Update vom 6. Juni, 13.30 Uhr: Mit den sinkenden Infektionszahlen hat sich auch die Belastung der Kliniken aus Sicht der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) gebessert. „Auf den Stationen ist deutliche Entspannung zu spüren“, so der DIVI-Präsident Gernot Marx gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Corona-Krise sei „noch nicht geschafft, geht aber in die richtige Richtung“, postuliert Marx - er sieht die Bundesnotbremse, die Impfkampagne und das disziplinierte Verhalten vieler Menschen als Grund der Besserung.
In der ersten Juniwoche liegt die Zahl der an Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten in Behandlung bei etwa 2000, Marx zufolge war ein solcher Stand zuletzt Anfang November 2020 der Fall gewesen. Trotzdem seien die Betten auf den Intensivstationen weiterhin konstant ausgelastet - Grund dafür sind jetzt die Nachholtermine abgesagter Operationen.
Marx rief gegenüber dem RND weiterhin zur Vorsicht auf, um eine vierte Welle zu vermeiden: „Wenn viele Menschen unvorsichtig werden, könnten sich im Herbst aber wieder mehr Infektionen ereignen“, so der DIVI-Präsident. „Das Risiko dafür, dass es erneut viele Schwerkranke und Todesfälle geben könnte, besteht weiterhin“. Auch die Mutation B.1.617.2 sei ein Unsicherheitsfaktor, erklärte Marx. Dementsprechend ist auch die Haltung des Mediziners zur Beibehaltung einer Maskenpflicht: „Es würde mich nicht wundern, wenn es die Masken im Herbst und Winter noch braucht“.
Erstmeldung: Berlin - Sie fallen und fallen: Die wichtigsten Gradmesser in der Corona-Krise in Deutschland: Auch am Sonntag meldet das Robert Koch-Institut (RKI) sinkende Zahlen. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben binnen eines Tages 2440 Corona-Neuinfektionen verzeichnet. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 3852 Ansteckungen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Sonntagmorgen mit einem neuen Tiefstand seit vielen Wochen an. Bundesweit lag sie bei 24,7 (Vortag: 26,3; Vorwoche: 35,2).
Innerhalb Deutschlands gibt es mit Blick auf die Inzidenz noch deutliche Schwankungen. In Thüringen liegen die Landkreise Sonneberg (88,4) oder Hildburghausen (83,9) noch bei Werten über 80. Von deutlichen Lockerungen ist man dort somit noch weit entfernt ist. Dagegen traut man mit Blick auf die Werte in Niedersachsen seinen Augen kaum. Dort kratzt man bereits an der Nuller-Inzidenz. Der Landkreis Goslar in Niedersachsen verzeichnet 0,7 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. Ebenfalls unter 1 ist die Inzidenz im Landkreis Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern gefallen. Dort liegt der Wert bei 0,9.
Kreis, Bundesland | 7-Tage-Inzidenz |
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Top 5 der höchsten Inzidenzen | |
Landkreis Sonneberg, Thüringen | 88,4 |
Landkreis Hildburghausen, Thüringen | 83,9 |
Landkreis Zweibrücken, Rheinland-Pfalz | 79,0 |
Landkreis Kronach, Bayern | 71,4 |
Landkreis Groß-Gerau, Hessen | 68,9 |
Top 5 der niedrigsten Inzidenzen | |
Landkreis Goslar, Niedersachsen | 0,7 |
Landkreis Vorpommern-Rügen, Mecklenburg-Vorpommern | 0,9 |
Landkreis Friesland, Niedersachsen | 1,0 |
Landkreis Uelzen, Niedersachsen | 2,2 |
Landkreis Wesermarsch, Niedersachsen | 2,3 |
Quelle: RKI Dashboard, Stand: 6.6.21, 9.35 Uhr |
Das RKI wies allerdings in einem Lagebericht auf den Feiertag Fronleichnam in vielen Bundesländern am Donnerstag hin: „Bei der Interpretation der Fallzahlen ist zu beachten, dass an Feiertagen weniger Personen einen Arzt aufsuchen, wodurch auch weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Dies führt dazu, dass weniger Erregernachweise an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet werden.“
Deutschlandweit wurden den Angaben nach binnen 24 Stunden 74 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 56 Tote gewesen. Seit Beginn der Pandemie zählt das RKI 3.700.367 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.538.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, wird nun mit 89.222 angegeben.Auch im Rest der Welt scheint die Pandemie auf dem Rückzug zu sein.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Samstagabend bei 0,84 (Vortag: 0,88). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 84 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. (va)