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Reporter analysiert Messerattacke im Fitnessstudio - im Hintergrund stürzt ein Radfahrer brachial

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Von: Christoph Gschoßmann

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Ein Radfahrer stürzte während einer Live-Reportage.
Unbenannt.jpg © Screenshot WDR

Ein Unfall vor laufender Kamera in Duisburg macht eine Analyse plötzlich zur Live-Reportage. Doch einige Beobachter kritisieren den Reporter.

Duisburg - Unfall vor dem Tatort: Eine Reportage über die Messerattacke von Duisburg nimmt plötzlich eine unerwartete Wendung. Ein Reporter der WDR-Sendung „Aktuelle Stunde“ wird vor laufender TV-Kamera Zeuge eines Unfalls direkt vor dem Fitnessstudio, in dem die Attacke stattfand. Wie er darauf reagiert, bringt ihm aber einiges an Kritik ein.

In dem kurzen Video, das sich über die sozialen Medien verbreitet (bereits über 22.000 Aufrufe, Stand 21. April 2023, 10.17 Uhr), spricht er über den möglichen Aufenthaltsort des Täters und dreht sich dann in Richtung Tatort um. „Das Fitnessstudio ist natürlich geschlossen“, sagt er dann, als er sieht, wie auf der Straße zwischen ihm und dem Studio plötzlich ein Unfall passiert. Ein in rot gekleideter Radfahrer kommt in hoher Geschwindigkeit die Straße entlang und stürzt mit vollem Karacho. Sein Kommentar: „Oh, jetzt haben wir noch den Sturz eines Fahrradfahrers erlebt. Ich hoffe, dem geht‘s gut!“

Sogleich schwenkt der Kameramann oder die Kamerafrau auf die Unfallszene. Der Radfahrer versucht, sich aufzurappeln, aber bleibt liegen. Das verwundert nicht, denn er raste mit fast atemberaubender Geschwindigkeit ins Bild. Gefährlich dabei: Er nutzte keinen Radweg, sondern fuhr auf einer mehrspurigen Straße.

Polizist hilft verunfalltem Radfahrer - Journalist nicht

Die Reportage über die Messerattacke wird spontan zur Live-Berichterstattung über den Unfall. Auch die vor dem Fitnesstudio positionierten Polizisten haben den Unfall gesehen. „Die Polizei beobachtet das Ganze noch“, kommentiert der Reporter. Mehr als das: Einer der Beamten macht sich auf und überquert die Straße, um dem Verunfallten zu helfen. „Dem Radfahrer wird es, denke ich, gleich auch wieder besser gehen“, sagt der Berichterstatter zuversichtlich. Das reicht ihm offenbar als Bericht über den Unfall, denn er dreht sich wieder zur Kamera und fährt mit seiner Reportage fort: „... und die Polizei ermittelt jetzt vom Schreibtisch aus.“

Die Person an der Kamera aber beweist feines journalistisches Gespür: Sie zoomt so weit hinaus, dass man sowohl den Reporter, der die Unfallszenerie nun ignoriert, als auch den Radfahrer und den Polizisten sieht. Der Radfahrer bleibt liegen, auch Autos kommen nun an, die abbremsen und vorsichtig der Unfallstelle ausweichen. Der Reporter beendet seinen Bericht mit den Worten „Hier in Duisburg ist heute schon wieder so eine Art Alltag zu spüren.“ (Ein Unfall ereignete sich auch in München - ein junger Mann stürzte auf das Gleis einer einfahrenden S-Bahn).

„Jeder normale Mensch hätte abgebrochen und versucht zu helfen“

Die Beobachter auf Twitter lassen wegen seines Verhaltens kein gutes Haar an dem Reporter. „Die Intelligenz der Mitarbeiter unserer Qualitätsmedien“, kommentiert ein User, und meint: „Jeder normale Mensch hätte abgebrochen und versucht zu helfen.“

Ein weiterer Kommentar: „Ne. Dem Radfahrer geht‘s nicht besser. Der bleibt bis zum Ende des Berichts liegen. Hätte man dem nicht sofort helfen können? Also, wirklich!“ Auch ein anderer Twitter-Nutzer meint sarkastisch: „Wie nett der Reporter dem Radfahrer zu Hilfe kommt!“

Ein User kritisiert aber einen anderen Beteiligten: Den Radfahrer. „Wie kann man aber auch so irre rasen und noch nicht mal auf dem Radweg“, wundert er sich. Tatsächlich machte gerade das die Situation so gefährlich. Ideal verhalten haben sich also wohl weder der Radfahrer, noch der Journalist. Gerade im Schatten der furchtbaren Messerattacke - das Opfer schwebt immer noch in Lebensgefahr - sollte man hoffen, dass Menschen ein wenig mehr Rücksicht aufeinander nehmen. (cgsc)

Am Mittwochabend stürzte ein 63-jähriger Mann von der Münchner Corneliusbrücke. Der Schwerverletzte musste noch vor Ort reanimiert werden.

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