit und Fahrtauglichkeit den nächsten Schritt geht“, wie Verkehrspolitikerin Swantje Michaelsen verkündete. Die SPD sieht es dem Bericht nach ähnlich.

Noch ist unklar, wann, wo und wie die Pläne umgesetzt werden sollen - und wie ein derartiger Check aussehen könnte. Der Gesetzentwurf nennt als Beispiele Auffrischungskurse und Schulungen. Der ADAC kritisiert das und erklärt die angekündigten Reformen für „nicht verhältnismäßig“. Gerade ältere Verkehrsteilnehmende würden sich in der Regel „durch einen situationsangepassten Fahrstil sowie vorausschauendes Fahren auszeichnen. Riskante Manöver meiden sie“.

Zwar könne es mit zunehmendem Alter zu Leistungseinbußen kommen, dennoch sei das Unfallrisiko älterer Kraftfahrer nicht außergewöhnlich hoch, so der ADAC. Der Verband „lehnt die geplanten Maßnahmen, die sich auf ein bestimmtes Alter beziehen, ab“. Vielmehr fordert er: „Falls gesundheitliche Probleme festgestellt werden, sollte das Gespräch mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin gesucht werden, um eine Einschätzung der eigenen Fahreignung zu erhalten sowie ggf. weitere Maßnahmen einzuleiten – dies gilt für alle Altersgruppen.“

„Sobald man in Rente geht, ist der Lappen weg“

In den sozialen Netzwerken haben viele Menschen wenig Verständnis für die EU-Androhung: „Komisch ist, dass ich bis 70 arbeiten soll und sobald ich nicht mehr arbeiten soll, darf ich auch nicht mehr Auto fahren“, lautet etwa ein Kommentar auf Twitter. Ein anderer fürchtet: „Sobald man in Rente geht, ist der Lappen weg.“ „Altersdiskriminierung“, monieren einige und wenden sich mit Kritik an die EU: „Haben die in der EU nichts anderes zu tun, als nur noch Verbote auszusprechen?“

Die BAGSO, die per Definition als Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen die Interessen der älteren Generationen in Deutschland vertritt, wollte sich auf Anfrage von IPPEN.MEDIA nicht äußern.

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