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Corona-Studie: Hinweise verdichten sich - Ausbruch schon viel früher als angenommen?

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In Frankreich ist die erste Coronavirus-Infektion womöglich im Dezember aufgetreten. Wie lange ist das Virus bereits im Umlauf?

Update vom 7. Mai 2020: Das Coronavirus breitet sich weiter aus, doch wer genau ist Patient null? Und seit wann konnte sich das Virus ungehindert ausbreiten? Während China bislang erklärt hatte, das Virus Ende Dezember erstmalig registriert zu haben, verdichten sich nun die Hinweise, dass ein früherer Ausbruch viel wahrscheinlicher sein könnte. 

Wie NTV unter Berufung auf Wissenschaftler der Universität London berichtet, zeigt nun eine Studie auf, dass sich das Virus offenbar bereits viel länger ungehindert ausbreiten konnte. Demnach könne davon ausgegangen werden, dass die Pandemie zwischen dem 6. Oktober und dem 11. Dezember ihren Ursprung hat. 

In der Studie verdeutlichen die Experten, dass bei einer Analyse von Genproben von mehr als 7.500 am Coronavirus erkrankten Personen auch Mutationen des Virus entdeckt worden seien. Durch die Studie könne demnach jedoch noch nicht gesagt werden, ob das Virus harmloser oder gar tödlicher geworden sei. 

Lesen Sie dazu: Im März griff das Coronavirus in Deutschland so richtig um sich. Doch schon im Januar gab es die ersten Fälle. Diesen geht eine Studie auf die Spur - und zeigt wie sich das Coronavirus von Patient 0 aus in Deutschland verbreiten konnte.

Coronavirus: Proben aus dem vergangenen Jahr nachträglich untersucht - Erster Fall in Frankreich schon im Dezember

Ursprungsmeldung vom 5. Mai 2020: Paris - Fast 170.000 Infizierte, mehr als 25.000 Todesfälle und dramatische wirtschaftliche Konsequenzen - das Coronavirus* hat Frankreich mit voller Wucht getroffen. Am Montag wurde nun bekannt, dass die erste Corona-Infektion in dem Land anscheinend bereits Ende Dezember - und damit knapp vier Wochen früher als bislang angenommen - aufgetreten ist. 

Coronavirus: Erster Covid-19-Fall in Frankreich eher aufgetreten, als bislang angenommen

Man habe alte Proben von damaligen Patienten mit Atembeschwerden nochmals ausgewertet, sagte Professor Yves Cohen, Leiter der Intensivstation der französischen Klinik-Gruppe Avicenne-Jean Verdier einem Bericht von n-tv zufolge in einem Interview mit dem Sender BFM TV. Eine Probe vom 27. Dezember habe dabei angeschlagen. Die auffällige Probe gehörte zu einem 43-jährigen Mann, der aus der Nähe von Paris kommt. Dieser teilte dem Sender BFMTV am Dienstag mit, dass er trockenen Husten, Fieber, schwere Atembeschwerden* und Müdigkeit bei sich festgestellt hat. 

In einer Klinik in Bobigny wurde bei ihm dann eine schwere Lungeninfektion diagnostiziert. Die Ärzte hätten ihm damals nicht sicher sagen können, was er habe - nur, dass es sehr ernst wäre. Doch bereits nach wenigen Tagen konnte er das Krankenhaus wieder verlassen. 

Coronavirus: Französische Ärzte testeten Proben von Menschen mit Atemwegsinfektionen erneut

Bislang wurde angenommen, dass die ersten Coronavirus-Fälle in Frankreich am 24. Januar bekannt wurden - dabei handelte es sich um Menschen, die einen Bezug zu China hatten. Nun haben Ärzte der Avicenne-Jean Verdier-Klinikgruppe bei Paris allerdings bereits entnommene Proben von Menschen mit schweren Atemwegsinfektionen erneut getestet - dieses Mal auf Sars-CoV-2. Die nun ein weiteres Mal untersuchten Proben stammen von Patienten, bei denen zuvor keine sichere Diagnose gestellt werden konnte. 

Medizinisches Personal ist in Frankreich sowohl bei der Behandlung von Covid-19-Patienten, als auch bei der Erforschung des Virus im Einsatz. (Symbolbild)
Medizinisches Personal ist in Frankreich sowohl bei der Behandlung von Covid-19-Patienten, als auch bei der Erforschung des Virus im Einsatz. (Symbolbild) © AFP / FRANCOIS LO PRESTI

Von mehreren getesteten Proben war eine Corona-positiv. Sie stammte von einem Patienten, der am 27. Dezember in die Klinik eingeliefert wurde. Der erkrankte 43-jährige Familienvater infizierte auch seine Kinder. Erst vor kurzem erfuhr er von Professor Cohen, dass er sich mit Corona angesteckt* hatte. Verwunderlich ist, dass er keine Verbindungen zu China hatte und nicht ins Ausland gereist war, bevor er im Dezember erkrankte. Die Ursache für seine Infektion ist daher nach wie vor ungeklärt. 

Coronavirus: Möglicherweise hat der französische Patient sich bei seiner Frau angesteckt

Eine Theorie dazu: Die Partnerin des 43-Jährigen arbeitet in einem Supermarkt nahe des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Sie könnte das Coronavirus mit nach Hause gebracht haben - und möglicherweise selbst ein asymptomatischer Fall gewesen sein. In dem Supermarkt habe es Kunden gegeben, die direkt vom Flughafen kommen. 

Als „sehr interessant, aber nicht überraschend“ bezeichnete ein Sprecher der Weltgesundheitsinformation (WHO) die positive Corona-Probe in Frankreich bereits Ende Dezember. In der zentralchinesischen Stadt Wuhan habe es schon im Dezember mysteriöse und zunächst nicht als Infektionen mit einem neuen Virus erkannte Lungenerkrankungen gegeben. Die Überlegung der WHO: Menschen aus Wuhan könnten das Virus bei Reisen im Dezember unbewusst nach Frankreich und in andere Länder eingeschleppt haben*. „Es ist gut möglich, dass weitere frühere Fälle in anderen Ländern entdeckt werden, wenn Gewebeproben jetzt im Nachhinein auf das Virus getestet werden“, prognostizierte der WHO-Sprecher.

Wie entwickelt sich die Coronavirus-Pandemie weiter? Mit dieser Frage hat sich aktuell eine Gruppe US-Forscher beschäftigt - und drei mögliche Szenarien entwickelt.

Übrigens: Welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Corona-Pandemie in Frankreich haben könnte, erfahren Sie im nachfolgenden Video.

cia mit Informationen der dpa und der Johns-Hopkins-Universität

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