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Corona-Zahlen explodieren: Top-Urlaubsland sperrt nicht genesene Ungeimpfte fast überall aus - für Monate

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Die Innenstadt von Sterzing im Winter
Ein beliebtes Urlaubland sperrt nicht genesene Ungeimpfte fast überall aus © Klaus Peterlin/dpa/picture alliance

Montgomery hält es für „peinlich“, dass Deutschland kein validen Corona-Zahlen hat. Ein beliebtes Urlaubsland verschärft seine Corona-Regeln, Medien nennen es einen „Lockdown für Ungeimpfte“.

Update vom 30. Dezember, 14.55 Uhr: Die steigende Zahlen bei den Corona-Infektionen in Italien - einem beliebten Urlaubsland der Deutschen - veranlasst die Regierung in Rom zu handeln. Die 2G-Regel wurde massiv ausgeweitet, sodass Ungeimpften, die auch nicht von einer Ansteckung genesen sind, fast überall den Zutritt verwehrt ist. Davon ausgenommen sind im Grunde nur noch Lebensmittelgeschäfte, der Einzelhandel und Behörden. Die Regel-Anpassung gilt ab dem 10. Januar bis mindestens 31. März, dem Tag, an dem die aktuelle Notverordnung auslaufen soll.

Auch Fußballfans sind von der Verschärfung betroffen. Ab Januar soll die Auslastung in den Arenen von bislang 75 auf 50 Prozent sinken. Am Donnerstag teilten einige Erstligaclubs mit, ihre Ticketverkäufe für den am 6. Januar geplanten Rückrundenstart zunächst auszusetzen. Man warte auf weitere Details zu den Maßnahmen, erklärte Lazio Rom in einer Mitteilung.

Update vom 30. Dezember, 11.26 Uhr: Das Auswärtige Amt hat die Liste der Hochrisikogebiete angepasst. Ab dem 1. Januar stehen auch Italien und Kanada darauf, neben Malta und San Marino. An Weihnachten wurden mit Portugal und Spanien bereits zuvor zwei beliebte Urlaubsländer hinzugefügt. Mauritius dagegen wurde von der Liste, die das Robert Koch-Institut veröffentlicht, gestrichen.

Die Einstufung als Hochrisikogebiet hat vor allem für Ungeimpfte Auswirkungen. Sie müssen bei der Einreise aus einem Hochrisikoland nach Deutschland zehn Tage in Quarantäne. Nach fünf Tagen können sie sich durch ein negatives Testergebnis „freitesten“. Für geimpfte und genesene Reisende entfällt die Quarantänepflicht.

Anders ist das bei der Einstufung als Virusvariantengebiet. Dann gilt auch für Geimpfte und Genesene eine Pflicht zur 14-tägigen Quarantäne, die nicht verkürzt werden kann. Hier stehen bisher neun Länder auf der Liste der Bundesregierung, darunter Südafrika und Großbritannien.

Grassierender Coronavirus: Italien verschärft Regeln

Update vom 30. Dezember, 11.16 Uhr: In Italien grassiert das Coronavirus. Am Mittwochabend meldeten die Behörden rund 98.000 Corona-Neuinfektionen und fast 150 Tote mit Bezug auf Corona binnen eines Tages. Deswegen hat die Regierung in Rom die bisherigen Regeln verschärft. Ab dem 10. Januar 2022 gilt unter anderem in Hotels, Kongresszentren, im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, in Skiliften und auf Festen die 2G-Regel. Die Menschen müssen für den Zutritt dort also geimpft oder genesen sein.

In italienischen Medien war am Donnerstag deshalb die Rede von einem „Lockdown für Ungeimpfte“. Die Regelungen gelten bis zum Ende des Notstandes am 31. März.

Gleichzeitig wurde jedoch eine Erleichterung beschlossen. Die vorsorgliche Quarantäne für Geimpfte und Genesene, die engen Kontakt mit einer nachweislich positiv-getesteten Person hatten, wurde ausgesetzt. Für Geimpfte gilt das allerdings nur, wenn sie geboostert sind oder die zweite Impfung nicht länger als 120 Tage zurückliegt. Die Menschen müssen nach dem Kontakt in jedem Fall zehn Tage lang eine FFP-2-Maske tragen.

Wer Symptome zeigt, muss außerdem nach fünf Tagen einen PCR- oder Antigen-Schnelltest machen. Für Ungeimpfte, die Kontakt mit einem Infizierten hatten oder sich angesteckt haben, bleibt die Quarantäne- beziehungsweise Isolationspflicht von zehn Tagen bestehen. Ein sich Freitesten ist jedoch möglich.

Montgomery kritisiert unzureichende Corona-Zahlen: „Mehr als peinlich“

Update vom 30. Dezember, 09.25 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland liegt am Donnerstagmorgen laut Robert Koch-Institut bei 207,4 an. Am Vortag hatte der bundesweite Wert bei 205,5 gelegen, vor einer Woche bei 280,3. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 42.770 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.15 Uhr wiedergeben. Das RKI weist daraufhin, dass die Zahlen aufgrund der Verzögerungen durch die Weihnachtsfeiertage noch unvollständig sein könnten.

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, hält es für „mehr als peinlich“, dass Deutschland über die Feiertage keine validen Zahlen zur Entwicklung der Corona-Pandemie hat. „Wir haben ein riesiges Digitalisierungsproblem nach wie vor in Deutschland“, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk.

Montgomery macht dafür den Föderalismus und die damit verbundenen unterschiedlichen Meldesysteme in den einzelnen Bundesländern verantwortlich. „Hier hätte man in den letzten eineinhalb Jahren wirklich mehr machen können“, sagte Montgomery. Das Fehlen der Zahlen sei auch ein Problem, weil die Politik auf deren Basis Gesetze mache, die gerichtsfest sein müssten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Mittwoch gesagt, es sei davon auszugehen, dass die tatsächliche Corona-Inzidenz in Deutschland derzeit zwei- bis dreimal so hoch sei wie ausgewiesen.

Omikron-Variante: 820 Disco-Besucher müssen in Quarantäne

Update vom 29. Dezember, 18.52 Uhr: Für etwa 820 Personen hat der Besuch der Diskothek „Joy“ in Henstedt-Ulzburg ein Nachspiel. Die Omikron-Variante des Coronavirus wurde bei mindestens einem Gast festgestellt, wie der Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein bekannt gab. Nun müssen alle Disko-Besucher, die an Heiligabend oder dem 1. Weihnachtstag in der Diskothek waren, in 14-tägige Quarantäne. Dies gilt auch für Genesene und Geimpfte. In der Diskothek wurden laut ersten Erkenntnissen der Kreisverwaltung die 2G-plus-Regeln wie vorgegeben kontrolliert. Allerdings durfte ohne Masken und ohne Abstand gefeiert werden, teilte die Behörde mit.

Update vom 29. Dezember, 17.36 Uhr: Die 2G-Regel für Bekleidungsgeschäfte in Bayern ist am Mittwoch (29. Dezember) vom Bayerischen Verwaltungsgericht einkassiert worden. Da diese wie Buchhandlungen oder Blumenläden auch der „Deckung des täglichen Bedarfs“ dienen, unterliegen sie somit nicht der 2G-Regel. In seinem Urteil erklärte das Gericht, dass Bekleidungsgeschäfte und „deren Bedeutung für die Allgemeinheit nicht hinter die von Schuhen, Büchern, Schnittblumen oder Gartengeräten zurücktrete und der Bedarf an Kleidung täglich eintreten könne“. Der VG-Beschluss ist rechtskräftig.

Damit widersprach das Gericht der bayerischen Staatsregierung um Ministerpräsident Markus Söder. Die hatte Anfang Dezember verfügt, nur noch Geimpften und Genesenen in Bayern den Zutritt zum Einzelhandel zu gewähren. Lediglich Ladengeschäfte „zur Deckung des täglichen Bedarfs“ waren von der 2G-Regel ausgenommen worden. Dazu zählte die Söder-Regierung Bekleidungsgeschäfte nicht. Die Inhaberin eines Kleidungsgeschäfts in Regensburg hatte dagegen einen Eilantrag gestellt.

Corona in Deutschland: Lauterbach hält Inzidenz für „zwei bis drei Mal so hoch wie angegeben“

Update vom 29. Dezember, 15.33 Uhr: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schätzt das aktuelle Corona-Infektionsgeschehen deutlich kritischer ein, als es die Meldezahlen zeigen. Es sei davon auszugehen, dass die tatsächliche Inzidenz in Deutschland derzeit zwei- bis dreimal so hoch sei wie ausgewiesen, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. Zu sehen sei auch eine deutliche Zunahme von Fällen der neuen, ansteckenderen Virusvariante Omikron, die Sorgen bereite.

Der Minister appellierte an alle Bürger, Silvester so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstünden. „Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde.“ Die nach Meldezahlen der Gesundheitsämter ausgewiesenen Fallzahlen unterschätzten die bestehende Gefahr. Derzeit werde daran gearbeitet, eine bessere Datenlage zu bekommen, erläuterte Lauterbach. Er sei sich sicher, dass zur bereits vorgesehenen Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am 7. Januar „eine solide und für diese Zwecke vollkommen ausreichende Datenlage“ vorhanden sein werde.

Steigende Zahl von Corona-Protesten stellt Polizei vor Probleme

Update vom 29. Dezember, 14.24 Uhr: Die steigende Zahl kleiner und offenbar spontaner Kundgebungen von Gegnern der Corona-Politik stellt die Polizei vor Probleme. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sprach am Mittwoch in Berlin von einem momentan "sehr dislozierten Protestgeschehen auch in kleineren Orten mit plötzlich entstehenden Veranstaltungen, die nicht vorher angemeldet" seien. Dies mache die Aufgabe für die Polizei "etwas schwieriger".

"Disloziert" bedeutet, dass sich Kundgebungen auf mehrere Orte verteilen. Zudem würden die Proteste "in Teilen radikaler, auch gewalttätiger", sagte der Ministeriumssprecher. Insgesamt äußere sich der Corona-Protest nun auf andere Art als noch vor wenigen Monaten, als "wir eher größere Demonstrationen mit vielen Teilnehmern eher in den größeren Städten gesehen haben", sagte er.

Das Innenministerium gehe weiter davon aus, dass die Teilnehmer relativ "heterogen" seien. Es gebe "viele Teilnehmer aus dem bürgerlichen Spektrum, die ihr verfassungsmäßig verbrieftes Recht auf Demonstrationen ausübten", sagte der Sprecher. "Dagegen ist nichts einzuwenden." Aber es gebe "innerhalb dieses Protestgeschehens auch Gruppen, die Gewalt ausüben, die radikaler werden: Da sehen wir, dass die Gewaltbereitschaft steigt."

Omikron führt zu massivem Anstieg der weltweiten Corona-Infektionszahlen

Update vom 29. Dezember, 13.11 Uhr: Die hoch ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus hat zu einem massiven Anstieg der weltweiten Infektionszahlen geführt. Weltweit wurden vom 22. bis 28. Dezember mehr als 6,5 Millionen Infektionen nachgewiesen - der höchste Wochenwert seit Pandemie-Beginn, wie die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch auf Grundlage von Behördenangaben berichtete. Vor allem in Europa schnellen die Infektionszahlen in die Höhe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft das von Omikron ausgehende Risiko nach wie vor als sehr hoch ein.

Laut der AFP-Zählung wurden vom 22. bis 28. Dezember weltweit durchschnittlich mehr als 935.000 Infektionen pro Tag nachgewiesen - insgesamt 37 Prozent mehr als in der Vorwoche. Der bisherige Wochenrekord war zwischen dem 23. und 29. April verzeichnet worden - mit durchschnittlich 817.000 Fällen pro Tag.

Die meisten Neuinfektionen werden derzeit in Europa verzeichnet, wo in den vergangenen sieben Tagen insgesamt mehr als 3,5 Millionen Fälle registriert wurden. Das waren durchschnittlich mehr als 510.000 Fälle pro Tag - ebenfalls ein neuer Höchststand. In früheren Infektionswellen waren in Europa nie mehr als 300.000 Fälle pro Tag registriert worden.

Corona: Deutsche Impfkampagne gewinnt nach Weihnachtstagen wieder an Fahrt

Update vom 29. Dezember, 11.08 Uhr: Die Impfkampagne gewinnt nach den Weihnachtstagen wieder deutlich an Fahrt. Am Dienstag wurden in Deutschland 608.000 Impfdosen verabreicht, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts vom Mittwoch (Stand 9.46 Uhr) hervorgeht. Am Montag waren bundesweit rund 535.000 Menschen geimpft worden. Vom 24. bis zum 26. Dezember waren die Zahlen kurzzeitig deutlich zurückgegangen. Damit sind nun mindestens 59,0 Millionen Menschen zweifach geimpft oder haben die Einmalimpfung von Johnson & Johnson erhalten. Das sind 71 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Mindestens 31 Millionen Menschen (37,3 Prozent) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Nicht geimpft sind laut RKI aktuell 21,6 Millionen Menschen in Deutschland, darunter 4,0 Millionen Kinder im Alter bis vier Jahren, für die bisher kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung steht. Beim „Boostern“ steht weiter das Saarland an der Spitze (44,2 Prozent), gefolgt von Niedersachsen (40,5 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (40,1 Prozent). Das Schlusslicht bildet nach wie vor Sachsen (29,4 Prozent).

Auf dem RKI-Dashboard wird darauf hingewiesen, dass die Impfquoten als Mindestimpfquoten zu verstehen sind, „da eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem nicht erreicht werden kann“. Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote um bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt.

Corona in Deutschland: Lauterbach sorgt sich um Omikron-Datenerfassung - „Nicht zutreffend abgebildet“

Erstmeldung vom 29. Dezember, 7.24 Uhr: München - Erneut meldete das Robert-Koch-Institut am Mittwoch die Senkung der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz, die nun mehr 205,5 beträgt. Allerdings ist das Meldeaufkommen zwischen Weihnachten und Jahreswechsel nicht besonders hoch, das RKI kündigte bereits eine Verzögerung bei der Weitergabe von Daten während der Feiertage an. Hinzu kommt, dass weniger getestet wird, weshalb die Zahlen trügen können. Zusätzlich angespannt ist die Lage kurz vor Silvester aufgrund der Omikron-Variante, die sich auch in Deutschland verbreitet.

Zuletzt gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach seine Einschätzung zur Pandemielage zum Besten. Wie der SPD-Politiker gegenüber Bild meinte, sei die Beurteilung des Infektionsgeschehens durch ungenaue Daten erschwert. Besonders die Dynamik der Omikron-Variante sei „in den offiziellen Zahlen nicht zutreffend abgebildet wegen der Testausfälle und Meldeverzögerungen“, so Lauterbach.

„Ich beschaffe mir gerade mit dem RKI und zahlreichen Datenquellen aus ganz Deutschland ein Gesamtbild zur Lage“, versicherte der 58-Jährige. Eines von Lauterbachs unmittelbaren Zielen sei nun, die Gesundheitsämter dazu zu bringen, die Kapazitäten für Corona-Tests und Kontaktnachverfolgungen wieder hochzufahren.

Corona in Deutschland: Omikron-Fälle steigen innerhalb eines Tages um 45 Prozent an

Auch wenn die Zahlenerfassung zur Omikron-Variante ungenau ist, ist ein Anstieg der Zahl der an das Robert-Koch-Institut übermittelten Omikron-Fälle in Deutschland unverkennbar. Die sicher nachgewiesenen und wahrscheinlichen Fälle stiegen im Vergleich zum Vortag um 45 Prozent an, wie das RKI am Dienstag mitteilte. Für kommenden Tage und nach Neujahr kalkuliert das Institut mit einer „hohen Anzahl an Neu- und Nachmeldungen“. Die Dunkelziffer dürfte hier auch höher sein, in Deutschland wird lediglich ein kleiner Teil der positiven Proben auf Virusvarianten hin untersucht. Somit bleibt die Datenlage weiter löchrig und unklar. (ajr)

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