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Italien: Anwohner entdecken zahlreiche Alarmzeichen - Supervulkan weckt Bürger mit lautem Brüllen

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Der Supervulkan der Phlegräischen Felder bei Neapel kommt nicht zur Ruhe: Jetzt hat die Erde unter dem bekanntesten Krater gebebt, dem Solfatara. Anwohner machen seit Wochen beunruhigende Beobachtungen.

Pozzuoli - Es vergeht mittlerweile kaum noch ein Tag, an dem nicht die Erde unter den Phlegräischen Feldern zwischen Neapel und der Vulkaninsel Ischia im Süden Italiens bebt. Am Donnerstag, 14. September, registrierten die Seismografen des Vesuv-Observatoriums um 10.04 Uhr ein Erdbeben mit einer Stärke von 1,5 Grad, dessen Epizentrum unter dem alten Vulkankrater von Cigliano nördlich von Pozzuoli in einer Tiefe von zwei Kilometern lag.

Der Vulkankrater des Solfatara in den Phlegräischen Feldern kommt  nicht zur Ruhe.
Dampfwolken über dem Vulkankrater Solfatara. Hier bebte wieder die Erde. © imago stock&people

Die Stadt Pozzuoli steht auf dem Vulkan

In der Nacht zum Dienstag hatte es bereits ein Erdbeben der Stärke 2,9 gegeben. Auch dieses Mal war es wie bei dem Beben am 7. September bis Neapel zu spüren. Es entstanden zwar keine Schäden, doch die Bewohner des Küstenstädtchens Pozzuoli und seiner Nachbarorte sind extrem nervös. Denn sie leben auf einem Supervulkan, der sich vom Land bis übers Meer erstreckt.

Das Beben vom Dienstag ereignete sich um 4.28 Uhr in einer Tiefe von zwei Kilometern und hatte sein Epizentrum unter dem Vulkankrater Solfatara, der für seine Schwefelwolken berühmt ist, die von Touristen gerne aufgesucht werden. „Das seismische Ereignis weckte schließlich die in der Gegend lebenden Bürger mit einem Schrecken, die Zeugenaussagen zufolge zunächst ein Brüllen und dann eine Bewegung verspürten“ schreibt das Portal vesuviolive.it.

Anwohner berichten wieder von lautem Brüllen

„Für mich war das Brüllen schlimmer als das Beben“, schreibt ein Nutzer der Facebook-Gruppe „Die aus der roten Zone des Vulkans der Phlegräischen Felder“. An der Ostseite des Solfatara-Kraters machen die Einwohner an den für Touristen gesperrten vulkanischen Schlammbecken von Pisciarelli beunruhigende Beobachtungen: Seit Wochen brodelt und dampft es besonders heftig, wie Videos zeigen.

„Bei einigen Beobachtungen wurden Geysir-Fontänen von bis zu fünf Meter Höhe und Temperaturen zwischen 75 und 95 Grad Celsius gemeldet“, berichtet ein Facebook-User. Auf älteren Aufnahmen etwa vor drei Jahren ist nur ein leichtes Blubbern zu erkennen.

Haushohe Schlamm-Geysire und ein austrocknender Hafen als Alarmzeichen

Außerdem beobachten die Einheimischen, dass sich die ganze Region immer weiter aus dem Meer hebt, der Wasserstand am Hafen sinkt vom Land aus gesehen. Bei Facebook errechnet ein Bürger Pozzuolis einen Niveauunterschied von 41 Zentimetern seit August 2020. Das Phänomen nennt sich Bradyseismos. Das Heben bedeutet, dass sich eine Magmakammer unter der Erde mit Lava füllt.

Der Druck im  Vulkan drückt die Campi Flegrerei nach oben.
Der Hafen von Pozzuoli steigt immer mehr aus dem Meer empor. © Facebook/Luigi Chiaiese

Auch im Meer werden verstärkte vulkanische Aktivitäten beobachtet: An der Via Napoli in Pozzuoli kann man vom Ufer aus sehen, wie im Meer Luftblasen aufsteigen. Es sind Vulkangase, die sich durch den immer brüchiger werdenden Boden nach oben arbeiten.

Zwar beobachten Schnorchler und Taucher diese Fumarolen seit jeher, doch auf den Unterwasseraufnahmen wirken sie auch aktiver, als noch vor einigen Jahren.

Italiens Katastrophenschutzminister verspricht Notfallplan

Am Mittwoch traf sich Italiens Katastrophenschutzminister Nello Musumeci im Palazzo Chigi in Neapel mit den Bürgermeistern der phlegräischen Gemeinden und Vertretern des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie sowie der Nationalen Katastrophenschutzabteilung. 

Laut Musumeci soll ein Plan zur Analyse der Gefährdung des Territoriums, finanziert von der nationale Katastrophenschutz entwickelt werden, ebenso ein Kommunikationsplan für die Bevölkerung, der auch die Einbindung von Grundschülern in den phlegräischen Gemeinden umfasst. Außerdem soll der Notfallplan mit den Fluchtwegen aktualisiert werden, es sind auch regelmäßige Übungen geplant, bei denen das Infrastrukturnetz geprüft werden soll.

In Marokko sorgte ein Erdbeben währenddessen für Tausende Todesopfer. Unzählige Menschen sind verletzt oder mittellos. Helfen will sich die Regierung offenbar nur selbst.

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