Tester durchleuchten Rabatt-Apps: Achtung – Werbe-Aktionen bieten nicht immer den günstigen Preis

Früher wurden Rabattmarken geklebt, heute werden Kunden unter anderem mit Rabatt-Apps gelockt. Finanztest hat die Vor- und Nachteile der digitalen Spar-Angebote genau untersucht.
München – Immer mehr Verbraucher nutzen beim Einkaufen nicht mehr die Kundenkarte, sondern die App des Händlers auf dem Smartphone. Dafür bekommt man Rabatt. Aber wie viel eigentlich? Dieser Frage ist jetzt Finanztest nachgegangen.
Rabatt-Apps von Finanztest unter die Lupe genommen
Wer bisher im Einzelhandel seine Kunden- oder Rabattkarte vorzeigte, soll heute sein Smartphone mit der passenden Rabatt-App zücken. Um Kunden die Umstellung schmackhaft zu machen, lockte beispielsweise die Drogeriekette dm mit einer zehnprozentigen Ersparnis auf alle Einkäufe – allerdings nur im Januar. Seit Februar gibt es einen Preisnachlass nur, wenn einzelne Coupons auf bestimmte Artikel oder Produktgruppen freigeschaltet werden.
Was hat man als Kunde von Rabatt-Apps?
Die Experten von Finanztest haben jetzt Kundenbindungsprogramme unter die Lupe genommen und verglichen (siehe Tabelle). Hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammengefasst.
Wie viel Rabatt gibt es?
Laut Finanztest bringt keine einzige der untersuchten Rabatt-Apps bei jedem Einkauf so große Preisvorteile, dass Sparfüchse sie unbedingt auf ihrem Handy haben sollten. Der Mindestrabatt, der mit dem Sammeln und Einlösen von Punkten und Coupons regelmäßig möglich ist, beträgt oft nur 0,5 bis ein Prozent. Höhere Rabatte sind durch Sonderaktionen möglich. Außerdem sticht laut der Experten Rossmann heraus – mit zehn-Prozent-Rabatten auf Einkäufe per Coupons.
Test zeigt: Die Apps sind extrem datenhungrig
Wie steht es um den Datenschutz?
Der Test ergab, dass alle Apps extrem datenhungrig sind. 2200 bedruckte DIN-A4-Seiten würden die Daten im Schnitt ergeben, die eine einzige Rabatt-App von Android produziert hat. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Finanztest hat bei keiner der Rabatt-Apps gravierende Sicherheitslücken gefunden, in einigen Fällen gab es aber Defizite bei der Datenschutzerklärung (u. a. bei H&M, Müller und Media Markt). Das heißt, dass Kunden u. a. nur schwer erkennen können, ob und an wen ihre Daten weitergegeben werden. Insgesamt erhielten alle Händler bzw. App-Anbieter beim Thema „Basisschutz persönlicher Daten“ die Noten „befriedigend“ und „ausreichend“.
Rabatt-Apps getestet: Experten raten zum genauen Vergleich
Was raten die Experten?
Wer beim Einkaufen wirklich Geld sparen will, kann dies laut Finanztest mit Rabatt-Apps nur bedingt. Sie seien nur sinnvoll, wenn man Stammkunde bei einem Händler sei und regelmäßig Sonderaktionen nutze. Denn die üblichen Nachlässe seien mit kaum mehr als einem Prozent verschwindend gering. Dazu komme noch, dass ein Rabatt nicht automatisch ein Garant für einen niedrigen Preis sei. „Vergleichen Sie besser vor Ihrem Einkauf die Preise. Es kann sein, dass ein Produkt bei einem anderen Händler günstiger ist – auch ohne Nachlassaktion“, so der Rat der Experten. Doch man kann die Kosten-Nutzen Rechnung verbessern. Seinen Datenschutzfußabdruck verringert man, indem man die digitale Verfolgung, das sogenannte Tracking, in den Einstellungen der App deaktiviert.
Autor: Wolfgang De Ponte
Rabatt-Apps im Vergleich
App-Anbieter | Mindestrabatt & Einlöser | Weitere Leistungen (Auswahl) |
Obi (Baumarkt) | 1 Prozent in teilnehmenden Filialen und im Onlineshop | Coupons, Markt-, Produktscanner |
Galeria (Kaufhaus) | 0,5 Prozent bei Jahresumsatz bis 2000 Euro durch Einlösen von min. 100 Punkten (je Punkt 2 Euro) in Filialen; 1 Prozent von 2000 bis 5000 Euro Umsatz, 2,5 Prozent ab 5000 Euro. | Coupons, Rabatte auf ausgewählte Produkte, Events |
H&M (Bekleidung) | 2 Prozent ab 250 Euro Umsatz in Form eines 5-Euro-Gutscheins | kostenfreie Lieferung im Onlineshop ab 29,90 Euro, Events |
Peek & Cloppenburg (Bekleidung) | 1 Prozent durch Einlösen von Bonuspunkten ab 200 Euro Jahresumsatz, 2%ab 1000 Euro, Bonusguthaben wird zweimal jährlich ausgeschüttet | Umtausch ohne Kassenbon, 50 % Rabatt auf Expressversand und Änderungsschneidere |
Tchibo (Kaffee u. a.) | 2 Prozent durch Einlösen von Bohnen (2 Bohnen pro 1 Euro Umsatz) ab 50 Euro Umsatz | Digitale Kaffee-Stempelkarte (11. Heißgetränk gratis) |
Lidl (Discounter) | 1 Prozent ab 400 Euro Monatsumsatz, einlösbar in allen Filialen innerhalb von zehn Tagen nach Coupon-Erhalt | Drei ausgewählte Gratisartikel ab 400 Euro Monatsumsatz |
Douglas (Parfümerie) | Zwischen 1 und 3,3 Prozent, abhängig vom Umsatz: 1 Euro bei 100 gesammelten Punkten, 100 Euro für 3000 Punkte | Coupons zum Sammeln von Beauty Points |
Müller (Drogerie) | 1 Prozent durch Einlösen von Blüten (1 Blüte pro 1 Euro Umsatz) in allen Filialen C | Coupons, digitaler Kassenbon |
Rossmann (Drogerie) | 10 Prozent auf Einkauf in Filialen durch Einlösen von Coupons beschränkt auf zwei Einkäufe alle zwei Monate (mit Registrierung vier Einkäufe) | Coupons, Rabatte auf ausgewählte Produkte |
Media Markt (Elektronik) | 0,5 Prozent durch Einlösen von mindestens 10 000 Punkten (5 Punkte für 1 Euro Umsatz) | zinsloses Darlehen für bis zu zehn Monate, Tiefpreisgarantie* |
DeutschlandCard (Kundenbindung) | 0,5 bzw. 1 Prozent pro 2 Euro bzw. 1 Punkt pro 1 Euro Umsatz. Einlösen von min. 100 Punkten bei Edeka, Marktkauf, Esso, Rofu, Netto, Hammer und Sonnenklar.TV | Punktevervielfachung, Coupons |
Payback (Kundenbindung) | 0,5 Prozent durch 1 Punkt pro 2 Euro Umsatz, Einlösen von mindestens 200 Punkten bei Rewe, Penny, Alnatura, Nahkauf und Thalia | Punktevervielfachung, Coupons |
(Quelle: Finanztest, Heft 6/2023)