Böhmermann-Skandal: „Gute Satire darf nie den guten Ton und Geschmack verlassen“
Jan Böhmermann mal wieder. Der Berufsprovokateur im Dienste des ZDF landete einen derben Treffer gegen Friedrich Merz (CDU). Das sorgte bundesweit für ein großes Medienecho, die Entrüstung nahm er dabei wie üblich in Kauf. Doch darf Satire wirklich alles? Dazu zwei Kommentare aus unserer Community.
München – Vermutlich weiß nur Friedrich Merz selbst, was ihn geritten hat, als er seine CDU auf den Kellerboden der AfD herunterzog: Man wolle „deutlich machen, dass wir wirklich eine Alternative für Deutschland – mit Substanz – sind“. Er hätte genauso gut auch sagen können, die ‚AfD sei wirklich eine CDU ohne Inhalte‘ – substanziell hätte das keinen großen Unterschied gemacht.
Böhmermanns Provokationen und Merz‘ Fettnäpfchen

Nun ist der Bundesvorsitzende der CDU nicht unbedingt als rhetorischer Florettmeister bekannt. Immer wieder tritt er mit seinen Äußerungen in Fettnäpfchen („Sozialtourismus“) und bringt sich damit unnötig in Erklärungsnot. Nun also durch seinen „AfD mit Substanz“-Spruch – ein gefundenes Fressen für jemanden wie Jan Böhmermann.
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Der Berufsprovokateur vom ZDF ließ es sich daraufhin nicht nehmen, auf Twitter einen satirischen Konter zu setzen: „Keine Sorge, die Nazis mit Substanz wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit den Nazis zusammenarbeiten“.
Hintergrund: Merz‘ Äußerungen im ZDF-Sommerinterview zum Umgang mit der AfD in den Kommunen war vielfach als Aufweichung der klaren Abgrenzung der CDU zur rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremistischen AfD interpretiert worden.
CDU-Empörung und ZDF-Distanzierung - Böhmermann polarisiert
Aus den Reihen der CDU folgte prompt Empörung – so habe Böhmermann mit seiner Äußerung nicht nur die CDU beleidigt, sondern auch die Schrecknisse des Nationalsozialismus verharmlost. Böhmermanns Haussender distanzierte sich eiligst von der Äußerung Böhmermanns: Der Tweet sei eine private Äußerung von ihm, die in keinem Zusammenhang mit einer Produktion des ZDF stehe.
Böhmermann-Eklat: Was darf Satire? Alles (Kurt Tucholsky)
Sein berühmtes Zitat „Was darf Satire? Alles“ ergänzte der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky (* 1890; † 1935) noch um den Satz:
„Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.“
Doch gleichzeitig wusste er auch: „Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.“
Trifft das am Ende auf Böhmermann zu?
Pro und Kontra – unsere Community-Kommentare des Tages
Unter unseren Leserinnen und Lesern gibt es im Fall Böhmermann keinen breiten Konsens.
So meint Leserin „Julchen“:
Gute Satire darf nie den guten Ton und Geschmack verlassen! Der Böhmermann hat nicht einmal Bild-Niveau, der ist unterirdisch!
Leserin Nicole Werner hingegen sieht das komplett anders:
Satire darf und soll überspitzen und den Finger in die Wunde legen. Unsere Politiker, die sich für hochintelligent und allwissend halten, sollten sich ihre öffentlichen Äußerungen gut überlegen. Merz hat diese Sätze in den Äther geschleudert – nun muss er mit den Reaktionen leben.
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