Nachtzüge nach Österreich und Hochgeschwindigkeitszug nach Italien – DB-Paukenschlag für Münchner

Nachtzüge erfreuen steigender Beliebtheit. Deutsche Bahn und Österreichische Bundesbahnen kündigen nun neue Verbindungen an – eine Rolle rückwärts.
München/Berlin/Wien – Österreich zählt seit vielen Jahren zu den bevorzugten Reisezielen deutscher Urlauber. Zwar zeigte die Tourismusanalyse 2023 der Stiftung für Zukunftsfragen, dass die Alpenrepublik unter den beliebtesten europäischen Reisezielen der Bundesbürger ein wenig eingebüßt hat. Dennoch sieht auch die Deutsche Bahn (DB) immer noch genügend Potenzial bei Österreich-Touristen. Und will künftig das Angebot an Nachtzügen in das Nachbarland deutlich aufstocken.
Deutsch Bahn (DB) setzt wieder auf Nachtzüge und baut Verbindungen nach Österreich deutlich aus
So soll es ab dem DB-Fahrplanwechsel im Dezember 2023 in Zusammenarbeit mit den Kollegen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wieder mehr Nachtzüge nach Österreich geben. Zum Jahresende bieten DB und ÖBB Nightjet-Verbindungen nach Paris und Brüssel an. Die Züge starten von Berlin und Wien aus und sollen zunächst dreimal die Woche, ab Herbst 2024 sogar täglich angeboten werden. Bisher hatten ÖBB und DB diese Strecken nicht per Nachtzug befahren. Lediglich der private Konkurrent European Sleeper hatte seit wenigen Monaten Nachtfahrten von Berlin nach Brüssel über Amsterdam in seinem Angebot.
Und auch die Anzahl der Verbindungen zwischen Deutschland und dem EU-Mitglied soll erhöht werden, wie DB und ÖBB am Dienstag (5. September) verkündeten. Dazu zählt eine neue ICE-Verbindung zwischen Hamburg und Wien, die auch über Berlin und Nürnberg führt. Darüber hinaus sollen Bahnreisende künftig täglich die Möglichkeit haben, mit einem ICE von Berlin über Frankfurt am Main und Stuttgart nach Innsbruck zu gelangen. Aktuell ist diese Strecke nur an Wochenenden buchbar.
Weitere Neuerungen im Fernverkehr zwischen Deutschland und Österreich im Überblick:
- Zwischen München und Salzburg fahren ab Dezember von etwa 6.00 Uhr bis 21.00 Uhr stündlich Fernverkehrszüge
- Auf der Strecke Frankfurt am Main - München - Salzburg - Klagenfurt werden ab dem Fahrplanwechsel ICE 4 zum Einsatz kommen
- Ab April 2024 werden auf der Strecke zwischen München und Italien nach und nach Railjets der neuen Generation fahren, DB und ÖBB versprechen in diesen Zügen „Komfort auf ICE-Niveau“
Der Schritt, das Nachtzug-Angebot wieder hochzufahren, bedeutet eine kleine Rolle rückwärts der Deutschen Bahn. Denn vor einigen Jahren hatte sich die DB aus dem eigenen Nachtzuggeschäft zurückgezogen. Seitdem hatte das Unternehmen nächtliche Verbindungen nur noch als Kooperationspartner betrieben. Doch Stefanie Berk, Vorstand Marketing und Vertrieb bei DB Fernverkehr, erklärte, dass aktuell mehr Menschen nachts auf der Schiene unterwegs seien als je zuvor. Grund genug offenbar, seine bisherige Strategie neu zu überdenken.

Nachtzüge zwischen Österreich und Deutschland: ÖBB-Chefin will „Fahrgastzahlen im Nightjet-Verkehr verdoppeln“
Auch die für den Personenverkehr zuständige ÖBB-Vorständin Sabine Stock erkannte den Reiz der Nachtzüge unter Reisenden. „Das Thema aktuell sind die Kapazitäten. Wir sind aktuell ausgelastet“, meinte Stock. Derzeit seien viele Züge schon nach dem ersten Buchungstag komplett voll. Daher haben sich die ÖBB dazu entschlossen, dass man „bis 2030 (...) die Fahrgastzahlen im Nightjet-Verkehr verdoppeln“ wolle.

Hierzu ist auch der Einsatz von „fabrikneuen Nachtzügen“ geplant. Die neuen Nighjets können bis zu 230 km/h schnell fahren. Sie sollen laut DB und ÖBB „ein neues Komfortniveau unter anderem durch Einzelkabinen (Mini Cabins) im Liegewagen und einen niveaugleichen Einstieg für mobilitätseingeschränkte Personen“ bieten. Derweil sorgte kürzlich ein 25.000 Euro teures Nachtzug-Ticket in Italien für Diskussionen.