Forderung nach Work-Life-Balance – Studien zeigen: So gefährlich ist langes Arbeiten für die Gesundheit
Die Gen Z fordert mehr Work-Life-Balance. Verschiedene Studien geben ihnen recht. Sie zeigen: Langes Arbeiten und Sitzen macht krank und erhöht sogar das Demenzrisiko.
Los Angeles – Zehn Stunden täglich am Rechner – für viele Menschen ist das Alltag. Doch die Gen Z hat andere Erwartungen an ihren Job – und stellt sich quer. Die Forderungen nach mehr Work-Life-Balance stoßen bei vielen auf Unverständnis, vor allem bei betagteren Arbeitgebern. Noch. Denn neue Studien unterstreichen nun den Sinn eines angemessenen Verhältnisses zwischen Arbeit und Freizeit – oder besser: sitzender und bewegter Beschäftigung.
Danach schadet das Vernachlässigen der Work-Life-Balance von überwiegend sitzend Arbeitenden der körperlichen Gesundheit – und lässt sogar das Gehirn rapide schneller altern.

Forderung nach Work-Life-Balance – Studie zeigt: So gefährlich ist langes Arbeiten für Ihre Gesundheit
Eine aktuelle Studie, die im Fachmagazin Journal of the American Medical Association JAMA veröffentlicht wurde, zeigt, dass langes Sitzen das Demenzrisiko bei Erwachsenen deutlich erhöht. Das Ergebnis der Arbeit von Forschern der University of Southern California USC und der University of Arizona ergab, dass Erwachsene, die Gesamtzeit, die mit sitzenden Tätigkeiten im Beruf oder der Freizeit verbracht wird, für die Gehirnalterung von entscheidender Bedeutung ist.
Laut dem aktuellen DKV-Report sitzt jede Deutsche bzw. jeder Deutsche durchschnittlich 9,2 Stunden am Tag und damit noch einmal eine halbe Stunde mehr als während der Pandemie (2021: 8,7 Stunden). „Die Deutschen sitzen von Jahr zu Jahr immer länger“, warnen die Verfasser des Reports unter der Leitung des Kölner Sportwissenschaftlers Ingo Froböse. Das sei fatal: Langes Sitzen könne das Risiko für das Entstehen von Krankheiten wie zum Beispiel Typ-2-Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck erhöhen. Selbst das Krebsrisiko steigt bei zu langem Sitzen.
Forschende „Überrascht“: Nach zehn Stunden sitzender Tätigkeit steigt Demenzrisiko „rapide“ an
Auch die Ergebnisse der US-Studie stützen die Forderungen nach begrenzten Arbeitszeiten. Sie zeigten, dass Menschen, die viel sitzen, ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko tragen. Demnach wächst mit jeder abgesessenen Stunde die Gesundheitsgefahr. Es stellte sich heraus: Das Demenz-Risiko stieg um 8 Prozent bei Personen, die mehr als zehn Stunden saßen, um 63 Prozent bei einer Sitzdauer von mehr als zwölf Stunden und um unglaubliche 221 Prozent bei allen, die länger als 15 Stunden täglich sitzend verbrachten.
„Wir waren überrascht, als wir feststellten, dass das Risiko, an Demenz zu erkranken, nach 10 Stunden sitzender Tätigkeit pro Tag rapide ansteigt, unabhängig davon, wie die sitzende Tätigkeit zustande kam. Dies deutet darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen sitzendem Verhalten und Demenzrisiko durch die Gesamtzeit der sitzenden Tätigkeit bestimmt wird“, erklärt dazu Studienautor Gene Alexander, Professor für Psychologie und Psychiatrie.
Wasser auf die Mühlen der Generation Z: Internationale Studien belegen Sinn von Work-Life-Balance
Es ist nicht die einzige Untersuchung, die Wasser auf die Mühlen der „Generation Z“ ist – also derjenigen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden – und die eine angemessene Work-Life-Balance einfordern. Auch die Gen-Z-Influencerin Brielle gehört dazu: Ihr Video, in dem sie nach einem Acht-Stunden-Arbeitstag vor der Kamera weinend zusammenbricht, ging viral. Vor allem Boomer – also zwischen Mitte der 1950er bis Ende der 1960er Jahre Geborene – stören sich an der vermeintlich verweichlichten Arbeitsmoral.
Doch dass die Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten durchaus sehr vernünftig ist, zeigt auch eine Studie aus Norwegen. Für die Forschungsarbeit, die im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht wurde, wurden Daten von knapp 12.000 Personen ausgewertet, die älter als 50 Jahre waren.
Die Analyse ergab: Im Vergleich zu Personen, die nur acht Stunden pro Tag sitzen, wiesen diejenigen, die mehr als zwölf Stunden täglich sitzen, ein um 38 Prozent erhöhtes Sterberisiko auf. Interessanterweise verringerte sich dieses Risiko, wenn die Probanden sich mehr als 22 Minuten pro Tag intensiv körperlich betätigten. In diesem Fall spielte auch die Dauer des Sitzens keine Rolle mehr.
Ob jedoch der Schluss der Forscher, körperliche Aktivität als Ausgleichs-Strategie, um das Sterberisiko aufgrund langer Sitzzeiten zu kompensieren, auf Gegenliebe bei der Gen Z trifft, die sich nicht als „Firmensklave“ sehen wollen, dürfte fraglich sein.