Update vom 15. März, 22.40 Uhr: Corona-Impfstoff-Hammer: Karl Lauterbach hat bei „Hart aber fair“ in der ARD erklärt, dass die bekannten Thrombose-Fälle in Deutschland von Impfungen mit AstraZeneca kommen. Auch angebliche Totenzahlen wurden in der Sendung von Frank Plasberg genannt.
„Die Thrombosen sind eine Komplikation des Impfstoffs. Das wird dabei rauskommen“, sagte Plasberg am Montagabend vor Millionenpublikum live im TV: „Ich konnte mit behandelten Ärzte sprechen, die in die Behandlung der betroffenen Fälle eingebunden sind. Es sind sieben Fälle. Es gibt eine überwältigende Wahrscheinlichkeit, dass das vom AstraZeneca-Impfstoff hervorgerufen wurde.“
Laut dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, der ebenfalls bei „hart aber fair“ zugeschaltet war, gebe es in Deutschland zwei Todesfälle im Zusammenhang mit dieser Komplikation. Lauterbach wollte das nicht bestätigen.
Update vom 15. März, 20.30 Uhr: Die Debatte um den AstraZeneca-Impfstoff polarisiert Deutschland. Nachdem die Bundesrepublik die Impfungen mit dem Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers vorerst gestoppt hat, mehren sich die Reaktionen zu dieser Entscheidung.
Auch Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident und möglicher Kanzlerkandidat der Union, hat sich geäußert - und zwar klar und deutlich. „Es macht keinen Sinn mehr, endlos lange irgendwelche Impf-Reihenfolgen zu machen“, sagte der Regierungschef aus München an diesem Montagabend in einem ARD-Brennpunkt. Der Franke prophezeite einen guten Ausgang der Untersuchungen zum umstrittenen Impfstoff.
Söder meinte weiter: „Ich kenn so viele Leute, die sich mit AstraZeneca impfen lassen würden. Auch ich würde mich sofort hinstellen.“ Zuletzt hatte es in Deutschland sieben Thrombose-Fälle mit zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen mit AstraZeneca gegeben. Deswegen stehen etwaige Nebenwirkungen wieder auf dem Prüfstand.
Update vom 15. März, 19.30 Uhr: Jetzt stoppt auch Hessen die Corona-Impfungen mit AstraZeneca. Wie die Fuldaer Zeitung* berichtet, werden die Termine in allen 28 Impfzentren storniert.
Dabei handelt es sich ausschließlich um die Termine, bei denen der Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers zum Einsatz kommen sollte. Es ist ein großer Rückschlag in der Impfkampagen, dem Bericht zufolge verabreichte allein das Impfzentrum in Fulda zuletzt 1000 Corona-Impfungen täglich.
Update vom 15. März, 18.30 Uhr: Das erste Bundesland hat auf den Corona-Impf-Stopp mit dem Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca reagiert. So verschiebt Rheinland-Pfalz 12.000 bereits vergebene Impft-Termine - und zwar unverzüglich. Wie das Mainzer Gesundheitsministerium mitteilte, gilt der Impfstopp vorerst bis 21. März.
Welche weiteren Folgen die Entscheidung auf die Impfkampagne in Rheinland-Pfalz hat, will das Land an diesem Dienstag bekanntgeben. Zuletzt hatte es europaweit neue Meldungen über Thrombosen von Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen gegeben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)* sprach mit Blick auf den Impfstopp am Montagnachmittag von einer „reinen Vorsichtsmaßnahme“, SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung auf Nachfrage von Merkur.de*.
Update vom 15. März, 18.00 Uhr: Karl Lauterbach kann die Aussetzung der Corona-Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland* nicht verstehen. Der Regierungs-Berater urteilt harsch (siehe Link).
Update vom 15. März, 16.40 Uhr: Neben Deutschland setzen jetzt auch Frankreich und Italien die AstraZeneca-Impfungen aus, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Nach dem Tod dreier Soldaten, deren Zusammenhang mit der Impfung noch geprüft werden muss, hatte die italienische Gesundheitsbehörde bereits eine Charge gestoppt. Nun warte Italien die Empfehlung der EMA ab, bis dahin werde das britische Präparat gänzlich zurückgehalten.
In Frankreich hatte sich Staatssekretärin Agnès Pannier-Runacher jüngst „sehr verärgert“ über die AstraZeneca-Lieferkürzungen gezeigt. Nach den neuerlichen Berichten über Blutgerinnsel, kündigte Präsident Emmanuel Macron nun aber den Stopp des Mittels an. Man wolle die Ergebnisse der EMA abwarten.
Update vom 15. März, 16.15 Uhr: Nach dem Impfstoff-Stopp des Herstellers AstraZeneca in Deutschland zeigt sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach von dem Vorgehen der Bundesregierung alles andere als begeistert. Gegenüber Merkur.de erklärte er: „Das hätte ich nicht gemacht. Eine Prüfung bei laufenden Impfungen wäre angesichts der Seltenheit der auftretenden Fälle besser gewesen. Angesichts dessen, dass die Fälle bei Geimpften wie bei nicht-Geimpften gleich hoch ist, hätte ich die Impfung weiterlaufen lassen. Jetzt haben wir einen erheblichen Vertrauensverlust. Unsere Impfstragie fällt in sich zusammen, wenn der Impfstoff von AstraZeneca nicht weiter verwendet werden würde.“
Dann käme es auch nicht zu Impfungen in den Arztpraxen. Lauterbach schätze aber, „wir setzen nur für kurze Zeit aus“. Die Impfreihenfolge müsse nun umso genauer eingehalten werden, um Sterbefälle zu verhindern. Der SPD-Politiker weiter: „Es zeigt sich nun immer stärker, dass es ein Fehler vonseiten der EU war, nicht mehr Kapazitäten für Moderna, Johnson & Johnson und Biontech durch Kapazitätsausbau zur Verfügung zu stellen.“
Update vom 15. März 2020, 16.00 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn informiert nun in einer Pressekonferenz. Aufgrund der Häufung kritischer Nebenwirkungen nach einer Verabreichung des Wirkstoffs von AstraZeneca werde der Wirkstoff nun geprüft. Noch im Laufe dieser Woche solle die Prüfung abgeschlossen sein. Wie Jens Spahn bei der PK weiter erklärt, sollten sich Menschen, die länger als vier Tage nach einer Impfung mit dem Wirkstoff unter anhaltenden Nebenwirkungen leiden, sich melden. „Es geht um ein sehr geringes Risiko“, ordnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jedoch weiter ein.
Es bestehe aktuell kein akutes Risiko, ein Zusammenhang mit den gehäuften Nebenwirkungen könne jedoch auch nicht ausgeschlossen werden. Die bald anstehenden AstraZeneca-Lieferungen sollen zunächst zwischengelagert werden. „Ich will wenig spekulieren, das bringt ja nichts. Wir müssen jetzt einfach abwarten“, verdeutlicht Spahn weiter. Die Transparenz sei nun jedoch wichtig um einem weiteren Vertrauensverlust vorzubeugen.
„Sollte das Impfen mit AstraZeneca wieder möglich werden, dann werden wir auch wir wieder für das Vertrauen in die Impfung werben“, deutet Spahn ein mögliches weiteres Vorgehen an. Bislang sei jedoch nicht abzusehen, was ein Ausfall des Wirkstoffs für die Impf-Strategie bedeuten könnte. „Mir war es wichtiger die Menschen jetzt zu informieren“, das weitere Vorgehen müsse nach der Prüfung des Wirkstoffs bewertet werden.
Ursprungsmeldung: Berlin - Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca sind in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folge damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit.
Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“.
Die Bundesländer reagierten, in Hessen etwa wurde alle 28 Impfzentren umgehend angewiesen, die Impfungen umgehend einzustellen, wie die Fuldaer Zeitung* berichtete. In Bayern wurde zudem eine Regierungs-Pressekonferenz für Dienstag angesetzt*.
Bereits im November sorgte Astrazeneca mit der Darstellung für Aufsehen, sein Corona-Impfstoff könne mit der mehr als 90-prozentigen Wirksamkeit der deutlich schwerer lagerbaren und teureren Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna mithalten. Diese Erfolgsquote sei in klinischen Tests allerdings nur festgestellt worden, wenn die erste Injektion nur mit einer halben Dosis erfolgt sei und die zweite Impfung mit der vollen Dosis, räumte der Hersteller ein.
Die Entwickler des Astrazeneca-Impfstoffs stellten dies nur durch Zufall fest, weil bei einem Teil der Probanden versehentlich zuerst nur eine halbe Dosis verabreicht wurde. Dieses Missgeschick ließ Zweifel an der Zuverlässigkeit der Tests insgesamt aufkommen. Mittlerweile gibt Astrazeneca die Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs insgesamt mit rund 70 Prozent an. Die Wirksamkeit des Impfstoffs des Herstellers Biontech liegt bei über 90 Prozent.
Nach der EU-weiten Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs Ende Dezember schränkten Deutschland und andere Mitgliedsländer die Nutzung zunächst für Menschen bis 64 Jahre ein, weil für ältere Menschen nicht genügend Daten vorlagen. Dadurch war das Vakzin für viele Menschen in der Prioritätsstufe 1 nicht nutzbar. Erst Anfang März gaben Deutschland und auch andere EU-Länder das Mittel auf Grundlage neuer Forschungsdaten auch für ältere Menschen frei. Doch der Schaden war angerichtet, viele Impfwillige bezweifelten die Wirksamkeit des Impfstoffs.
Die gravierendsten Zweifel am Impfstoff des Herstellers Astrazeneca heizen jedoch Meldungen um mögliche Nebenwirkungen an, so seien laut Berichten nach einer Impfung mit dem Wirkstoff schwere Blutgerinnsel aufgetreten. Am Donnerstag setzte zunächst Dänemark die Impfungen mit dem Vakzin aus. Es folgten Norwegen, Island sowie die EU-Länder Bulgarien, Irland und die Niederlande. Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg setzten die Nutzung von einer bestimmten Astrazeneca-Charge aus, Italien und Rumänien stoppten die Nutzung einer anderen Charge. Thailand und die Demokratische Republik Kongo verschoben den Impfstart.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte am Donnerstag erklärt, die Zahl von Blutgerinnseln sei „bei geimpften Menschen nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung“. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte zunächst keinen Handlungsbedarf fest. *Merkur.de und fuldaerzeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.