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Eigenmarken immer beliebter - doch Experten vermuten, dass sie bald teurer werden

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Von: Stella Henrich

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Die Inflation und hohe Preise verändern das Einkaufsverhalten von Verbrauchern. Sie greifen immer mehr zu preiswerten Eigenmarken. Doch nun werden auch diese Produkte teurer.

München ‒ Für Verbraucher sind die Billig-Marken wie „Ja“ und „Gut und Günstig“ von Lebensmittelhändler wie Rewe und Edekain diesen Zeiten steigender Lebensmittelpreise ein guter Griff ins Regal. Sie sind nicht nur deutlich günstiger als die Markenprodukte namhafter Hersteller, sondern schmecken auch oft genauso gut wie sie. Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) lag ihr Umsatzanteil am Gesamtmarkt im September bei 42,8 Prozent. Das seien rund zwei Prozent mehr als im Vorjahr, berichtet das Handelsblatt. Branchenexperten sprachen zwischenzeitlich sogar von einem Siegeszug der Billigprodukte.

Das Bild zeigt Ja-Produkte des Handelskonzerns Rewe.
Billigmarken sind gefragt, werden aktuell aber für Verbraucher teurer. (Symbolbild) © Manfred Segerer/imago

Doch trotz höherer Nachfragen nach Eigenmarken lohnt sich das Geschäft mit den Produkten für die Hersteller jetzt offenbar nicht mehr. Klingt paradox. Wie kann das sein, dass sich Hersteller von Eigenmarken zurückziehen, wo doch die Nachfrage nach ihren Produkten steigt? Handelsexperte Gerrit Heinemann hat die Antwort darauf: „Es handelt sich meist um dieselben Hersteller wie von Markenprodukten“, zitiert Focus den Dozenten von der Hochschule Niederrhein.

Eigenmarken-Paradoxon im Einzelhandel: Hersteller nutzen freie Kapazitäten von Maschinen

Kein Wunder also, dass Marke und Billigware oft gleich schmecken. „Die Markenhersteller nutzen in der Regel freie Kapazitäten ihrer Maschinen, um Eigenmarken für Supermärkte und Discounter zu produzieren“, erklärt Heinemann die Situation im Handel. Da diese Marken größtenteils günstiger im Einzelhandel verkauft werden, werfen sie aber auch weniger Gewinn ab. Letztendlich fallen Kostensteigerungen für Energie, Rohstoffe und Fracht für diese Artikel stärker ins Gewicht als bei Markenprodukten. Die Hersteller verdienen weniger. Der Ausbau von Billigproduktpaletten lohnt sich für sie dadurch nicht länger.

Branchenexperten gehen deshalb davon aus, dass Billigmarken für Verbraucher teurer werden. Doch solange die Inflation anhält und nach wie vor mit knapp zehn Prozent astronomisch hoch ist, dürften Handelsmarken bei Verbrauchern weiterhin gefragt bleiben. Diese konnten in 72 Prozent der 327 von der GfK untersuchten Kategorien in den vergangenen zwölf Monaten Marktanteile gewinnen. „Bei Produkten, bei denen Verbraucher die Qualitätsunterschiede nur schwer wahrnehmen, sind sie sehr schnell bereit, ihre Markenloyalität aufzukündigen“, zitiert das Handelsblatt den GfK-Experten Robert Kecskes.

Ein Trend, den auch Dozent Gerrit Heinemann mit seiner Einschätzung, dass Billigmarken aus den Sortimenten von Kaufland, Rewe, Edeka und Co. nicht verschwinden werden, teilt. Ein Grund dürfte sein, viele Verbraucher müssen nach wie vor - bei Energie und Lebensmitteln - sparen, um über die Runden zu kommen. Sparen geht mit Handelsmarken bisher - noch - deutlich günstiger.

Und auch das planen die Verbraucher. Sie wollen Geschenke für Weihnachten reduzieren und sogar auf üppiges Essen und teure Getränke am Heiligabend im Kreise der Familie laut einer repräsentativen Umfrage verzichten.

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