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Münchner Philharmoniker erleben Zehn-Stunden-Odyssee im Zug nach Berlin – „sind noch immer sprachlos“

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Ein Orchester will mit der Deutschen Bahn zu einem Aufritt nach Berlin reisen. Es folgt eine zehnstündige Odyssee. Die Musiker rechnen mit dem Unternehmen ab.

München – Drei Zugausfälle erleben, keinerlei Informationen bekommen. Insgesamt zehn Stunden Bahnfahren und dann zu spät zum eigenen Konzert kommen. Die Bilanz der Münchener Philharmoniker zur Reise von Köln nach Berlin mit der Deutschen Bahn fällt ziemlich schlecht aus. Während die Musiker den Umgang mit Verspätungen harsch kritisieren, warf jüngst auch das Notfallmanagement der Deutschen Bahn Fragen auf.

Deutsche Bahn in der Kritik: Münchener Philharmoniker wegen Zug-Chaos zu spät beim eigenen Konzert

Doch zurück zum Orchester aus München: Schon die erste Fahrt zum Tourneeauftakt nach Luzern ging schief. Da hatten die Musiker, die viel Wert auf Nachhaltigkeit legen und deshalb so klimafreundlich wie möglich unterwegs sein wollten, noch einigermaßen Verständnis. Die letzte Fahrt zum besagten Konzert in Berlin aber setzte dem Bahn-Debakel die Krone auf. Auf Facebook rechnen die Musiker mit dem Konzern ab.

Der Post der Philharmoniker beginnt mit den Worten „Liebe Deutsche Bahn, wir sind noch immer sprachlos, auch drei Tage danach: Was ist bloß los mit Dir?“ und endet mit den emotionalen Worten „Wir können nicht mehr.“ Für das Programm „Mahlers Symphonie Nr: 2c-Moll ‚Auferstehung‘“ der Münchener Philharmonie waren insgesamt 200 Personen per Zug unterwegs. Am Kölner Hauptbahnhof sollte es vergangenen Dienstag (12. September) um 9.30 Uhr mit dem ICE Richtung Berlin gehen. Für eine Strecke, die normalerweise viereinhalb Stunden dauert, brauchte das Orchester satte zehn.

Anzeigetafel am Bahnhof
Mit reichlich Verspätung kamen die Münchner Philharmoniker während einer Konzertreise in Berlin an. © Screenshot/Facebook.com

„Gestartet wären wir am Morgen um 9.30 Uhr am Kölner Hauptbahnhof – nach drei (!) ausgefallenen ICE und keinerlei Information wie, wann und ob wir überhaupt weiterkommen, rollten wir drei Stunden später schließlich doch noch los“, so die Musiker: „Dank weiterer Verzögerungen kamen wir 4,5 Stunden später als geplant und völlig erschöpft in Berlin an, 10 Stunden waren wir unterwegs.“

Das Konzert fing 25 Minuten später an, die geplante Radioübertragung aus dem Saal der Berliner Philharmonie fiel aufgrund der Verspätung komplett aus, schreiben die Münchener Musiker. Das Bahn-Chaos habe sie „tief getroffen“.

In dem offenen Brief kritisieren die Künstler nicht nur die Deutsche Bahn. Ihr Ärger richtet sich auch gegen die deutsche Verkehrspolitik. Man wollte alles richtig machen, das Klima schützen. „Wir haben Euch trotz wiederholter negativer Erfahrungen verteidigt und in Schutz genommen, immer wieder. Doch ihr fallt uns in den Rücken, ihr lasst uns im Stich. Wir können uns nicht auf Euch verlassen“, heißt es.

Münchener Philharmoniker verzweifeln an Deutscher Bahn und Verkehrspolitik

Damit sprechen die Münchener Philharmoniker wohl vielen Bahnreisenden aus der Seele. Auf Probleme, egal ob Unpünktlichkeit, eine ausgefallene Klimaanlage oder Signalstörungen, muss man sich als Bahnfahrer einstellen.

Menschen stehen am Bahnsteig
Die Münchner Philharmoniker erlebte eine Konzertreise zum Vergessen. © Screenshot/Facebook.com

Der Beitrag zählt mittlerweile (Stand: 18. September 2023) über 12.000 Likes und über 1.000 Kommentare, die meisten voller Zustimmung für die Musiker. Ein entschuldigender Kommentar kommt von der Deutschen Bahn, mit dem sie sich allerdings keinen großen Gefallen tut.

„Leider war an dem Tag der Zugverkehr aufgrund einer Unwetterfront stark beeinträchtigt und deshalb kam es leider zu vielen Zugausfällen und -umleitungen“, schreibt das Unternehmen. Für die Philharmoniker offenbar keine zufriedenstellende Erklärung für das Zug-Chaos. Sie antworteten nur süffisant: „Als Grund habt ihr uns bisher Reparaturen am Zug angegeben – wollt ihr euch da vielleicht noch einmal intern abstimmen?“

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