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AstraZeneca: Weltärztechef spricht von „gutem Impfstoff“ - doch jetzt drückt selbst Schweden auf „Pause“

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Deutschland setzt vorsorglich die Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff des Herstellers AstraZeneca aus. Minister Jens Spahn ordnet ein, Karl Lauterbach kritisiert. Alle Entwicklungen im News-Ticker.

+++ Dieser Ticker zum Impfstopp mit AstraZeneca in Deutschland ist beendet. +++

Update vom 16. März, 15.01 Uhr: Die sieben Fällen einer speziellen Thrombose, die Grund des Aussetzens der Astrazeneca-Impfungen* waren, betrafen Menschen zwischen etwa 20 und 50 Jahren. Das teilte das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag mit. Sechs davon hätten eine sogenannte Sinusvenenthrombose gehabt, alles Frauen in jüngerem bis mittlerem Alter. Ein weiterer Fall mit Hirnblutungen bei Mangel an Blutplättchen sei medizinisch sehr vergleichbar gewesen.

Alle zur Einschätzung herangezogenen Expertinnen und Experten seien einstimmig der Meinung gewesen, dass hier ein Muster zu erkennen und ein Zusammenhang der gemeldeten Erkrankungen mit der Astrazeneca-Impfung „nicht unplausibel“ ist, hieß es vom PEI. Betroffen seien nicht Senioren, sondern Menschen in jüngerem bis mittlerem Alter.

Corona-Impfung: Schweden zieht beim vorläufigen AstraZeneca-Stopp nach

Update vom 16. März, 14.36 Uhr: Nun setzt auch Schweden die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca vorsorglich aus. Man pausiere den Einsatz des Impfstoffs des britisch-schwedischen Unternehmens, bis die Untersuchung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zu vermuteten Nebenwirkungen des Mittels abgeschlossen sei, teilte die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten am Dienstag mit. „Der Entschluss ist eine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Staatsepidemiologe Anders Tegnell.

Brisant an dem Beschluss ist, dass Astrazeneca ein teils schwedisches Unternehmen ist: Der Pharmakonzern ist 1999 aus dem Zusammenschluss des schwedischen Unternehmens Astra und dem britischen Konzern Zeneca entstanden. Seinen Hauptsitz hat Astrazeneca im englischen Cambridge.

Astrazeneca-Stopp: EMA-PK zur aktuellen Lage - „saubere Aufarbeitung nötig“

Update vom 16. März, 14.06 Uhr: EMA-Chefin Emer Cooke hat eine Pressekonferenz zum Corona-Vakzin von AstraZeneca gegeben. Es werde aktuell geprüft, ob die Impfung zu den seltenen Sinusvenenthrombosen geführt habe, oder ob sie zufällig zeitlich nah auftraten und andere Gründe hatten. 

„Jetzt ist eine wissenschaftliche, saubere Aufarbeitung nötig“, betonte Cooke. Bereits vergangene Woche habe sich deshalb ein Experten-Gremium getroffen, heute gebe es eine weitere Runde. Anschließend werde man die Öffentlichkeit umgehend informieren. 

Derartige Vorfälle seien nicht in den klinischen Studien vorgekommen, fuhr sie fort. Stand heute gebe es keine Anzeichen auf eine erhöhte Anzahl von Blutgerinnseln in Zusammenhang mit einer AstraZeneca-Impfung - allerdings, betonte Cooke, dies werde nun sorgfältig überprüft. 

Nach aktuellen Erkenntnissen wiege der Nutzen einer Impfung - Schutz gegen Covid-19 - das Risko ihrer Meinung nach auf.

Corona-Vakzin: AstraZeneca-Stopp wirbelt Impf-Plan in Deutschland durcheinander

Update vom 16. März, 12.17 Uhr: Der Astrazeneca-Stopp hat einschneidende Auswirkungen auf die deutsche Impfstrategie. Das wird bereits einen Tag nach der Entscheidung, das Vakzin vorerst nicht mehr zu verwenden, deutlich.

Das Robert Koch-Institut meldete für Montag insgesamt 225.853 Impfungen, von denen 101.086 noch durch Astrazeneca erfolgten. Hintergrund: Die Bundesregierung hatte den Entschluss erst im Laufe des Tages gefasst, weswegen vielerorts noch bis in den Nachmittag mit Astrazeneca geimpft wurde.

Nichtsdestotrotz zeigt der Astrazeneca-Stopp bereits seine Wirkung: Im Vergleich zur Vorwoche gingen sowohl die Zahl der Erstimpfungen als auch die Impfungen insgesamt zurück. Bis zum 15. März 2021 wurden in Deutschland insgesamt 12.495.345 Dosen Impfstoff geliefert. Hiervon stammen 3.062.400 Dosen von AstraZeneca. Der Rückstau beträgt rund 1,68 Millionen Astrazeneca-Impfdosen. Gerade einmal 250 Personen sind deutschlandweit mit Astrazeneca zweitgeimpft.

Aktuell sind in Deutschland 2.951.692 Menschen und damit 3,5 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Rund 6,7 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfdosis erhalten.

Astrazeneca-Stopp: Weltärztepräsident Montgomery sieht Entscheidung kritisch

Update vom 16. März, 9.31 Uhr: Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery zieht den vorläufigen Stopp für Impfungen mit Astrazeneca in Zweifel. „Dass Menschen Thrombosen und Lungenembolien bekommen, muss nicht unbedingt etwas mit der Impfung zu tun haben“, sagte Montgomery dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vom Dienstag. Nach den ihm bekannten internationalen Studien sei die Thrombose-Häufigkeit in der Placebo-Gruppe und in der Gruppe mit dem Impfstoff etwa gleich gewesen.

Montgomery warnte auch vor einem Image-Schaden für den Impfstoff. „Unter dem Strich ist es leider so, dass dieser eigentlich gute und wirksame Impfstoff durch den Wirbel und die Impf-Aussetzung in vielen Ländern nicht gerade eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung gewinnt“, sagte der Weltärztepräsident.

Eine grundsätzliche Überprüfung der Vorfälle begrüßte Montgomery allerdings. Die Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) habe noch einmal bestätigt, dass Astrazeneca ein sicherer und effektiver Impfstoff gegen das Corona-Virus sei. „Trotzdem ist es richtig, dass die nationalen Behörden die Verdachtsfälle auf schwere Nebenwirkungen prüfen.“

Frank Ulrich Montgomery sitzt am 30. Mai 2019 in Münster beim Deutschen Ärztetag auf dem Podium.
Frank Ulrich Montgomery sieht einen Imageschaden für den „eigentlich guten und wirksamen Impfstoff“. © Guido Kirchner/dpa

Astrazeneca-Stopp: Auch Portugal und Lettland pausieren Impfung

Update vom 16. März, 8.59 Uhr: Nach Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen haben zwei weitere EU-Staaten Corona-Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca vorerst gestoppt. Portugal entschied am Montag, als „Vorsichtsmaßnahme“ die Verabreichung des Impfstoffs auszusetzen, wie die Leiterin der Gesundheitsbehörde, Graça Freitas, mitteilte. Die Impfungen sollen bis zu einer neuen Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) pausieren.

Auch in Lettland entschieden die Gesundheitsbehörden, die Verabreichung des Astrazeneca-Impfstoffs vorerst zu pausieren. Auch im Ostsee-Staat handle es sich um eine „Vorsichtsmaßnahme“, wie die Behörden erklärte. Sie soll auf maximal zwei Wochen befristet sein.

AstraZeneca: Experte befürchtet „Schaden“ durch Impf-Stopp - und kritisiert Deutschland

Update vom 16. März, 6.40 Uhr: Es sorgte für einen Paukenschlag am Montag: der Impfstoff des Herstellers AstraZeneca wird vorsorglich in Deutschland nicht mehr verimpft. Eine Untersuchung soll nun prüfen, ob es Zusammenhänge zu schweren Nebenwirkungen geben könnte. Der britische Statistikprofessor David Spiegelhalter hat die Entscheidung Deutschlands kritisiert.

„Angesichts von Ungewissheit ist es gut, vorsichtig zu sein. Aber in den derzeitigen Umständen mit steigenden Fallzahlen in Deutschland dürfte die Vorsicht es gebieten, schnellstmöglich so viele Menschen wie möglich zu impfen“, sagte der Professor an der Universität Cambridge der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Außerdem seien mögliche Schäden durch die Verstärkung von Vorbehalten gegen den Impfstoff zu bedenken. „Das sind schwierige Entscheidungen in ungewöhnlichen Zeiten“, so Spiegelhalter.

In einem Gastbeitrag im „Guardian“ hatte der Wissenschaftler am Montag davor gewarnt, kausale Zusammenhänge zu sehen, wo keine sind. Die klinischen Studien, die zur Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs in Großbritannien führten, und die Erfahrungen aus dem Impfprogramm in dem Land mit rund zehn Millionen verabreichten Dosen des Präparats hätten gezeigt, dass das Vakzin „außerordentlich sicher“ sei.

Der BBC sagte Spiegelhalter zu den Impfstopps, die zuvor auch in Irland und anderen europäischen Ländern veranlasst wurden: „Wenn das eine Verzögerung in der Verabreichung der Impfstoffe an Menschen bedeutet, die andernfalls eine Impfung bekommen hätten, dann wird das Schaden anrichten.“

Astrazeneca-Stopp: Söder will sich trotz Bedenken damit impfen lassen - „Würde mich sofort hinstellen“

Update vom 15. März, 22.40 Uhr: Corona-Impfstoff-Hammer: Karl Lauterbach hat bei „Hart aber fair“ in der ARD erklärt, dass die bekannten Thrombose-Fälle in Deutschland von Impfungen mit AstraZeneca kommen. Auch angebliche Totenzahlen wurden in der Sendung von Frank Plasberg genannt.

„Die Thrombosen sind eine Komplikation des Impfstoffs. Das wird dabei rauskommen“, sagte Plasberg am Montagabend vor Millionenpublikum live im TV: „Ich konnte mit behandelten Ärzte sprechen, die in die Behandlung der betroffenen Fälle eingebunden sind. Es sind sieben Fälle. Es gibt eine überwältigende Wahrscheinlichkeit, dass das vom AstraZeneca-Impfstoff hervorgerufen wurde.“

Laut dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, der ebenfalls bei „hart aber fair“ zugeschaltet war, gebe es in Deutschland zwei Todesfälle im Zusammenhang mit dieser Komplikation. Lauterbach wollte das nicht bestätigen.

Impf-Stopp mit AstraZeneca in Deutschland: Markus Söder würde sich „sofort“ mit dem Corona-Impfstoff impfen lassen

Update vom 15. März, 20.30 Uhr: Die Debatte um den AstraZeneca-Impfstoff polarisiert Deutschland. Nachdem die Bundesrepublik die Impfungen mit dem Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers vorerst gestoppt hat, mehren sich die Reaktionen zu dieser Entscheidung.

Auch Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident und möglicher Kanzlerkandidat der Union, hat sich geäußert - und zwar klar und deutlich. „Es macht keinen Sinn mehr, endlos lange irgendwelche Impf-Reihenfolgen zu machen“, sagte der Regierungschef aus München an diesem Montagabend in einem ARD-Brennpunkt. Der Franke prophezeite einen guten Ausgang der Untersuchungen zum umstrittenen Impfstoff.

Söder meinte weiter: „Ich kenn so viele Leute, die sich mit AstraZeneca impfen lassen würden. Auch ich würde mich sofort hinstellen.“ Zuletzt hatte es in Deutschland sieben Thrombose-Fälle mit zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen mit AstraZeneca gegeben. Deswegen stehen etwaige Nebenwirkungen wieder auf dem Prüfstand.

Ministerpräsident Bayerns: Markus Söder von der CSU.
Ministerpräsident Bayerns: Markus Söder von der CSU. © IMAGO / Sven Simon

Impf-Stopp mit AstraZeneca in Deutschland: Hessen storniert bereits vereinbarte Termine für Impfungen

Update vom 15. März, 19.30 Uhr: Jetzt stoppt auch Hessen die Corona-Impfungen mit AstraZeneca. Wie die Fuldaer Zeitung* berichtet, werden die Termine in allen 28 Impfzentren storniert.

Dabei handelt es sich ausschließlich um die Termine, bei denen der Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers zum Einsatz kommen sollte. Es ist ein großer Rückschlag in der Impfkampagen, dem Bericht zufolge verabreichte allein das Impfzentrum in Fulda zuletzt 1000 Corona-Impfungen täglich.

AstraZeneca-Impfung in Deutschland ausgesetzt: Rheinland-Pfalz verschiebt tausende Impftermine

Update vom 15. März, 18.30 Uhr: Das erste Bundesland hat auf den Corona-Impf-Stopp mit dem Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca reagiert. So verschiebt Rheinland-Pfalz 12.000 bereits vergebene Impft-Termine - und zwar unverzüglich. Wie das Mainzer Gesundheitsministerium mitteilte, gilt der Impfstopp vorerst bis 21. März.

Welche weiteren Folgen die Entscheidung auf die Impfkampagne in Rheinland-Pfalz hat, will das Land an diesem Dienstag bekanntgeben. Zuletzt hatte es europaweit neue Meldungen über Thrombosen von Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen gegeben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)* sprach mit Blick auf den Impfstopp am Montagnachmittag von einer „reinen Vorsichtsmaßnahme“, SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung auf Nachfrage von Merkur.de*.

Mailand: Ein Polizeibeamter wird mit AstraZeneca geimpft. Wie Deutschland hat auch Italien die Impfungen mit dem Wirkstoff vorsorglich ausgesetzt.
Mailand: Ein Polizeibeamter wird mit AstraZeneca geimpft. Wie Deutschland hat auch Italien die Impfungen mit dem Wirkstoff vorsorglich ausgesetzt. © IMAGO / Independent Photo Agency Int.

Impfstopp mit AtraZeneca in Deutschland: Frankreich und Italien setzen Impfungen ebenfalls aus

Update vom 15. März, 18.00 Uhr: Karl Lauterbach kann die Aussetzung der Corona-Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland* nicht verstehen. Der Regierungs-Berater urteilt harsch (siehe Link).

Update vom 15. März, 16.40 Uhr: Neben Deutschland setzen jetzt auch Frankreich und Italien die AstraZeneca-Impfungen aus, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Nach dem Tod dreier Soldaten, deren Zusammenhang mit der Impfung noch geprüft werden muss, hatte die italienische Gesundheitsbehörde bereits eine Charge gestoppt. Nun warte Italien die Empfehlung der EMA ab, bis dahin werde das britische Präparat gänzlich zurückgehalten.

In Frankreich hatte sich Staatssekretärin Agnès Pannier-Runacher jüngst „sehr verärgert“ über die AstraZeneca-Lieferkürzungen gezeigt. Nach den neuerlichen Berichten über Blutgerinnsel, kündigte Präsident Emmanuel Macron nun aber den Stopp des Mittels an. Man wolle die Ergebnisse der EMA abwarten.

AstraZeneca-Impfung in Deutschland ausgesetzt: Lauterbach „hätte das nicht gemacht“

Update vom 15. März, 16.15 Uhr: Nach dem Impfstoff-Stopp des Herstellers AstraZeneca in Deutschland zeigt sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach von dem Vorgehen der Bundesregierung alles andere als begeistert. Gegenüber Merkur.de erklärte er: „Das hätte ich nicht gemacht. Eine Prüfung bei laufenden Impfungen wäre angesichts der Seltenheit der auftretenden Fälle besser gewesen. Angesichts dessen, dass die Fälle bei Geimpften wie bei nicht-Geimpften gleich hoch ist, hätte ich die Impfung weiterlaufen lassen. Jetzt haben wir einen erheblichen Vertrauensverlust. Unsere Impfstragie fällt in sich zusammen, wenn der Impfstoff von AstraZeneca nicht weiter verwendet werden würde.“

Dann käme es auch nicht zu Impfungen in den Arztpraxen. Lauterbach schätze aber, „wir setzen nur für kurze Zeit aus“. Die Impfreihenfolge müsse nun umso genauer eingehalten werden, um Sterbefälle zu verhindern. Der SPD-Politiker weiter: „Es zeigt sich nun immer stärker, dass es ein Fehler vonseiten der EU war, nicht mehr Kapazitäten für Moderna, Johnson & Johnson und Biontech durch Kapazitätsausbau zur Verfügung zu stellen.“

Astrazeneca-Impfstoff: Jens Spahn (CDU) hat sich zum Impfstopp in Deutschland geäußert.
Astrazeneca-Impfstoff: Jens Spahn (CDU) hat sich zum Impfstopp in Deutschland geäußert. © Kay Nietfeld/dpa

AstraZeneca: Deutschland setzt Corona-Impfstoff vorsorglich aus - Jens Spahn informiert in PK

Update vom 15. März 2020, 16.00 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn informiert nun in einer Pressekonferenz. Aufgrund der Häufung kritischer Nebenwirkungen nach einer Verabreichung des Wirkstoffs von AstraZeneca werde der Wirkstoff nun geprüft. Noch im Laufe dieser Woche solle die Prüfung abgeschlossen sein. Wie Jens Spahn bei der PK weiter erklärt, sollten sich Menschen, die länger als vier Tage nach einer Impfung mit dem Wirkstoff unter anhaltenden Nebenwirkungen leiden, sich melden. „Es geht um ein sehr geringes Risiko“, ordnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jedoch weiter ein.

Es bestehe aktuell kein akutes Risiko, ein Zusammenhang mit den gehäuften Nebenwirkungen könne jedoch auch nicht ausgeschlossen werden. Die bald anstehenden AstraZeneca-Lieferungen sollen zunächst zwischengelagert werden. „Ich will wenig spekulieren, das bringt ja nichts. Wir müssen jetzt einfach abwarten“, verdeutlicht Spahn weiter. Die Transparenz sei nun jedoch wichtig um einem weiteren Vertrauensverlust vorzubeugen.

„Sollte das Impfen mit AstraZeneca wieder möglich werden, dann werden wir auch wir wieder für das Vertrauen in die Impfung werben“, deutet Spahn ein mögliches weiteres Vorgehen an. Bislang sei jedoch nicht abzusehen, was ein Ausfall des Wirkstoffs für die Impf-Strategie bedeuten könnte. „Mir war es wichtiger die Menschen jetzt zu informieren“, das weitere Vorgehen müsse nach der Prüfung des Wirkstoffs bewertet werden.

AstraZeneca-Impfstopp in Deutschland: „Impfungen vorsorglich aussetzen“ - Spahn-Statement live

Ursprungsmeldung: Berlin - Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca sind in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folge damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit.

Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“.

Die Bundesländer reagierten, in Hessen etwa wurde alle 28 Impfzentren umgehend angewiesen, die Impfungen umgehend einzustellen, wie die Fuldaer Zeitung* berichtete. In Bayern wurde zudem eine Regierungs-Pressekonferenz für Dienstag angesetzt*.

Corona in Deutschland: AstraZeneca sorgte bereits in der Vergangenheit für negative Schlagzeilen

Bereits im November sorgte Astrazeneca mit der Darstellung für Aufsehen, sein Corona-Impfstoff könne mit der mehr als 90-prozentigen Wirksamkeit der deutlich schwerer lagerbaren und teureren Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna mithalten. Diese Erfolgsquote sei in klinischen Tests allerdings nur festgestellt worden, wenn die erste Injektion nur mit einer halben Dosis erfolgt sei und die zweite Impfung mit der vollen Dosis, räumte der Hersteller ein.

Die Entwickler des Astrazeneca-Impfstoffs stellten dies nur durch Zufall fest, weil bei einem Teil der Probanden versehentlich zuerst nur eine halbe Dosis verabreicht wurde. Dieses Missgeschick ließ Zweifel an der Zuverlässigkeit der Tests insgesamt aufkommen. Mittlerweile gibt Astrazeneca die Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs insgesamt mit rund 70 Prozent an. Die Wirksamkeit des Impfstoffs des Herstellers Biontech liegt bei über 90 Prozent.

Corona in Deutschland: Impfstoff von Astrazeneca sorgte bereits vor Zulassung für Einschränkung

Nach der EU-weiten Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs Ende Dezember schränkten Deutschland und andere Mitgliedsländer die Nutzung zunächst für Menschen bis 64 Jahre ein, weil für ältere Menschen nicht genügend Daten vorlagen. Dadurch war das Vakzin für viele Menschen in der Prioritätsstufe 1 nicht nutzbar. Erst Anfang März gaben Deutschland und auch andere EU-Länder das Mittel auf Grundlage neuer Forschungsdaten auch für ältere Menschen frei. Doch der Schaden war angerichtet, viele Impfwillige bezweifelten die Wirksamkeit des Impfstoffs.

Corona in Deutschland: Wirkstoff von Astrazeneca in der Kritik - Verursacht Impfstoff schwere Nebenwirkungen?

Die gravierendsten Zweifel am Impfstoff des Herstellers Astrazeneca heizen jedoch Meldungen um mögliche Nebenwirkungen an, so seien laut Berichten nach einer Impfung mit dem Wirkstoff schwere Blutgerinnsel aufgetreten. Am Donnerstag setzte zunächst Dänemark die Impfungen mit dem Vakzin aus. Es folgten Norwegen, Island sowie die EU-Länder Bulgarien, Irland und die Niederlande. Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg setzten die Nutzung von einer bestimmten Astrazeneca-Charge aus, Italien und Rumänien stoppten die Nutzung einer anderen Charge. Thailand und die Demokratische Republik Kongo verschoben den Impfstart.

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte am Donnerstag erklärt, die Zahl von Blutgerinnseln sei „bei geimpften Menschen nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung“. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte zunächst keinen Handlungsbedarf fest. *Merkur.de und fuldaerzeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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