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„Königsklasse des Mimimi“: Hamburger erntet Kritik für Wochenmarkt-Lästerei – Glücks-Experte weiß Rat

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Von: Lia Stoike

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Isestraße mit Markt, Isemarkt Hamburg
Der Isemarkt in Hoheluft schlängelt sich rund einen Kilometer unter dem Viadukt der Hochbahn am Isebekkanal entlang. (Symbolbild) © Urs Moser 7 Imago

Der Besuch auf dem Isemarkt wurde für einen Hamburger kürzlich zum Ärgernis. Seinem Frust machte er auf Facebook Luft. Das muss nicht sein, weiß ein Hamburger Glücksexperte.

Hamburg – Ein Mann aus Hamburg ist ärgerlich und das kurz vor Ostern: Eigentlich wollte er kürzlich schnell seine Wocheneinkäufe auf dem Isemarkt in Eimsbüttel erledigen, doch wird er aufgehalten. Seinem Frust macht er auf Facebook Luft. Das geht allerdings nach hinten los: Er erntet heftigen Gegenwind. Ein Hamburger Glücksexperte erklärt gegenüber 24hamburg.de, wie sich das vermeiden lässt.

Bezirk:Eimsbüttel
Fläche:49,8 km²
Bevölkerungsdichte:5421 Einwohner/km²
Vorwahl:040

Wochenmarktbesuch wird zum Ärgernis: Hamburger macht sich auf Facebook Luft

„Es ist erstaunlich, wie viel Aggressionen von den Leuten kommt“, schreibt ein Hamburger in eine Facebook-Gruppe. Eigentlich wollte er nur schnell auf dem „Isemarkt“, im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, den wöchentlichen Einkauf erledigen. Dann bummeln vor ihm drei Personen zu dritt in einer Reihe. Das ist für den Hamburger sehr ärgerlich. Der Wochenmarkt führt etwa 600 Meter unter der U-Bahn-Viadukt zwischen den Bahnstationen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum entlang. Der Weg zwischen den Ständen ist entsprechend schmal.

Enger Durchgang des Isemarkt durch Marktbesucher blockiert – „Da sollte man Rücksicht nehmen“

Das ist zwar praktisch, wenn es regnet, führt aber dazu, dass er nicht an der Gruppe vorbeikommt. Er hat es aber eilig, denn er muss zur Arbeit, schreibt er. Gezielt möchte er bestimmte Stände ansteuern. „Ich habe vorgeschlagen, nicht in einer Reihe zu dritt langsam über den Markt zu bummeln, mehr nicht“, sagt der Hamburger. Das haben die anderen Marktbesucher nicht gut aufgenommen. Verstehen kann er das nicht: „Der Durchgang auf dem Markt ist sehr eng und da sollte man Rücksicht nehmen.“

Das ist der Hamburger Isemarkt

Der Isemarkt ist einer der größten Wochenmärkte Deutschlands: Mit seiner Vielfalt bezüglich klassischer Marktwaren, wie auch hinsichtlich besonderer Spezialitäten ist er ein Magnet für Stammkunden und Touristen, teilt die Website hamburg.de mit. Nicht nur die Länge von etwa 600 Metern macht diesen Marktstandort einzigartig, auch das über die gesamte Länge verlaufende Hochbahn-Viadukt zwischen den U-Bahnstationen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum bietet dem Kunden durchgängig ein schützendes Dach, unter dem sich gern einkaufen lässt.

Marktzeiten sind: Dienstags und freitags von 8:30 Uhr bis 14 Uhr.

Mit seinem Beitrag eckt er bei vielen Hamburgern an. „Ich sitze öfter mal in einem Straßencafé und beobachte Leute, die missmutig und übel gelaunt durch ihr Leben hetzen“, kommentiert ein Nutzer. Jetzt gebe es dafür einen Service im Wold-Wide-Web: Facebook. Ein anderer findet: „Grade auf dem Isemarkt sollte man sich Zeit nehmen.“ Das sieht auch eine Hamburgerin so. „Lächerlich“, schreibt sie. „Wird noch vorgeschrieben, was die Leute zu machen haben. Dann gehe früher hin. Hamburg lebt vom Tourismus.“ Ein anderer meint: „Das ist mit Abstand die Königsklasse des Mimimi.“

Glücksexperte hat Verständnis für aufgebrachten Isemarkt-Besucher

Verständnisvollere Worte findet eine Nutzerin: „Mal als Außenstehende und unabhängig von Hamburg: alle sind nur noch gehetzt und aggressiv.“ Das Leben sei doch anstrengend genug. Also wozu eigentlich der ganze Ärger?

Dominik Dallwitz-Wegner, Soziologe und Glückscoach bei „Glücksstifter Hamburg“, weiß, was dahinter steckt. „Ich verstehe die Situation gut“, sagt er. Manchmal entstehe der Eindruck haben, andere Menschen stehen morgens auf, mit dem ausdrücklichen Ziel, anderen das Leben schwer zu machen.

Individuelle Voraussetzungen für Stressresistenz: Grundstein in frühester Jugend gesetzt

Wie Menschen in ihrem Alltag auf kleine oder größere Störungen reagieren, hänge von verschiedenen Faktoren ab: genetische Voraussetzungen, die Kinderstube, der generellen Lebenseinstellung, dem aktuellen Stresslevel oder der Art, welche Aufmerksamkeit der Umgebung geschenkt wird.

„Einige Menschen haben das Glück einer stabilen Persönlichkeit voller Offenheit, Verträglichkeit und Optimismus.“ Unter anderem wird in frühester Jugend der Grundstein gesetzt, gut mit Stress umzugehen. Zum Beispiel durch Empathie, die Fähigkeit Gefühle anderer zu verstehen und darauf zu reagieren, oder Impathie, bezogen auf die eigenen Gefühle.

Je nach Ausprägung könne es schwerer sein, mit Alltagssituationen umzugehen. „Diese Menschen sind eher Opfer als Gestalter ihrer Gefühlsschwankungen.“ Ein Mensch raste so schneller aus, wenn ihm einer im Wege stehe. Dallwitz-Wegner sagt, er verwende ein ganz ähnliches Beispiel in seinen Glücks-Seminaren: „Stell dir vor, vor dir läuft oder fährt jemand langsamer, als du das willst.“ Das sei ein schönes Beispiel, um mehr Gelassenheit im Alltag zu üben.

Glücklichsein und Gelassenheit üben: So wird der Wochenmarkt-Besuch stressfrei

Glücklichsein, das könne geübt werden, sagt der Experte. Im Falle des Hamburgers hätten in dieser Situation zum Beispiel Atemtechniken, Ablenkung oder eingeübte Sätze als „Ersthilfemaßnahme“ bewirken können, dass er Ruhe zu bewahrt. Aber genauso jenen Menschen, die vor ihm liefen und vermeintlich aggressiv antworteten.

Dankbarkeit lernen, sich an kleinen Dingen zu erfreuen, Meditieren und das eigene Brodeln der Gefühle zu erkennen, bevor der Vulkan ausbricht, seien langfristige Methoden, um gelassener durch den Alltag zu gehen. „Je mehr Menschen auf dem Isemarkt sich auf diese ‚Glücksreise‘ begeben, desto weniger Stress wird es da geben – ganz im Gegenteil mehr Lachen, Achtsamkeit und Verständnis.“

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