Kölner Paar hilft nach Erdbeben in Marokko – „ganze Dörfer sind einfach weg“
Für Caro und Jan aus Köln ist Marokko ihr zweite Zuhause. Nachdem schrecklichen Erdbeben südlich von Marrakesch wollen sie helfen. Mit einer besonderen Aktion.
Köln – Rund eine Woche ist das Jahrhundertbeben in Marokko nun her. Tausende Menschen sind ums Leben gekommen. Noch mehr Menschen werden weiterhin vermisst. Zahlreiche Bergdörfer wurden zerstört, viele weitere Dörfer sind weiterhin komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Kurz: Die Region rund um das Epizentrum liegt in Trümmern. Auch Tage nach dem Beben herrschen noch immer Chaos und Verzweiflung im Hohen Atlas-Gebiete. Und mitten drin: Jan und Caro aus Köln. „Man kann sich das gar nicht vorstellen. Teilweise ist es gar nicht mehr erkennbar, dass da mal ein Haus stand“, erzählt der Kölner im Interview mit 24RHEIN.

Kölner Paar startet Spendenaufruf für Marokko: „Brauchen Lebensmittel, Babynahrung und Wasser“
Caro lebt seit rund 15 Jahren in Köln, Jan noch länger. „Aber unsere zweite Heimat ist Marokko.“ Vor acht Jahren haben sich die Designerin und der Fernsehproduzent in das Land und die Leute verliebt. Seit einem Jahr haben sie sogar ein Haus in Marrakesch – 80 Kilometer vom Epizentrum des Erdbebens entfernt.

Als vergangene Woche das Beben mit einer Stärke von 6,8 wütete, waren die beiden in Deutschland, wollten jedoch wenige Stunden später nach Marrakesch fliegen. Das Flugticket hatten die beiden schon lange. „Wir haben dann in den Nachrichten vom Beben gelesen. Das Ausmaß war da aber noch nicht klar.“
Nur Stunden nach dem Jahrhundertbeben kommen sie in Marokko an. Ihr Haus sei verschont geblieben, doch hätten viele Freunde und Bekannte im Atlas-Gebirge weniger Glück gehabt, sagt Jan. „Als wir in Marrakesch angekommen sind, haben wir einer Frau geschrieben, die im Atlas-Gebirge lebt und mit der Caro lange zusammengearbeitet hat. Zwei Tage haben wir nichts von ihr gehört“, erinnert sich der 55-Jährige. Dann meldet sie sich schließlich.
Ein Dorf liegt in Trümmern – doch Hilfe gibt es kaum
Ihr Dorf liegt in Trümmern, es gibt viele Tote, darunter auch Kinder. Hilfsmittel für die Überlebenden: Fehlanzeige. „Da war uns sofort klar, dass wir einfach helfen müssen.“ Spontan starten die beiden den Spendenaufruf „Caro und Jan helfen“ beim Portal „GoFundMe“. „Unser Plan war es, dass wir Freunde und Familie fragen, um so den Freunden und Familien hier zu helfen.“ Das erste Spendenziel: 2000 Euro. Damit sollen Kleidung, Windeln und Lebensmittel gekauft werden. Die wollen die beiden dann persönlich zu den Menschen ins Atlas-Gebirge bringen, heißt es im Aufruf.
Doch nicht nur Freunde und Familienmitglieder von Caro und Jan spenden: „Die ersten 2000 Euro kamen innerhalb weniger Stunden zusammen. Absolut wahnsinnig.“ Also erhöht Jan das Spendenziel immer wieder. Mittlerweile gingen Hunderte Spenden ein. Die aktuelle Spendensumme: 27.773 Euro (Stand: 15. September).
Spendenaktionen nach Erdbeben in Marokko
► Nicht nur Jan und Caro sammeln aktuell Spendengelder für Marokko. Auf zahlreichen Spendenseiten wie „GoFundMe“ oder ähnlichen wurden Aufrufe gestartet. Darunter Essalam National Association, eine marokkanische Hilfsorganisation mit Verbindungen nach Köln (NRW), wie „GoFundMe“-Sprecherin Lydia Kröger gegenüber 24RHEIN sagt.
► Außerdem haben verschiedene Hilfsorganisation wie beispielsweise „Unicef“, „Ärzte ohne Grenzen“, „Caritas“, „Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“ und „Deutsches Rotes Kreuz“ Spendenaufrufe gestartet.
Über eine Tonne Spenden haben Caro und Jan bereits ins Atlas-Gebirge gebracht
Die erste Tour mit Hilfsgütern startete am Mittwoch. Jan und Caro mieteten zwei Autos und kauften Windeln, Babynahrung, Couscous, Konserven und warme Wolldecken sowie Kinderkleidung. „Alles Sachen, die dringend benötigt werden. Die Liste haben wir von unseren Ansprechpartnern im Dorf bekommen“, erklärt Jan. Insgesamt besorgt das Kölner Paar über eine Tonne an Spenden.
Doch zu den Dörfern zu kommen war schwierig. „Das sind kleinste Schotterpisten, die man hochfährt. Die Dörfer sind total abgeschnitten.“ Für rund 80 Kilometer brauchten Caro und Jan rund 4,5 Stunden. Schließlich schaffen sie es, die Spenden in die Dörfer zu bringen. Und sehen das Chaos und die Zerstörung mit eigenen Augen. „Das ist wirklich krass. Ganze Dörfer sind verschüttet und einfach weg. Man kann sich das nicht vorstellen.“

Darum ist für die beiden klar: Sie wollen weiter helfen. „Das jetzt war die kurzfristige Sofort-Hilfe. Jetzt gibt es den nächsten Schritt – mittelfristige und langfristige Ziele.“ Das sind zum einen warme Klamotten und Zelte, um die Menschen für den harten Winter vorzubereiten und zum anderen der Aufbau der Häuser und Dörfer, so Jan weiter. Darum wollen die beiden ihre Spendenaktion weiter laufen lassen. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln, Düsseldorf und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.