Akute Einsturzgefahr: Bergrutsch schiebt halbes Dorf in Österreich Richtung Bayern
Pausenlose Regenfälle haben in Österreich einen Berghang ins Rutschen gebracht. In der Nachbargemeinde herrscht seit über zwei Wochen Dauer-Alarm und die Lage droht zu eskalieren.
Hörbranz – Der Pfänder (1062 Meter) oberhalb der beiden Bodenseestädte Lindau (Bayern) und Bregenz (Vorarlberg, Österreich) ist ein beliebter Wander- und Aussichtsberg, von dem man den Bodensee, das Allgäu, den Bregenzerwald und das Schweizer Hochgebirge überblicken kann.

Bergrutsch in Österreich: Häuser um bis zu sieben Meter verschoben
Nach den heftigen Regenfällen in Österreich der vergangenen Wochen ist der Pfänder jetzt aber selbst in Bewegung geraten: Am 28. April ist im Weiler Hochreute in der Gemeinde Hörbranz der gesamte Berghang ins Rutschten geraten – und ist seitdem in Bewegung. Geröll, Erde und abgebrochene Baumstämme sind im Zeitlupentempo unterwegs und haben bereits drei Anwesen unbewohnbar gemacht. Sie sind bislang um bis zu sieben Meter den Berg hinab Richtung Westen gerutscht, wo sich in zwei Kilometer Luftlinie die Grenze nach Bayern befindet. Und es regnet weiter.
„Heute Nacht ereignete sich im Gemeindegebiet von Hörbranz aufgrund der starken Regenfälle ein Hangrutsch mit einem Volumen von mehreren hunderttausend Kubikmetern. Insgesamt 39 Bewohnerinnen und Bewohner mussten evakuiert werden!“, berichtet am 29. April bei Facebook Landesrat Christian Gantner (ÖVP), in Vorarlberg so etwas wie der Minister für Landwirtschaft und Katastrophenschutz. Oberhalb des Weilers ein Bild der Verwüstung: Bäume, Erde und Geröll liegen übereinander, in Wegen und Straßen tun sich tiefe Risse auf.
Dramatische Szenen bei Aufräumarbeiten nach Bergrutsch in Österreich
Die gefährdeten Häuser werden geräumt. „Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde mitgenommen“, berichtet Markus Schupp, Kommandant der Hörbranzer Feuerwehr, im ORF. Bei den Sicherungsarbeiten kam es zu dramatischen Szenen: Am Donnerstag pumpt die Feuerwehr Öltanks aus.
„Während den Pumparbeiten haben sich Deckenteile gelöst und wir mussten die Arbeiten einstellen, bis wir die Lage mit einem Statiker besprochen hatten und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden“, berichtet Schupp weiter. „Währenddessen konnten wir beobachten, wie sich das Gelände und die Mauern verformten.“ Auf dem Bauernhof hat sich zwischen Wohngebäude mittlerweile ein großer Riss gebildet, mehrere Wände sind bereits eingestürzt.
Trockenheit bereitete das Drama vor – Bergrutsch nach starkem Regen in Österreich
Auch der Unternehmer Andreas Jochum wurde gerufen, um mit seinem Bagger neue Drainagerohre zu verlegen, die den rutschenden Hang bremsen sollen. Jochum zufolge hat die vorhergehende Trockenheit den Rutsch verursacht. „Das war einmal irgendwo abzusehen“, so Jochum zu den Vorarlberger Nachrichten. Der Boden am Pfänder habe bei Trockenheit die Tendenz, schnell hart und rissig zu werden. Diese Risse füllten sich bei starkem Regen schnell mit Wasser, dessen Druck setze dann den Hang in Bewegung.
Der für Dienstag und Mittwoch gemeldete Regen machte den Experten laut ORF besondere Sorgen, dem Landesgeologen Walter Bauer zufolge befinde man sich derzeit „in der mit Abstand schlimmsten Phase“ .
Auch in der Schweiz kam es zu dramatischen Szenen, als eine Gemeinde wegen der Gefahr eines Felssturzes evakuiert werden musste.