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Amazon-Suche absichtlich „vermüllt“: Schwere Vorwürfe gegen den Shopping-Giganten bestätigen sich

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Amazon hat immer wieder mit Klagen zu kämpfen. Aktuell streiten 17 Bundesstaaten in den USA mit dem Shoppingriesen. Mit ein Grund: Die Suchmaschine.

München – Die heftigen Vorwürfe gegenüber Amazon scheinen sich zu bestätigen: In der Klage der US-Wettbewerbsbehörde FTC und 17 Bundesstaaten gegen den Shoppingriesen wurde nun die Klageschrift veröffentlicht. Bisher sind die Vorwürfe nicht bewiesen, dass Amazon mit einer regelrechten Vermüllung der Suchergebnisse dafür sorgt, dass Verkäufer zum Buchen von Werbeplätzen gezwungen sind. Doch auch Amazon-Manager sind, wie aus der teilweise geschwärzten Klageschrift hervorgeht, dieser Meinung. Demnach sei es wegen der Reklameflut, die Verbrauchern Schaden zufüge, „fast unmöglich [...], dass qualitativ hochwertige, hilfreiche organische Inhalte gegenüber kaum relevanten gesponserten Inhalten gewinnen“.

Trotz eines vermeintlich sicheren Ablageortes bekam ein Amazon-Paketbote den Ärger seiner Kunden zu spüren.
Vorwürfe gegen Amazon: Der Shoppinriese soll mit einer Vermüllung der Suchergebnisse dafür sorgt, dass Verkäufer zum Buchen von Werbeplätzen gezwungen sind. © Sven Simon/Imago (Symbolbild)

Amazon nutzt Algorithmen, die systematisch die Preise erhöhen

Auch habe Amazon seine Macht genutzt, um mehrere Geschäftsfelder unter seine Kontrolle zu bringen und ein ausgrenzendes Verhalten zu implementieren. Per Algorithmus soll das Unternehmen Preissenkungen der Konkurrenz überwacht und kopiert haben. Ein anderer Algorithmus namens „Nessie“ – im Einsatz zwischen 2016 und 2018, soll bei Amazon selbst systematisch die Preise erhöht haben, sodass Mitbewerber zu entsprechenden Anpassungen gezwungen wurden. Außerdem sollen Händler nur bei Amazon Prime mitmachen dürfen, wenn sie die Ware von Amazon selbst verpacken ließen, wobei bis zu 40 Prozent des Gesamtpreises einbehalten wurde. Eine Selbstverpackungsmöglichkeit wurde laut der Klageschrift von Amazon wieder eingestellt. Amazon kündigte an, die Möglichkeit wieder einzuführen.

17 US-Bundesstaaten und die FTC gehen gegen Amazon vor Gericht

Die FTC wirft Amazon in der Klage eine Monopolstellung vor. Die Kartellklage der FTC und von 17 US-Bundesstaaten war vor einem Bundesgericht in Seattle eingereicht worden. Darin wird Amazon vorgeworfen, Konkurrenten von Dienstleistungen im Online-Marktplatzgeschäft auszuschließen und Wettbewerb so zu unterdrücken. Zudem beschuldigt die Behörde den Konzern, dass er die Händler dazu zwinge, seine eigenen Logistik- und Lieferdienstleistungen zu nutzen, um im Gegenzug auf der Plattform prominent platziert zu werden.

Zudem bestrafe Amazon Verkäufer, die ihre Waren auf konkurrierenden Internetseiten günstiger anböten. Amazon sei ein Monopolist und nutze seine marktbeherrschende Stellung derart, dass Käufer und Verkäufer mehr für einen schlechteren Service zahlen müssten, sagte die FTC-Vorsitzende Lina Khan. Verkäufer zahlten einen US-Dollar pro zwei verdienten Dollar an Amazon. Amazon kritisierte die FTC-Klage und nannte sie falsch, was die Fakten und Gesetze betreffe und kündigte an, dies vor Gericht auszutragen.

Vierte Kartellklage der FTC in den USA gegen Amazon

Es ist bereits die vierte Kartellklage, die die FTC in den USA gegen Amazon einreicht. Die Behörde untersucht die Geschäftspraktiken des Unternehmens seit Jahren. Zuletzt verklagte die Behörde, die in den USA sowohl über das Wettbewerbsrecht als auch den Verbraucherschutz wacht, Amazon im Zusammenhang mit seinen kostenpflichtigen Prime-Abos, die schwer zu kündigen seien. In zwei weiteren Klagen warf die FTC dem Konzern mangelnden Datenschutz bei seinen Sprachassistenten Alexa sowie seine Ring-Überwachungskameras und -Alarmen vor. Hier stimmte Amazon kürzlich Strafzahlungen von gut 30 Millionen US-Dollar zu. Trotzdem hielt das Unternehmen fest, in der Sache mit der FTC nicht übereinzustimmen.

In der aktuellen Beschwerde der FTC heißt es, Amazon verstoße nicht deshalb gegen das Gesetz, weil es groß sei. Vielmehr lege der Konzern „ein Ausschlussverhalten an den Tag, das aktuelle Wettbewerber am Wachstum und neue Wettbewerber am Aufkommen hindert“. Weiter heißt es: „Unsere Beschwerde legt dar, wie Amazon eine Reihe von Straf- und Zwangstaktiken eingesetzt hat, um seine Monopole unrechtmäßig aufrechtzuerhalten“. Die Klage ziele darauf ab, „Amazon für diese monopolistischen Praktiken zur Rechenschaft zu ziehen“ sowie freien und fairen Wettbewerb wiederherzustellen.

Amazon steht auch wegen gefälschter Druckerpatronen unter Druck. Am Prime Day rief Verdi indes zum Streik bei Amazon auf. (cgsc/dpa)

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