Großteil der Europäer hat giftige Chemikalie im Körper – sie kommt in vielen Alltagsprodukten vor
Ein Risiko für die Gesundheit, das sich schwierig umgehen lässt: Die Chemikalie Bisphenol A kommt in vielen Alltagsprodukten vor. Eine EU-Studie enthüllt dringenden Handlungsbedarf.
Kopenhagen – 83 Prozent der Deutschen sind von Bisphenol A (BPA) in gesundheitlich bedenklichen Mengen ausgesetzt, das zeigen die Ergebnisse einer EU-Studie, welche die Europäische Umweltagentur (EEA) am 14. September in einer eigenen Pressemitteilung veröffentlichte. In anderen Ländern Europas sieht es ähnlich, teils noch alarmierender aus. Die Gefahr durch Chemikalien in Shampoo-Flaschen und Co. ist bereits seit Jahren Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung und politischer Diskussionen. Neben BPA geht es dabei unter anderem um giftige PFAS-Chemikalien.
EU-Studie untersucht Chemikalien-Belastung der Bevölkerung – großes Risiko für Gesundheit der Europäer aufgedeckt
Die EEA stuft das Gesundheitsrisiko der EU-Bevölkerung mit Blick auf die Studienergebnisse weit über akzeptablen Sicherheitswerten ein. Millionen von Menschen seien von einer zu hohen BPA-Belastung betroffen. Die Agentur fasst mögliche Folgen der Chemikalie zusammen:
- Geschwächtes Immunsystem (schon bei geringen BPA-Mengen)
- Verringerte Fruchtbarkeit
- Allergischen Hautreaktionen
Für die Studie sammelten Forschende von Januar 2017 bis Juni 2022 in elf Ländern Europas Daten zur Belastung der Bevölkerung mit Chemikalien und gesundheitlichen Folgen, heißt es in der EEA-Meldung. Zur Untersuchung der BPA-Belastung (BPA) im Rahmen der EU-Studie wurden von 2756 Menschen Urinproben entnommen. Das Ergebnis: Je nach Land wiesen mindestens 71 bis 100 Prozent der Proben BPA-Mengen oberhalb des gesundheitlich unbedenklichen Grenzwertes auf. In Frankreich, Portugal und Luxemburg hat ein bedenklicher Befund wahrscheinlich sogar alle Teilnehmer eingeschlossen.
In diesen Produkten kommt die gefährliche Chemikalie vor
Laut Umweltbundesamt handelt es sich bei Bisphenol A um eine synthetische Substanz, die in vielen Alltagsprodukten vorkommt – dazu zählen Plastikschüsseln, beschichtete Lebensmittelverpackungen wie Konservendosen und Plastikflaschen, CDs, DVDs und bis Ende 2019 Kassenzettel aus Thermopapier. Das Bundesinstitut für Risikobewertung ergänzt die Liste um unseren treuen Alltagsbegleiter: das Smartphone. Menschen nehmen die Chemikalie mit der Nahrung, Luft, Staub oder Wasser auf.
Laut Direktorin der Umweltagentur: Bisphenol A-Belastung erfordert neue EU-Maßnahmen
Bereits 2015 wurden regulatorischen Maßnahmen zur Minimierung der Chemikalien-Belastung eingeführt. So hat die EU unter anderem verstärkte Präventionsmaßnahmen für berufliche Anwendungen von Bisphenol A vorgeschrieben und BPA-haltige Mischungen für Verbraucher verboten. Doch bisherige Unternehmungen seien unzureichend, so die EEA-Direktorin Leena Ylä-Mononen in der Pressemitteilung. Denn: BPA sei ein„weitaus größeres Gesundheitsrisiko als bisher angenommen.“

„Wir müssen die Ergebnisse dieser Forschung ernst nehmen und auf EU-Ebene mehr Maßnahmen ergreifen, um die Exposition gegenüber Chemikalien zu begrenzen, die ein Risiko für die Gesundheit der Europäer darstellen“, sagt Ylä-Mononen weiter. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) reagiert mit einer eigenen Pressemitteilung und fordert ein Verbot von Bisphenol A in Lebensmittelverpackungen und verbrauchernahen Produkten.
Eine andere Studie zeigte kürzlich, dass Alternativen zu Plastikstrohhalme oft umweltschädlich und ungesund sind. Sie enthalten meist giftige PFAS-Chemikalien.