Deltakron: Neue Corona-Variante? Frankfurter Arzt äußert sich
Erneut wird eine vermeintlich neue Variante nachgewiesen: Doch wie gefährlich ist die Corona-Mutation? Neben Fachleuten aus aller Welt äußert sich ein Frankfurter Arzt.
Update von Mittwoch, 12.01.2022, 13.00 Uhr: Weiterhin ist unklar, um was es sich bei Deltakron handelt. Die Einschätzungen, dass es keine neue Corona-Variante, sondern wohl ein Laborfehler ist, häuften sich zuletzt.
Timo Wolf, Arzt und Leiter der Infektionsstation am Universitätsklinikum Frankfurt, betonte jedoch kürzlich, dass trotz Optimismus auch Vorsicht geboten sei: „Ich glaube nicht, dass es starke Hinweise darauf gibt, dass [Deltakron, Anm. d. Red.] ein riesiges Problem werden wird“, sagte er der Deutschen Welle. „Um ganz sicher zu sein, werden wir noch einige Wochen warten müssen“, erklärte er bezüglich der Untersuchungen aus Zypern, welche von einer neuen Corona-Variante gesprochen hatten.

Deltakron: Neue Corona-Variante „ist nicht real“ – Forschung äußert sich zu Fehlalarm
Update von Dienstag, 11.01.2022, 08.00 Uhr: Bei der vermeintlichen Corona-Variante Deltakron handelt es sich offenbar um ein Artefakt, das durch einen Laborfehler entstand. Zahlreiche Fachleute äußerten sich, nachdem zypriotische Forscherinnen und Forscher von ihrem Fund berichteten. „Deltakron ist nicht real und entstand vermutlich durch ein Artefakt bei der Sequenzierung, also Verunreinigung. Lasst uns nicht die Namen von Infektionskrankheiten vermischen, um ein prominent klingendes Paar zu kreieren“, schrieb beispielsweise Krutika Kuppalli, Corona-Expertin der WHO, auf Twitter.
Ähnlich bewertete der griechische Medizinprofessor Gkikas Magiorkinis die Lage: „Bezüglich des Deltakron von Zypern, von dem in letzter Zeit viel in den griechischen Medien zu hören war, zeigen erste unabhängige Analysen, dass es sich um einen technischen Fehler des Labors im Gen-Leseprozess handelt“, so der Experte auf Facebook. Bereits zuvor hatten sich die Stimmen gemehrt, welche von keiner neuen Corona-Variante ausgingen (s. Update v. 11.45 Uhr).

Deltakron: Neue Corona-Variante oder Fehlalarm?
+++ 11.45 Uhr: Der vermeintliche Nachweis einer Misch-Variante aus Delta und Omikron in Zypern geht Fachleuten zufolge wohl auf Verunreinigungen während der Analyse zurück. „Diese Genome sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Artefakte“, erläuterte Richard Neher von der Universität Basel, führender Experte für Virusvarianten, der dpa.
Die Omikron-Mutationen, die hier in einem Zusammenhang mit Delta-Genomsequenzen beobachtet würden, beträfen alle einen DNA-Abschnitt, der bei Delta-Nachweisen oft sehr schwach ausfalle und daher sehr anfällig für Kontamination sei. Ähnlich äußerten sich weitere Fachleute bei Twitter, etwa die WHO-Expertin Maria van Kerkhove: Das Ergebnis gehe wahrscheinlich auf Verunreinigungen beim Sequenzieren zurück. Diese These hatte bereits Virologe Tom Peacock vom Imperial College in London aufgestellt (s. Erstmeldung).
„Es ist zwar durchaus möglich, dass es Rekombinanten gibt, aber bislang wurden keine größeren Ausbrüche mit solchen Varianten beobachtet“, betonte Neher. „Diese Genome aus Zypern sind vermutlich keine Rekombinanten.“ Auch ein Mitglied des griechischen Krisenstabes für die Corona-Pandemie, Gikas Magiorkinis, erklärte, dass Kostrikis‘ Schlüsse falsch seien. „Erste Analysen zeigen, dass es sich um einen technischen Fehler des Labors handelt“, twitterte der Epidemiologe. Kostrikis selbst allerdings wollte eine Fehleinschätzung zunächst nicht einräumen, er beharrte am Montag auf seinen Ergebnissen.
Neue Corona-Variante Deltakron entdeckt
Erstmeldung von Montag, 10.01.2022, 08.30 Uhr: Nikosia/London – Auf Zypern wurde eine neue Variante des Coronavirus entdeckt. Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern meldete am Wochenende, dass es sich dabei um Deltakron, eine Mischung aus der Delta- und der Omikron-Variante* von Sars-CoV-2, handle. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Hinter dem Varianten-Fund steckt vor allem Virologe Leondios Kostrikis, Forscher an der Universität Zypern. Sein Team konnte Deltakron laut eigenen Angaben mithilfe von Sequenzierung entschlüsseln. Anfang Januar 2022 habe man die Daten zu Deltakron schließlich an die internationale Wissenschaftsdatenbank „Gisaid“ geschickt.
„Wir werden in Zukunft sehen, ob dieser Stamm pathologischer oder ansteckender ist oder ob er sich gegenüber Delta und Omikron durchsetzen wird“, so Kostrikis. Bislang wurden lediglich 25 Infektionen mit der Deltakron-Variante festgestellt. Die Datenlage ist äußerst dünn: Über die Infektiösität als auch die Krankheitsschwere von Covid-19 ist kaum etwas bekannt.
Wie es zur Entstehung der neuen Corona-Variante* gekommen sein könnte, ist derweil ebenfalls unklar. Eine Vereinigung verschiedener Variantenstränge gilt als Option. Virologe Tom Peacock vom Imperial College in London stellte im Nachgang des Fundes eine weitere Theorie auf. Auf Twitter berichtete er von einer möglichen Verunreinigung im Labor. Erst kürzlich wurde ein Frankreich eine neue Corona-Variante festgestellt. Auch dazu gibt es bisher kaum belastbare Daten. Laut Peacock ist es in beiden Fällen unwahrscheinlich, „dass etwas Reales oder Böses“ passiere: „Es gibt (noch) keine klaren Anzeichen dafür“, so der Virologe. (tu) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.