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Was beim Bandscheibenvorfall in der Wirbelsäule passiert und wie Sie vorbeugen können

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Von: Yannick Hanke

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Was genau passiert eigentlich bei einem Bandscheibenvorfall in der Wirbelsäule? Und worin besteht der Unterschied zum Hexenschuss? Die Antworten auf alle Fragen.

Berlin – Von einem Bandscheibenvorfall hat wohl jeder schon einmal gehört. Oder war sogar davon betroffen. Ein Leiden, das nicht nur Verbraucher in Deutschland tangiert. Doch was genau geschieht eigentlich bei einem Bandscheibenvorfall? Springt etwa die gesamte Bandscheibe aus der Wirbelsäule heraus?

Wie es zum Bandscheibenvorfall kommt, worin der Unterschied zum Hexenschuss besteht und wie einem Bandscheibenvorfall am besten vorgebeugt werden kann.

Ursachen und Symptome beim Bandscheibenvorfall: Wo sich die Wirbelsäule befindet und was ihre Funktion ist

Der Mensch kann ohne die Bandscheiben keinen Schritt tun. Spürbar sind sie in der Regel aber nicht. Die insgesamt 23 ringförmigen Bandscheiben sind zwischen den einzelnen Wirbeln in der Wirbelsäule gelegen. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Denn die Bandscheiben sorgen für die Federung der Wirbelsäule, fangen Belastungen ab und schützen das Knochenmaterial.

Eine Frau fasst sich am 13.10.2012 in Frankfurt am Main (Hessen) mit beiden Händen an den Rücken.
Was genau geschieht eigentlich im Körper, wenn es zu einem Bandscheibenvorfall kommt? Und wie kann diesem vorgebeugt werden? © Arno Burgi/dpa/Symbolbild

Ihr gallertartiger Innenkern ist dabei von einem Faserring umgeben. Wenn der Mensch nachts zur Ruhe kommt, rüstet sich die Bandscheibe für die spätere Phase der Bewegung. Die Gallertmasse saugt sich dann mit Gewebeflüssigkeit voll und wird prall-elastisch, berichtet unter anderem ARD alpha.

Das sind die Symptome eines Bandscheibenvorfalls: Auf diese Anzeichen sollten Sie achten

Was aber genau passiert eigentlich im Körper, wenn es zu einem Bandscheibenvorfall kommt? Im Laufe des Lebens, daran führt kein Weg vorbei, lässt beim Menschen die Fähigkeit der Bandscheibe nach, Flüssigkeit zu binden. Und wenn die Wirbelsäule einer Fehlbelastung ausgesetzt ist, beispielsweise einer krummen Körperhaltung, dann kann der Faserring der Bandscheibe einreißen. Quillt im nächsten Schritt die Kernmasse nach außen, wird von einem Bandscheibenvorfall gesprochen.

Der Wirbelkanal wird hierbei vorübergehend eingeengt. Davon wissen viele Menschen, die unter einem Bandscheibenvorfall leiden, nur nichts. Denn erst, wenn die Gallertmasse auf einen Nerv drückt, kann es zu Entzündungen und Schmerzen kommen. Mitunter wird auch das Nervensignal zu den Muskeln oder der Blase abgeschwächt und es kommt zu einer Muskel- oder Blasenlähmung. Dann ist eine sofortige Operation zwingend notwendig.

Es kann aber auch passieren, dass ein Faserring zwar nicht einreißt, aber vorgepresst wird. Und eine Vorwölbung der Bandscheibe verursacht oft beträchtliche Schmerzen und strahlt auf beide Beine aus. Immerhin: In der Regel geht solch eine Verwölbung nach einigen Wochen wieder zurück.

Das ist der Unterschied zwischen Bandscheibenvorfall und Hexenschuss

Im Gegensatz zu einem Bandscheibenvorfall kommt es beim Hexenschuss zu einem Reizzustand der kleinen Wirbelgelenke oder des Darm-Kreuzbeingelenks. Diese Reizung wird zumeist durch Fehlbelastungen oder eine akute Überbeanspruchung ausgelöst.

In der Regel treten bei einem Hexenschuss Verkrampfungen in der Muskulatur auf und Entzündungen an verschiedenen Teilen der Wirbelsäule, die in wenigen Tagen bis Wochen wieder vollkommen ausheilen.

Dr. med. Marko Ständer, Neurochirurg in München, gegenüber „ARD alpha“

Mit einem Arzt sollte dann am besten darüber gesprochen werden, welche Ursache den Rückenschmerzen zugrunde liegt.

Wie man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen kann

Fakt ist: Selbst ein starker Rücken kann nicht alles aushalten. Bücken und Heben belastet die Wirbelsäule. Und wer die meiste Zeit am Tag im Sitzen verbringt, was sogar tödlich sein kann, der hat oftmals mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Da hilft es natürlich, mit der richtigen Haltung im Alltag Rückenschmerzen, die auch durch psychische Belastung entstehen können, direkt zu vermeiden. Viel Bewegung, aber auch spezielle Rückenübungen helfen auf jeden Fall, um diesen Schmerzen vorzubeugen.

Schließlich ernähren sich die Bandscheiben wie ein Schwamm. Bei jedem Schritt werden sie zusammengepresst. Und beim Ausdehnen saugen sie Nährstoffe auf. Im Grunde leben sie von der Bewegung. Dementsprechend ist chronischer Bewegungsmangel Gift für die Bandscheiben. Doch reichen schon einige Minuten Training pro Tag und der Rücken wird stärker.

Was hilft beim Bandscheibenvorfall: Wann sich eine Therapie empfiehlt

Verspürt ein Patient nach einem Bandscheibenvorfall Beschwerden wie Schmerzen oder Taubheitsgefühle, dann empfiehlt sich eine Therapie. In der Regel beginnen Patienten, die keine weiteren neurologischen Ausfälle haben, mit Schmerzmitteln und konservativen Therapien wie Krankengymnastik, Akupunktur oder Schmerztherapie. Sollte das nicht helfen, sind weitere Therapien mit dem Arzt diskutierbar.

Nach einem Bandscheibenvorfall: Operieren oder nicht?

Welche Behandlungsmethode nach einem Bandscheibenvorfall effektiver ist, haben bereits zahlreiche Studien untersucht. Hierbei ging es um eine Operation oder eine konservative Therapie. Das Ergebnis: Mit konservativen Verfahren hat man ähnliche Erfolgschancen, wie mit einer Operation. Doch gibt es eine Garantie auf Beschwerdefreiheit in beiden Fällen nicht.  Dauerhafte und nicht beherrschbare Schmerzen sind dabei zwingende Gründe für eine Operation. Und auch bei ausgeprägten neurologischen Ausfällen, die zu bleibenden funktionellen Ausfällen führen, wird eine Operation empfohlen. Hierzu zählen beispielsweise eine Blasen- oder Enddarm-Lähmung oder eine Lähmung an Armen oder Beinen.

Bei Bandscheibenvorfällen ist die gängige Operationsmethode die operative Entfernung von ausgetretenem Bandscheibengewebe über einen zwei bis drei Zentimeter langen Schnitt unter dem Mikroskop.

Kauda-Syndrom: Was die gefährlichste Form des Bandscheibenvorfalls auszeichnet

Die gefährlichste Form des Bandscheibenvorfalls stellt übrigens das Kauda-Syndrom dar. Damit ist eine Quetschung der Nerven im unteren Teil des Rückenmarks gemeint. Die Symptome sind dabei sehr markant: Die Haut wird taub, gleichzeitig kann die Entleerung von Blase und Mastdarm nur eingeschränkt oder gar nicht mehr kontrolliert werden.

Ein Resultat eines Bandscheibenvorfalls in der unteren Wirbelsäule, bei dem die Bandscheibe so weit herausgedrückt wird, dass sie alle vorbeiziehenden Nerven abdrückt. Das Kauda-Syndrom muss sofort operiert werden. Sonst können die Nerven irreparabel geschädigt werden. Und die Betroffenen haben ihr Leben lang mit den Einschränkungen zu kämpfen.

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