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Cold Case in Baden-Württemberg: Frau hält Mann seit 18 Jahren für tot - Ermittler lösen verblüffendes Rätsel

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Von: Kathrin Reikowski

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Mehrere Boote segeln vor Überlingen auf dem Bodensee, während im Hintergrund Konstanz und die Alpen zu sehen sind.
Idylle am Bodensee: 18 Jahre hielt eine Frau ihren Mann für tot, nachdem er in Konstanz spurlos verschwunden war. © Felix Kästle/dpa

In Konstanz in Baden-Württemberg verschwindet im September 2004 ein Mann. 18 Jahre später erfährt seine Frau, was mit ihrem Mann geschehen ist.

Konstanz - Es ist der 21. September 2004: In einem Hotel in Konstanz, Baden-Württemberg, checkt ein 56-jähriger Mann ein. Seiner Frau hat er erzählt, er gehe auf Geschäftsreise. Einen Tag später ist er spurlos verschwunden. Hotelmitarbeiter finden seine Kleidung, persönliche Gegenstände, Geschäftsunterlagen in seinem Zimmer. Nur: Der Mann taucht nicht mehr auf. Wollte er die Zeche prellen? Wurde er gar ermordet? Aus dem Vermisstenfall wird, wie der Südkurier schreibt, ein Cold Case - seine Ehefrau erfährt 18 Jahre lang nicht, was aus ihrem Mann wurde.

Nach der Meldung aus dem Hotel nimmt die deutsche Polizei bereits am 22. September Ermittlungen auf. Zeitgleich werden auch in Spanien die Behörden tätig: Die Frau des Vermissten hatte dort eine Vermisstenanzeige erstattet.

Baden-Württemberg: In Konstanz vermisster Mann war mit seiner Frau nach Spanien ausgewandert

Das Paar stammte aus Nordrhein-Westfalen, war aber wenige Jahre vor dem Jahr 2004 nach Spanien ausgewandert. Ganz neu anfangen, im sonnigen Süden - die beiden verdienten in Spanien ihr Geld mit dem Handel von Autos. Dazu gehörte auch, dass sie PKWs verkauften, zum Beispiel nach Deutschland. Das erzählte Kripo-Kommissar Andreas Reichert dem Südkurier. Als der Mann sich in den Zug setzt, will er ein Auto in München verkaufen.

Wenig später ist er verschwunden, seine Frau lebt 18 weitere Jahre ohne von ihm je wieder zu hören. Wurde er getötet? Warum findet man seine persönlichen Gegenstände, aber ihn nicht? Dass die Frau nichts von dem Vermissten erfährt, liegt auch an den Behörden in Spanien. Denn schon 2008 gab es Gewissheit über das Schicksal des mit Autos handelnden Auswanderers.

400 Cold Cases in Baden-Württemberg - wie deutsche Behörden erfuhren, dass der Mann noch lebt

Alleine in Baden-Württemberg gibt es etwa 400 so genannte Cold Cases, also: Langzeitvermisste, mutmaßliche Tötungsdelikte oder Leichen, die nie identifiziert werden konnten. Ändern soll das seit etwa zwei Jahren Kommissar Reichert und eine eigene Ermittlungsgruppe. Sie suchen auch wieder nach dem Vermissten: „Wir haben Spuren und Asservate erneut ausgewertet, um Erkenntnisse über seine Reiseroute zu bekommen und wohin er wollte. Auch seine DNA wurde erneut untersucht und in Datenbanken abgeglichen“, sagte Reichert dem Südkurier.

Und Reicherts Ermittlungsgruppe findet den Mann: Seit 2004 lebt der Auswanderer im Kanton Schwyz in derSchweiz - mit einer neuen Lebensgefährtin, inzwischen 75 Jahre alt. Schon 2008 hatten Schweizer Behörden nach Spanien gemeldet, dass der Mann bei einer Verkehrskontrolle gefunden worden war. Die Frau erreichte diese Information offenbar nie - ebenso wenig wie die deutschen Behörden, wo der Mann noch als vermisst galt und zu den Cold Cases gezählt wurde. Warum er einfach abtauchte, erzählte er den Ermittlern aus Baden-Württemberg am Ende nicht, so Reichert. „Er ist jedoch damit einverstanden gewesen, dass seine Ehefrau informiert wird, dass er lebt.“ (kat)

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