TV-Sender stellt Sendebetrieb ein: Hunderte Mitarbeiter betroffen - Erste Details bekannt
Wie viel lineares Fernsehen braucht die Gesellschaft noch? Die Digitale Transformation erfordert eine Umstrukturierung vieler Medienunternehmen.
Bonn – An neuen Herausforderungen zu wachsen bedeutet, auch traditionelle Routinen aufzubrechen. Laut kürzlich veröffentlichten dpa-Informationen wird der Digitalisierungsdruck auf das Programm und die zukünftige Arbeitsstruktur des Auslandssenders Deutsche Welle (DW) einwirken. Neben dem linearen TV-Angebot in deutscher Sprache stehen weitere Schritte bevor. Wie verschiedene Medien berichten, sollen 2024 vorsorglich bis zu 20 Millionen Euro eingespart werden. Die Hälfte davon im Programm.
Auch Mitarbeiter betroffen: Deutsche Welle plant Einsparungen und Budget-Umschichtungen
Alle Bereiche des Unternehmens sind von Sparmaßnahmen und Budget-Umschichtungen betroffen, so der DW-Intendant Peter Limbourg in einer dpa-Mitteilung. Im Vordergrund stehen dabei Umverteilungen von linearen zu digitalen Angeboten. Inhaltlich soll neben dem deutschsprachigen Bereich vor allem das Sportangebot reduziert werden, berichtet das Online-Magazin dwdl.de. Eine derartige Neuausrichtung geht auch an den Mitarbeitern nicht spurlos vorbei: Rund 200 Angestellte, vor allem aus Berlin und Bonn, werden von dem Stellenabbau bis zum Jahresende betroffen sein. Hinzu kommen bis zu 300 freie Mitarbeiter.
Darum muss der deutschsprachige TV-Sender weichen
Die Zahlen müssen stimmen – gemäß diesem Credo wird der Erfolg von Medienangeboten in Zeiten flutender Inhalte maßgeblich bemessen. Die Deutsche Welle orientiert sich dabei an einem internationalen Publikum. Einer Mitteilung des DW-Rundfunkrates zufolge, welche der dpa vorliegt, hätten 250.000 Menschen weltweit regelmäßig das deutsche Angebot genutzt. Das stehe „in keinem Verhältnis zu dem erheblichen Aufwand, den wir für den Kanal betreiben müssen.“

Auch wenn das deutsche TV-Programm bis 2024 Geschichte sein wird, müssen Informationshungrige auf die Nachrichten der Deutschen Welle nicht verzichten. Deutsche TV-Inhalte sollen in multimedialer Ausführung digital erhalten bleiben und auch alle Magazinformate und Dokumentationen weiterhin auf Deutsch produziert werden. Für diejenigen, die das lineare Fernsehen bevorzugen, gilt: Auch das englischsprachige Programm kann hierzulande empfangen oder über die DW-Webseite gestreamt werden.
Verdi kritisiert präventive Einsparungen der Deutschen Welle
Dieses Alternativprogramm stellt Arbeitnehmervertreter bei weitem nicht zufrieden. In einer eigenen Pressemitteilung betont Verdi, dass digitale Ersatzangebote auf Deutsch nicht ausreichen, um dem Programmauftrag der Deutschen Welle gerecht zu werden. In diesem ist bis 2025 die besondere Bedeutung der deutschen Sprache festgelegt. Die Gewerkschaft verurteilt, dass es sich um präventive Sparmaßnahmen handelt. Schließlich seien finanzielle Engpässe noch nicht absehbar. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz fordert, „die eingeleiteten Maßnahmen sofort zu stoppen.“ (Felina Wellner)