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Karnevalsregeln für Flüchtlinge? Das ist überheblich

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Von: Miriam Sahli-Fülbeck

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Bonner Karneval
Prinzenführer Christoph Arnold (links) vom Festausschuss Bonner Karneval verteilt am Dienstag in Bonn Handzettel mit Karneval-Verhaltensregeln. © dpa

Bonn - Über diese Zettel vom Festausschuss Bonner Karneval muss geredet werden. Darauf stehen Verhaltensregeln für Flüchtlinge, in sieben Sprachen. Keine freundliche Geste, sondern eine überhebliche. Ein Kommentar.

Für Silvester hatten Städte und engagierte Menschen Zettel geschrieben, auf denen sie in der Sprache der Flüchtlinge Silvester Aufklärung betrieben haben: warum laut knallende Böller gezündet werden, warum fast alle mit Sekt anstoßen, warum wir uns über Raclette-Pfännchen beugen und später Bleigießen spielen. Eine gute Idee, die Tradition in verschiedenen Sprachen zu beschreiben. Eine ähnliche Idee hatte jetzt der Festausschuss Bonner Karneval.

Er hat Zettel gedruckt, die er an Flüchtlinge verteilt, übersetzt in sieben Sprachen. Er hat sogar am Montag zu einer Pressekonferenz eingeladen.

Ein Handzettel mit Hinweisen für Flüchtlinge.
Ein Handzettel mit Hinweisen für Flüchtlinge. © dpa

Doch anstatt auf den Flyern nur das Brauchtum am Rhein zu erklären, stehen darauf Verhaltensregeln, zum Beispiel Alkohol "bitte nur in Maßen!" zu trinken. Andere Regeln lauten: "Urinieren in der Öffentlichkeit ist verboten!" und "Sexuelle Annäherung ist nicht erlaubt!" 

Natürlich sind das wichtige Regeln für alle großen Veranstaltungen wie Fasching. Diesen Forderungs-Katalog aber nur den Neulingen in die Hand zu drücken, hat etwas ziemlich Überhebliches. 

Denn: Alle Bonner müssten diese Flyer bekommen. Die ganze

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So sehen die Flyer aus. © dpa

Stadt müsste mit Verbotsschildern plakatiert werden, damit sich alle Männer ertappt fühlen, wenn sie einer Frau an Brust und Po grapschen. Es müssten sich alle Feiernden schämen, wenn sie es mit dem Alkohol übertreiben, lallend, grölend und kotzend durch die Straßen ziehen und vor allen anderen Karnevalisten in Hauseingänge und an Zäune pinkeln. 

Die Botschaft des Festausschusses Bonner Karneval geht alle an: nicht nur diejenigen, die Fasching nicht kennen und zum ersten Mal den Rosenmontagsumzug besuchen.  

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